Fünf Kandidaten für Pfalzpreis für Musik nominiert

Preisträger werden bei Pfalzpreis-Gala bekannt gegeben

Eine mit Fachleuten besetzte Jury unter Vorsitz des Bezirkstagsvorsitzenden Theo Wieder hat fünf Komponisten für den Pfalzpreis für Musik nominiert. Sie sind in die enge Wahl für den mit 10.000 Euro dotierten Hauptpreis beziehungsweise für den mit 2.500 Euro belohnten Nachwuchspreis gekommen, die der Bezirksverband Pfalz zum ersten Mal in der Sparte Vokal- und Instrumentalmusik vergibt.

Die Preisträgerinnen beziehungsweise Preisträger werden im Rahmen der öffentlichen Pfalzpreis-Gala am Samstag, 17. November, um 19.30 Uhr im Pfalztheater Kaiserslautern bekannt gegeben.

Sidney Corbett, Professor für Komposition an der Musikhochschule Mannheim, ist für seinen kammermusikalischen Vokalzyklus „Rasch“ nominiert. Der Zyklus für Sopran-Stimme, Klarinette, Viola, Violoncello und Klavier besteht aus acht kürzeren Sätzen; drei instrumentale Vor- und Zwischenspiele strukturieren die Abfolge von fünf Liedern. Textgrundlage sind Fragmente aus dem Essayband „Der entgegenkommende und stumpfe Sinn“ des Philosophen Roland Barthes, dessen Aufsatz zur Musik Robert Schumanns auch den Titel für Sidney Corbetts „Rasch“ gab. Das Werk entwickelt sich in erster Linie aus Wiederholungsrastern, wie der Wiederkehr von identischen Rhythmusmodellen, von Einzeltönen oder von Kurzmotiven.

Das achtminütige Kammermusikwerk „Un instant d’ ombre“, das die Komponistin Kathrin A. Denner frei mit „Ein kurzer Schattenwurf“ übersetzt, wurde am 31. Oktober 2011 uraufgeführt. Geschrieben ist es für Violine, Viola, Violoncello und Akkordeon, deren klangliche Nähe bewusst gesucht wurde. Die Instrumente verschmelzen miteinander, lediglich vereinzelte Lichtreflexe durchziehen die Verschattungen. Denner ließ sich bei einem mehrmonatigen Aufenthalt in Kirn auch von den Pfälzer Wäldern für ihr Quartett inspirieren, das sich, so die Komponistin, „ausgehend vom kolorierten Einzelton zu einer ausdrucksvoll-atmosphärischen und melodischen Welt“ entwickelt.

Jörg Mainka lebt und arbeitet in Landau und ist Professor für Musiktheorie in Berlin. Er hat die Jury mit seiner „Kammer-Musik“ mit dem Untertitel „work in progress für wechselnde und wachsende Besetzung“ überzeugt. Sie besteht aus vier kammermusikalischen Kompositionen, die zwischen 2010 und 2012 entstanden und sowohl als Zyklus wie auch einzeln aufgeführt werden können: „Venezianische Eröffnung“ für Gitarrenduo, „Wie er lächelt, mild und leise“ für Klavierduo, „Transformation tournante“ für Oboe, Violoncello und Klavier sowie – das ambitionierteste und gewichtigste unter den vier Stücken – „Vorläufiges Endspiel“ für Streichquartett.

Weiterhin wählte die Jury „Memoriae“ von Werner Heinrich Schmitt, der seit 1991 in der Pfalz lebt und an der Musikschule des Rhein-Pfalz-Kreises arbeitet, in den engeren Kreis der Nominierten. Das vielleicht persönlichste unter allen eingereichten Werken, das aus vier Liedern für Mezzosopran und Klavier besteht, bezeichnet der Komponist als „direkte Reaktion“ auf den Tod seiner Mutter. Dem entspricht die Textauswahl: ein chinesisches Totengedicht aus dem 9. Jahrhundert, der Text des Dichters Detlev von Liliencron „Meiner Mutter“ aus dem 19. Jahrhundert, ein ägyptisches Totengebet nach einem unbekannten antiken Autoren und ein Zitat aus Friedrich Hölderlins Briefroman „Hyperion“.

Für ihr Orchesterwerk „Recherche sur le fond“ wurde Charlotte Seither nominiert, die in der Südpfalz geboren und aufgewachsen ist und in Landau lebt. Das Werk, das im Juni 2011 uraufgeführt wurde, setzt sich mit wahrnehmungspsychologischen Phänomenen der philosophischen Fragestellung nach dem Bezug von Detail und Ganzheit auseinander. „Recherche sur le fond“ beschäftigt sich mit dem Blick auf den Tiefengrund, der sich nach innen und zugleich nach unten, auf den letzten Grund, richtet und sich in einer weit aufgefächerten Klangsprache darlegt. „Wir müssen das Einzelne aus dem Blick nehmen, um in eine umfassendere Wahrnehmung von Form und Zeit eintauchen zu können“, kommentiert die Komponistin ihr Werk.

Neben Theo Wieder gehörten dem Preisgericht Prof. Dr. Jürgen Blume von der Hochschule für Musik der Johannes-Gutenberg-Universität Mainz, Barbara Esser vom Pfalzbau Ludwigshafen, die zugleich einen Lehrauftrag an der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Frankfurt hat, Prof. Peter Leiner, Mitglied der Deutschen Radio Philharmonie Saarbrücken-Kaiserslautern sowie des „Rennquintetts“ und Professor an der Hochschule für Musik Saar, Prof. Rudolf Meister, Rektor der Musikhochschule Mannheim, Dr. Frank Pommer, leitender Musikredakteur der „Rheinpfalz“ Ludwigshafen, und Uwe Sandner, Generalmusikdirektor des Pfalztheaters Kaiserslautern, an.

Die Nominierten und ihre Werke werden bei der Pfalzpreis-Gala vorgestellt, bevor die Bekanntgabe der Preisträger erfolgt. Die Moderation übernehmen Tanja Hermann und Günther Fingerle vom Pfalztheater, die musikalische Gestaltung liegt in Händen des Pfalztheater-Orchesters unter Leitung von Generalmusikdirektor Uwe Sandner. Der Eintritt ist frei (Einlass ab 19 Uhr, freie Platzwahl).