Vortrag: Wiederansiedlung der Jüdischen Gemeinde im Mittelalter

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Über die Wiederansiedlung der Speyerer Judengemeinde nach den Pestverfolgungen von 1348 bis 1350 referiert Dr. Jörg Müller, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Arye-Maimon-Institut für Geschichte der Juden in Trier, am Mittwoch, dem 17. Oktober 2012, um 18.30 Uhr, im Stadtarchiv Speyer.

Der Referent stellt die Frage, in welchem Maße die Wiederansiedlung von Juden in Speyer und anderentraditionellen Zentren im Zeitraum von etwa 1350 bis 1370 auf freiem Willen beruhte oder von christlichen Herrschaftsträgern –möglicherweise sogar unter Anwendung von Zwangsmaßnahmen – forciert wurde. Denn in diesen jüdischen – und zugleich christlichen – Zentren bestand aufgrund ihrer exponierten wirtschaftlichen Bedeutung ein gesteigerter Kreditbedarf, der neben der Aussicht auf weitere finanzielle Einnahmen in Form direkter Steuern eine rasche Wiederansiedlung der noch kurz zuvor als „Brunnenvergifter“ beschuldigten Juden attraktiv erscheinen ließ.

Von den Verfolgungen des „Schwarzen Todes“ sind im Deutschen Reich um 1348/1349 – abgesehen von einigen Regionen im Osten und Südosten – nur wenige jüdische Niederlassungen verschont geblieben. Auch die jüdische Gemeinde von Speyer litt schwer unter den Verfolgungen.  Nach den Pogromen siedelten sich die überlebenden Juden, soweit sie nicht in den Osten oder nach Norditalien abgewandert waren, vornehmlich in ihren traditionellen religiösen und gemeindlichen Zentren an, so auch in Speyer.