Weihnachten als Beginn des großen „Versöhnungsprojekts“ Gottes

Bischof Dr. Karl-Heinz Wiesemann (Foto: Bistum Speyer)
Bischof Dr. Karl-Heinz Wiesemann (Foto: Bistum Speyer)

Einen versöhnten Umgang mit Grenzen stellte Bischof Dr. Karl-Heinz Wiesemann in den Mittelpunkt seiner Predigt am ersten Weihnachtsfeiertag. Der Mensch sei in ständiger Versuchung zum Aufstand gegen sich selbst und gegen die ihm gesetzten Grenzen.

„Der mit sich selbst unversöhnte Mensch, der sich zum Herrn über die Schöpfung und zum Herrn über Leben und Tod macht, ist die eigentliche Quelle des Unfriedens.“ Das zeige sich besonders im Umgang mit dem Sterben. An dem Gesetzesentwurf der Bundesregierung, der die gewerbliche Beihilfe zum Suizid unter Strafe stellen will, kritisierte er die mangelnde „eindeutige Absage an die organisierte Sterbehilfe“. Schwerkranke Menschen bräuchten Beistand im Leben, nicht Mitwirkung am Sterben. Der Friede von Weihnachten könne in die Welt nur einkehren, wenn der Mensch die Grenzen annehme, die gesetzt sind. „Und deren erste ist: Der Mensch ist nicht Herr über Leben und Tod.“ Im Blick auf die Bewahrung der Schöpfung erinnerte Bischof Wiesemann an die Forderung von Papst Benedikt XVI. nach einer „Ökologie des Menschen“. Im Hinhören auf die Schöpfung sei es überlebenswichtig, dass sich der Mensch mit seinen Grenzen versöhnt.

„Weihnachten ist alles andere als ein Märchentraum oder eine Hollywood-Inszenierung“, so Bischof Wiesemann. Jesus habe alle Grenzen, die das irdische Leben setzt, restlos angenommen. Von der Geburt im Stall bis zum Tod am Kreuz habe er immer wieder Ausgrenzung und Einsamkeit erfahren. Der alles entscheidende Grund für die Menschwerdung Gottes sei die Liebe des Schöpfers zu dieser „begrenzten und nicht selten so elend verstörten Schöpfung“. Diese Liebe gehe über alle Vernunft. „Gott liebt uns in unseren Grenzen, Schwächen, in unserer Leiblichkeit, so wie wir sind.“ Er liebe die Menschen selbst in ihrer Wankelmütigkeit und ihrem Versagen. Weihnachten bezeichnete der Speyerer Bischof als den Beginn eines großen „Versöhnungsprojekts“. Die Liebe Gottes „will uns Tag für Tag ein bisschen fähiger machen, unserer Welt, uns und unserem Schicksal, unseren Nächsten und selbst unseren Feinden versöhnter zu begegnen.“