Ein freier Held in Licht und Schatten: „Siegfried… ohne Worte“

Siegfried sucht Brünhilde

„Siegfried… ohne Worte“: Das ist die ideale Hin- und Einführung in die Welt der Wagneropern – nicht nur für Kinder ab 8 Jahren, wie es in der Ankündigung heißt, sondern auch für Erwachsene. Als Schattentheater bringen elf Mitglieder des Junges-Spiel-Theaters (JUST) unter Leitung von Éva Adorján die Handlung aller drei Akte der Oper auf die große Bühne des Pfalzbaus. In „Morphsuits“, unterstützt durch raffinierte Licht- und Projektionstechnik, erzählen sie das Leben des jungen Siegfried, der seine Feinde schlägt, gegen Drachen kämpft und schließlich die große Liebe findet.

Mit „Schattentheater“ ist das am vergangenen Sonntag aufgeführte Projekt von Regisseurin Ardorján allerdings nur unzureichend beschrieben. Den dritten Teil von Richard Wagners Tetralogie mit Jugendlichen von 8 bis 19 Jahren aufzuführen, war eine große Herausforderung – und sie wurde großartig gemeistert. Dass auch im Orchester junge Musikerinnen und Musiker neben gestandenen Philharmonikern mitwirken, ist zudem eine bemerkenswert gute Idee.

Unter der musikalischen Leitung von Jesko Sirvend sitzen im Orchester 43 Musikschüler zwischen 12 und 19 Jahren. Sie spielen gemeinsamen mit Mitgliedern der Deutschen Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz. Dabei sitzen in den Streichern an einem Pult jeweils ein Profi und ein Jugendlicher, bei den Bläsern sind die Stimmen ebenso aufgeteilt, hier übernehmen die Jugendlichen größtenteils sogar die schweren, von Wagner komponierten, Soli. Bei diesen exponierten Passagen war am vergangen Sonntag zwar der eine oder andere aufgeregte Ton zu hören, doch weder die Leistung noch der Gesamteindruck wurden dadurch geschmälert.

Die Originalfassung dauert je nach Inszenierung vier bis fünf Stunden. Siegfrieds Abenteuer vom Schmieden des mächtigen Schwertes Nothung bis zur Errettung der holden Brünhilde in nur 70 Minuten zu erzählen, verlangte somit nach heftigen Kürzungen. Dies gelingt, indem sich die Inszenierung ganz auf Siegfrieds Abenteuer konzentriert und die ansonsten großen Raum einnehmenden Charaktere, wie Wotan, Fafner oder Alberich, auf das Nötigste beschränkt werden. Und natürlich durch das Weglassen der „Worte“.

Nach dem dritten Akt ertönte lang andauernder Applaus. Nicht nur, weil viele Eltern und Musiklehrer im Publikum saßen, sondern absolut zu recht.
Im Anschluss an die Vorstellung begingen alle Beteiligten gemeinsam mit dem Publikum eine kleine Feier im Gläsernen Foyer. Ardorján wies in einer kurzen Rede auf die herausragende Disziplin und Leistung aller jungen Teilnehmerinnen und Teilnehmer hin. Gerecht verteilte sie das Lob auch auf die Mitwirkenden hinter der Bühne und auf die Schülerinnen und Schüler der Berufsbildenden Schule Technik 2, die mit kreativen Entwürfen zum Bühnenbild beigetragen haben.