Zwei junge Wissenschaftlerinnen der Medizinischen Fakultät Mannheim ausgezeichnet

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Dr. Sonja Thaler und Julia Köck sind die beiden Wissenschaftlerinnen, die am 10. November 2012 im Rahmen der Jahres­­tagung der Arbeitsgemeinschaft der Tumor­zentren und Onkologischen Schwerpunkte und Arbeits­­­­­kreise in Baden-Württemberg (ATO) mit den Forschungspreisen des Onkologischen Arbeits­krei­ses Mannheim (OAK) aus­ge­zeichnet wurden.

Als „wichtige und wegweisende Forschungsarbeit auf dem Gebiet der klinischen Krebsforschung“ hat der OAK die Arbeit von Dr. Sonja Thaler gewertet, in der sie die Bedeutung des Tumorsuppressors RASSF1A auf die Entstehung Östrogen-Rezeptor positiver Brust­tumoren untersucht. Sie erhielt dafür den mit 1.000 Euro dotierten Preis für klinisch-onko­logische Forschung. Dr. Thaler leitet ein eigenes von der DFG gefördertes Projekt. Ihre Forschungsarbeit führt sie im Labor von Professor Dr. Jonathan P. Sleeman durch, der die Abteilung für Mikrovaskuläre Biologie der Medizinischen Fakultät Mannheim leitet.

Rund 70 Prozent aller Brusttumore sind Östrogen-Rezeptor α positiv. Es ist bekannt, dass der Östrogen-Rezeptor α eine Bedeutung für das Wachs­tum dieser Tumore hat. Unklar ist jedoch, inwie­weit der Rezeptor auch zur Entstehung der Brust­tumo­­re beiträgt. Es ist aber auch bekannt, dass der Rezeptor eine zentrale Rolle für die Bildung und Funktion des gesunden Brust­­gewebes spielt. Daraus schloss Dr. Thaler, dass sich der Östrogen-Rezeptor α in normalem Gewebe an­ders verhält als im Tumor. Als mögliche Erklärung ver­­mu­tete sie, dass im gesunden Brustgewebe Regu­la­­to­ren existieren, die die Funktion dieses Rezeptors genau kontrollieren. Kommt es zum Verlust eines solchen Regulators, sollte dies zu einer veränderten Funktion des Östrogen-Rezeptors α führen und somit zur Entstehung von Brusttumoren beitragen.

Dr. Thaler gelang es nachzuweisen, dass ein Protein der RAS association domain family, das RASSF1A, den Östrogen-Rezeptor α in gesunden Zellen regu­liert und damit das Östrogen-abhängige Tumorzell­wachstum unterbindet. Ist umgekehrt RASSF1A nur in geringer Konzen­tration oder gar nicht in der Zelle vorhanden, wird der Östrogen-Rezeptor α vermehrt gebildet, was wiederum mit Tumorentstehung und vermehrtem Tumorzellwachstum einher­geht.

Diese Beobachtung könnte wichtig für die Therapie von Brusttumoren sein, wenn es nämlich gelingt, in Tumoren mit einer zwar vorhandenen, aber nur ge­ringen Expression des RASSF1A, diese nach oben zu regulieren. Einen möglichen Kandidaten dafür hat Dr. Thaler in dem Wirkstoff Bortezomib identifizieren können. Bortezomib hemmt wie RASSF1A die Trans­kription des Östrogen-Rezeptors und hemmt darüber hinaus nachweislich auch den Abbau von RASSF1A. Bortezomib könnte daher die Therapie dieser Brust­tumoren verbessern, was im Rahmen einer klinischen Studie untersucht werden sollte.

Mit dem Promotionspreis des OAK ist Julia Köck für ihre exzellente onkologische Doktorarbeit ausge­zeich­­­net wor­den. Entstanden ist die Arbeit an der Klinik für Strahlentherapie und Radioonkologie (Direktor: Pro­fessor Dr. med. Frederik Wenz), betreut wurde sie von Doktorvater Professor Dr. med. Frank Lohr. Der Promo­tionspreis ist mit einer Annerkennungsprämie von 200 Euro ausgestattet.

Ziel der prämierten Arbeit, die sich mit der Strah­len­therapie bösartiger Tumore des Lymphsystems (Me­diastinales Hodgkin-Lymphom) befasst: Spät­­­­fol­gen, die durch die Strahlentherapie dieser Erkran­kung ent­stehen können, so gering wie möglich zu halten. Dies ist beim Hodgkin-Lymphom von besonderer Bedeu­tung, weil die Heilungschancen dieser Krebs­er­­kran­­­­­kung hoch sind, mit Fünf-Jahres-Überlebens­ra­ten von über 90 Prozent. Daher ist es umso wichtiger, eine möglichst hohe Lebensqualität zu erhalten, da­mit die Patienten nicht durch Spätfolgen der Thera­pie – etwa Schäden am Herzen oder Zweit­tu­mo­ren der Lunge oder Brust  – beeinträchtigt sind.

Dem vorgegebenen Ziel näherte sich die junge Wis­sen­schaftlerin, indem sie die Ergebnisse unterschied­li­cher Variablen verglich: Durch Reduk­tion der Be­strah­lungs­volumina, die Anwendung bestimm­ter mo­derner Bestrahlungstechniken (Intensitätsmo­du­­lierte Strahlentherapie, IMRT) und unterschiedliche Metho­den der Dosisberechnung.

Bei der Verkleinerung des Bestrahlungsfeldes kommt es darauf an, das richtige Maß zu ermitteln, bei dem die Belastung so gering wie möglich ist, ohne den Nutzen, also den Heilungserfolg, zu verringern. Auch beim Einsatz der Intensitätsmo­du­­lierten Strahlen­therapie, die potenziell zu einer deutlichen Dosis­reduktion in zu schonenden Organen führt, müssen im Einzelfall die Vor- und Nachteile der Technik ab­ge­wogen werden. Julia Köck konnte in ihrer Arbeit die dafür wesentlichen Rahmenbedingungen definie­ren.