AfB Mannheim: Eine Gemeinschaftsschule für den Mannheimer Süden?

v.l.: Matthias Mackert, Gabriele Warminski-Leitheußer, Endrik Ebel, Julia Lück

Könnte eine Gemeinschaftsschule zum Beispiel auf der Rheinau eine gute Ergänzung der Mannheimer Schullandschaft sein? Kultusministerin Gabriele Warminski-Leitheußer und Gesamtelternbeirat Matthias Mackert sind davon überzeugt und waren am vergangenen Mittwoch in Begleitung von Schulrat Endrik Ebel vom Staatlichen Schulamt Mannheim auf der Rheinau um für diese Schulform zu werben. Auf Einladung der Arbeitsgemeinschaft für Bildung in der SPD und moderiert von Julia Lück stellten sich die Fachleute den Fragen der Gäste im Seniorenzentrum Rheinauer Tor am Karlsplatz.

Um dem interessierten Publikum aus Schulleiterinnen und Schulleitern, Eltern, Lehrerinnen und Lehrern und der Bürgerschaft einen Einblick in das Konzept Gemeinschaftsschule zu bieten zeigte die Arbeitsgemeinschaft für Bildung ( AfB ) einen Film über die Erfahrungen aus den ersten Gemeinschaftsschulen in Baden-Württemberg. Mit der Gemeinschaftsschule verabschieden wir uns von der Idee, Kinder nach der vierten Klasse aus ihrem gewohnten Umfeld zu reißen. Kinder aller Leistungsniveaus sind gemeinsam in einer Lerngruppe und lernen anhand eines Lehrplans gemäß ihrer jeweiligen Leistung. Großen Wert wird dabei auf das selbständige Erarbeiten und das Lernen in der Gruppe gelegt, so dass nicht der Konkurrenzdruck, sondern Teamfähigkeit und Kommunikationsfähigkeit im Vordergrund stehen. In dieser Konstellation werden aus Lehrern Lernbegleiter, die die Kinder darin unterstützen ihr Lernpotenzial voll auszuschöpfen. Die Zeiten des Frontalunterrichts im festen Klassenraum sind in der Gemeinschaftsschule Vergangenheit. „Wie kann man sich das denn genau vorstellen?“, wollte daher auch Moderatorin Julia Lück von den Experten wissen. „Den meisten unter uns dürfte beim Gedanken Schule das Bild vom Klassenraum mit fester Sitzordnung, Lehrerpult und Tafel fest verhaftet sein.“ Den Schülerinnen und Schülern in vielfältigen Räumen auf vielfältige Arten und mit vielfältigen Methoden den Lernstoff näher zu bringen, damit jede und jeder für sich sein Potenzial ausschöpfen kann, ist ein Grundgedanke der Gemeinschaftsschule. Dies muss sich dann auch auf die räumliche Gestaltung einer Schule auswirken. So ergänzen zum Beispiel Gruppenarbeitsräume und Lernnischen die Klassenräume.
Welche Voraussetzungen eine Schule mitbringen müsste, um die Gemeinschaftsschule beantragen zu können, wollte das Publikum als nächstes wissen. Kultusministerin Warminski-Leitheußer erläuterte, dass eine Gemeinschaftsschule in der Regel zwei- oder mehrzügig sein muss. Jede weiterführende Schule kann die Gemeinschaftsschule beantragen. Von zentraler Bedeutung sei das pädagogische Konzept. Dieses müsse zudem ein Ganztagsschulkonzept beinhalten. Darüber hinaus soll jede Schule, die Gemeinschaftsschule wird, von Anfang an den gemeinsamen Unterricht von Kindern mit und ohne Behinderung verwirklichen, konnte Endrik Ebel ergänzen. „Diese Maßnahme muss im Rahmen der Umsetzung der UN-Behindertenrechtskonvention in Zukunft an jeder Schule Stück für Stück umgesetzt werden. Deshalb ist es nur folgerichtig, dass dieser Schritt bei der Einführung dieser neuen Schulform von Anfang an mitgedacht wird“, legte Gesamtelternbeirat Matthias Mackert an dieser Stelle noch mal nach. Aus dem Publikum wurde in diesem Punkt noch mal nachgehakt und die vorhandene Kompetenz der Förderschulen hervorgehoben. Die Übertragung von sonderschulpädagogischen Konzepten in die Gemeinschaftsschule sei begrüßenswert, der Transfer von Wissen und Fähigkeiten der bestehenden Einrichtungen und Lehrkräften aber ein langwieriger und notwendiger Prozess der behutsam anzugehen sei.

Dass solch eine Schule nicht zum Nulltarif zu haben sei war allen Anwesenden ebenfalls klar. Zusätzliche Lehrerstunden werden an einer Gemeinschaftsschule schon allein wegen dem Ganztagsbetrieb notwendig, aber auch vom Land genehmigt, konnte die Ministerin berichten. Die Infrastrukturkosten die ebenfalls in erster Linie für den Ausbau zu einem Ganztagsbetrieb insbesondere also mit dem Bau einer Schulmensa anfallen, würden den jeweiligen Schulträger, im Falle der Rheinau also die Stadt Mannheim treffen. Die Gemeinderatsmehrheit unterstützt deutlich die Entwicklung von Gemeinschaftsschulen. wenn sich die Schulgemeinschaft auf den Weg zur Gemeinschaftsschule machen würde, dies vom Gebäude realisierbar wäre und eine stabile Perspektive beispielweise anhand der Schülerzahlen erwartbar wäre, hieß es von Herrn Jahre, vom Fachbereich Bildung, als Schulträger.

Zum Ende der Veranstaltung wurde noch einmal darauf verwiesen, dass neben allen sonstigen Voraussetzungen in erster Linie die Schulleitung und das Lehrerkollegium mit einem schlüssigen pädagogischen Konzept und mit der Unterstützung der Elternschaft einen Antrag stellen müssen. Wenn die Schule und das Umfeld die Gemeinschaftsschule nicht will, dann hilft auch aller politischer Wille nicht, dieses Konzept zu einem Erfolg zu machen. Von einer Gemeinschaftsschule können alle Beteiligten profitieren, war sich das Podium einig. Die Lehrer und Schüler durch ein auf Zusammenarbeit ausgerichtetes Lernklima. Die Eltern, indem ihre Kinder mit persönlichen Erfolgserlebnissen aus der nahegelegenen Schule kommen und ohne Hausaufgaben und ohne Frust direkt in das Familienleben einsteigen können. Die Stadtteile gewinnen im besten Fall eine weiterführende Schule die zukunftsfest ist und unter Umständen sogar bis zum Abitur führt. „Wir bieten unsere Unterstützung an. Machen wir uns gemeinsam auf den Weg. Wir sehen in der Praxis, diese Mühe lohnt sich“, so Kultusministerin Warminski-Leitheußer zum Abschluss an die Gäste.