Finissage „Ein Bild von einem Indianer“ – Ernst-Bloch-Zentrum und Stadtmuseum Ludwigshafen laden ein

Am letzten Tag der Ausstellung "Ein Bild von einem Indianer" im Rahmen des "Heldensommers mit Karl May" im Ernst-Bloch-Zentrum, Walzmühlstraße 63, bietet der Kurator Dr. Frank Deg-ler am Freitag, 28. September 2012, 17 Uhr eine kostenlose Führung durch die Ausstellung mit Bildern von Michael Sowa, Frank Dill, Eric Klemm und "Pfälzer Indianern" an. Anschließend zeigt das Stadtmuseum im Rathaus-Center um 19 Uhr den Wild-Westfilm "Bull Arizona – Der Wüstenadler" (1918, Regie: Phil Jutzi).

Dr. Klaus-Jürgen Becker vom Stadtarchiv Ludwigshafen und Dr. Regina Heilmann vom Stadtmuseum führen in die (film-)historischen Hintergründe des "Pfälzer Hollywoods" ein. Volker Haffner, stellvertretender Leiter der Musikschule der Stadt Ludwigshafen sorgt für die musikalische Live-Begleitung des Stummfilms. Der Eintritt ist frei.

Die Ausstellung "Ein Bild von einem Indianer" findet im Rahmen des Kultursommers Rheinland-Pfalz statt. Thema der Ausstel-lung sind die verschiedenen Bilder, die sich Kunst und Alltags-kultur von "dem Indianer" gemacht haben. Zu sehen sind Originalillustrationen der Künstler Michael Sowa und Klaus Dill zu den im Haffmans-Verlag erschienen Karl-May-Ausgaben sowie Portraitfotografien aus der Serie "Silent Warriors" von Eric Klemm. Kontrastiert werden diese künstlerischen Annäherungen an die Bildwelt Karl Mays und die heutige Realität der Native Americans von Indianer-Verkleidungsfotos aus Ludwigshafen und Umgebung. Ein weiterer Teil der Ausstellung sind Artefakte von Indianervereinen und privaten Sammlern, die zum Teil aus der Tradition der Arbeitervereine des frühen 20. Jahrhunderts stammen.

Den historischen Bezug zu den frühen Wild-Westfilmen von Pfälzer Filmemachern wie Phil Jutzi und Hermann Basler greift im Anschluss an die Führung im Ernst-Bloch-Zentrum die Film-Finissage im Stadtmuseum auf. In der Frühzeit des Films und noch bis in die 1920er Jahre hinein gab es im Rhein-Neckar-Raum erstaunliche Ansätze, zu einem regionalen Filmzentrum zu werden. Auch wenn dies letztlich nie eintraf, so haben die Städte Heidelberg und Ludwigshafen doch entscheidend zum frühen Filmschaffen beigetragen. In den Steinbrüchen bei Dossenheim an der Bergstraße sowie im Maudacher Bruch in Ludwigshafen entstanden dabei auch eine Reihe bemerkenswerter Stummfilm-Western.

Einer dieser hiesigen Film-Pioniere, neben späteren Berühmt-heiten wie Wilhelm (William) Dieterle, Kurt (Curtis) Bernhardt und Arnold Fanck, war Hermann Basler, 1896 in Ludwigshafen geborener Chemiker-Sohn. Vom frühen amerikanischen Film-schaffen beeinflusst, erschuf er die Figur des "Bull Arizona": ein Außenseiter, bewaffnet mit seinem Colt und am Rande der Gesellschaft. Mit dem Sechsakter "Bull Arizona" (Regie: Phil Jutzi) begann eine ganze Reihe lokaler Wildwest-Filme. Während die Innenaufnahmen zunächst im Heidelberger Studio gedreht wurden, entstanden viele der Außenszenen inmitten der Altrhein-wiesen des Maudacher Bruchs. Als Komparsen dienten Männer, Frauen und Kinder der unmittelbaren Umgebung – so vor allem aus dem Arbeiterviertel Hemshof. Geradezu Kultstatus erlangte, wer nach Drehschluss noch in vollem Indianer-Ornat in einer der vielen Hemshöfer Kneipen sein Bier trank…

Dr. Klaus-Jürgen Becker, stellvertretender Leiter des Stadtarchivs Ludwigshafen, berichtet von den Menschen und ihren Lebensbedingungen im schnell wachsenden Arbeiterstadtteil Hemshof um die Wende des 20. Jahrhunderts. Dr. Regina Heilmann, Leiterin des Stadtmuseums, erläutert die Hintergründe der Filmentstehung von "Bull Arizona". Die noch vorhandenen Akte werden im Stadtmuseum auf 16mm-Rolle gezeigt. Eine musikalische Untermalung rundet die Filmvorstellung ab.

Anschließend endet der Heldensommer für alle Nachtschwärmer noch stilecht in den Räumlichkeiten des "Sit In" in der Prinzregentenstraße, nur wenige Minuten vom Stadtmuseum entfernt und dank Betreiberin Rosa Ullrich seit Jahren fester Bestandteil der Hemshofer Kneipenszene.