Restaurator Hubert Schneider baut Turm für Treppenteile der Speyerer Kathedrale

Ehrwürdiger Platz für Stufen des Domes

Wenn die Stufen des Speyerer Domes erzählen könnten, träten sicher manche spannenden Geschichten zutage. Ein Hauch dieser Nostalgie weht seit einigen Wochen in der Hauptstraße von Großkarlbach. Restaurator Hubert Schneider hat die Chance, historischen Domtreppen auf seinem eigenen Grund eine neue Nutzung zu geben. In dem Weltkulturerbe selbst boten sie nicht mehr die notwendige Sicherheit für die Besucher, bei Schneider werden sie zu einem besonderen Aufgang eines speziell hochgemauerten Turmes.

Der anhaltende Nutzen der Domtreppe hat Spuren hinterlassen. Der Sandstein ist ausgewaschen, weist Kuhlen auf. Die Freude der Architekten des 19. Jahrhunderts, mit ihren Berechnungen ans Äußerste zu gehen, wird deutlich. Um 1860 ist die Domtreppe errichtet worden. „Dass es einmal zu Problemen kommen könnte, hat man nicht gedacht“, sagt Domkapitular Peter Schappert.

Er war es, der Schneider die Stufen vermittelt hat. „Wir haben sie ihm gerne gegeben“, betont Schappert. Vier Meter hoch sei die Treppe insgesamt gewesen, ein Teil davon sei nach Großkarlbach gelangt. „Von der Konstruktion her war sie nicht zu halten“, bestätigt Schappert die angegriffene Bausubstanz.

Bei Schneider selbst kam erst die Treppe, dann die Idee. „Ich musste einen ehrwürdigen Platz entwickeln“, betont der Restaurator. Dass er ein Meister seines Fachs ist, spiegelt sich in der Gemeinde Großkarlbach wider. Vieles hat er zum Erhalt des historischen Dorfbildes beigetragen, hat dafür schon die Verdienstmedaille des Landes Rheinland-Pfalz erhalten.

„Die Treppe war frei stehend und als solche nicht mehr zu gebrauchen, weil sie zu wackelig und instabil geworden war“, beschreibt Schneider zusammenfassend den Zustand des ihm überbrachten „Präsents“. Für ihn sei sofort klar gewesen: Geschützt aufgebaut werden müssen die Stufen. Auf die theoretischen Überlegungen folgte die praktische Umsetzung, die in einen sechseckigen Turm mündet. „Außen mit Pfälzer Sandstein abgemauert“, wie Schneider hervorhebt.

Das Fundament sei installiert gewesen, der runde Zylinder sei gefolgt, Stufe um Stufe habe sich der Fachmann -teilweise mit Unterstützung aus der eigenen Familie – vorgearbeitet. Echte Handarbeit also und das bei bis zu 400 Kilo schweren Einzelstufen. „Ich habe extra eine Kranvorrichtung gebaut mit elektrischem Zug, um die Stufen aufeinander setzen zu können“, erklärt Schneider. Zwei pro Tag habe er bei seinem bisherigen Einsatz fertig gebracht, 18 würden insgesamt verbaut. Seit Sommer dieses Jahres ist er damit beschäftigt, die Domtreppe in neuer Stätte herzurichten.

„Bis alles fertig ist, habe ich Baudetails aus mindestens zehn historischen Objekten verarbeitet“, verrät der Restaurator. Das Mauerwerk stamme beispielsweise aus Kirchheim, der Sockel aus Godramstein, die noch einzusetzenden Renaissancefenster für das aufzusetzende Stockwerk aus Gundheim, der Türeingang oben aus Osthofen. Aus verschiedenen Orten sei das Fachwerkholz beigeschafft worden, ebenso die alten Biberschwänze für das Zeltdach.

Etwa acht Meter hoch soll der Turm im Garten mit einer Seitenlänge von je 1,47 Meter alles in allem werden. Aktuell sind 3,20 Meter geschafft. Ganz oben sollen ein Ausgang entstehen und ein optischer Abschluss. „Etwas Kugeliges“ stellt sich Schneider vor. Vielleicht auch eine Wetterfahne, die er bereits in seinem „Fundus“ hat. Mit einer Fertigstellung des Objekts in diesem Jahr ist aber laut Schneider nicht mehr zu rechnen. „Ich muss den Turm einrüsten lassen, da das Anbringen der Biberschwänze eine diffizile Sache ist“, merkt er an.

Domkapitular Schappert ist mit dem Ergebnis bereits mehr als zufrieden. „Einen Aufbau der Treppe in ihrem bisherigen Zustand hatte ich mir nicht vorgestellt. Das war nicht möglich“, merkt er an. Von der Kreativität Schneiders im Zusammenhang mit einem würdevollen Nutzen der Stufen aus der Kathedrale ist Schappert beeindruckt. Auf die Einweihung des Turmes ist er bereits jetzt gespannt.