Domweihfest: Bischof Wiesemann bezeichnet „Jahr des Glaubens“ als „Riesenchance“ – Auf suchende Menschen zugehen

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Die Fenster der Kirche zur Welt hin weit zu öffnen – dieses Anliegen des Zweiten Vatikanischen Konzils (1962-1965) stand am Sonntag ganz im Mittelpunkt des Pontifikalgottesdienstes zum Domweihfest in Speyer. Bischof Dr. Karl-Heinz Wiesemann rief dazu auf, alte Fronten zugunsten eines „gemeinsamen Größeren“ aufzubrechen und auf Menschen außerhalb der Kirche zuzugehen.

Das „Jahr des Glaubens“, das Papst Benedikt XVI. am Donnerstag 50 Jahre nach dem Beginn des Zweiten Vatikanischen Konzils eröffnen wird, bezeichnete der Bischof als eine „Riesenchance, um sich mit suchenden Menschen auf die Entdeckungsreise der Schönheit und Wahrheit des christlichen Glaubens zu begeben“. Zeichenhaft wurde am Ende des Gottesdienstes das Hauptportal der Kathedrale ganz geöffnet.

In seiner Predigt sagte Bischof Wiesemann, dass heute das alte Gegeneinander von Atheismus/Laizismus und Glaubenshaltungen, die sich in eigene Räume als einer festen Burg zurückziehen wollten, wieder bedauerlicherweise lauter werde. Dagegen sei es dem Zweiten Vatikanischen Konzil nach zwei verheerenden Weltkriegen um ein Versöhnungsangebot in dem Bewusstsein gegangen, dass nur ein gemeinsames Suchen und Ringen zu der von Gott anvertrauten Wahrheit führen könne. Das Konzil habe die Kirche keineswegs an die Welt anpassen wollen, sondern vielmehr darauf abgezielt, den Glauben zu vertiefen. Gott, der mit den Menschen gehe, könne „sich auch im Fremden, im ganz Anderen zeigen“, betonte der Bischof.

In einer Zeit, in der Debatten wie etwa nach dem Beschneidungsurteil wieder aggressiver geführt würden, sei es wichtig, auch die vielen nachdenklichen Menschen wahrzunehmen. Es gelte, nicht die alten Machtkämpfe der vergangenen Jahrhunderte mit neuen Medien zu wiederholen, sondern zu einer gemeinsamen Mitte der Gesellschaft zu finden und in einen wirklichen Dialog einzutreten.

Zum Auftakt des festlichen Gottesdienstes, den der Limburger Domchor unter Leitung von Domchordirektorin Judith Schnell und Domorganist Markus Eichenlaub musikalisch mitgestalteten, hatte Bischof Wiesemann die Speyerer Kathedrale ein „Abbild des himmlischen Jerusalems“ genannt. Der Dom, vor 951 Jahren geweiht, führe die Vision vor Augen, dass Gott Menschen verbinden wolle, um mit ihnen das Reich des Friedens, der Wahrheit, Liebe und Gerechtigkeit zu errichten.