Kirchenpräsident Christian Schad hielt Predigt bei ökumenischem Gottesdienst im Speyer Dom

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Fremde Klänge begleiteten den Ökumenischen Gottesdienst zur Gebetswoche für die Einheit der Christen im Speyerer Dom. Instrumental- und Trommelmusik aus Indien, dargeboten von Mitgliedern der indischen Musikschule Ludwigshafen, knüpfte eine sinnliche Verbindung zum Schwerpunktland der diesjährigen Gebetswoche für die Einheit der Christen. Die Trommelmusik hat eine tiefe Bedeutung besonders für die Dalits, die Unberührbaren, die im indischen Kastensystem ganz unten stehen.

„Die Trommelklänge verdeutlichen, dass der Weg der Nachfolge ein Weg zu den Ausgegrenzten und Benachteiligten ist“, hob Bischof Dr. Karl-Heinz Wiesemann in seiner Begrüßung hervor. Im Blick auf das Motto des Gottesdienstes „Was Gott von uns erwartet“ rief er jeden Einzelnen, aber auch die christlichen Konfessionen dazu auf, sich Gott zu öffnen und auf dem Weg zur sichtbaren Einheit der Kirche Jesu voranzuschreiten. Das bedeute zugleich eine Hinwendung zu den Menschen am Rande der Gesellschaft. „Gott erwartet, dass wir unsere Stimme erheben und uns nach Kräften dafür einsetzen, dass der ganze Erdkreis immer mehr in sein Reich der Gerechtigkeit und des Friedens umgestaltet wird.“

Die Glaubens- und Gewissensfreiheit einzufordern und dafür zu sorgen, „dass kein Keil zwischen Menschen unterschiedlicher Religionen getrieben wird“, bezeichnete Kirchenpräsident Christian Schad in seiner Predigt als gemeinsame ökumenische Aufgabe Die Christen in der Bundesrepublik sollten sich dafür einsetzten, dass nicht Hass mit Hass, nicht Ideologie mit Ideologie beantwortet werde. Christen seien, wie zum Beispiel in Indien, immer wieder großem Leid ausgesetzt. Durch Hindu-Extremisten komme es zu religiös motivierten Pogromen gegen Christen, bei denen Menschen getötet, Kirchen und Wohnhäuser zerstört und Bibeln verbrannt würden. „Das darf weder verherrlicht noch verharmlost werden“, sagte Schad. Gerade deshalb träten die Kirchen für die Religionsfreiheit als universales Menschenrecht ein. Christen in Deutschland haben nach Aussage des Kirchenpräsidenten allen Grund, die Gemeinschaft untereinander zu feiern und Gott dafür danken. Dabei müssten die Christen unterschiedlicher Prägung nicht einander gleich werden, „aber lasst uns Christus gleich werden“, sagte Schad.

Persönliche Berichte gaben Einblick in indische Lebensverhältnisse

Die Katholikenratsvorsitzende Maria Faßnacht berichtete von ihren Eindrücken im Rahmen einer Reise nach Kalkutta. Die Begegnung mit Menschen, die durch eine „zum Himmel schreiende Ungerechtigkeit und Armut“ dazu gezwungen sind, auf den Müllbergen der indischen Metropole zu leben, schilderte sie als Herausforderung, den eigenen Lebensstil in Frage zu stellen, „um Schritt für Schritt für mehr weltweite Gerechtigkeit einzutreten.“ In einem weiteren persönlichen „Zeugnis“ erinnerte Anna Schöps an das Schicksal der unterdrückten und misshandelten Frauen und Mädchen in Indien und die furchtbaren Vergewaltigungen, die in den letzten Wochen die Öffentlichkeit erschütterten. „Schenke den Verantwortlichen die nötige Besonnenheit, Maßnahmen zu treffen, die zu einem besseren Schutz von Frauen vor Gewalt führen und lass auch uns für Geschlechtergerechtigkeit und die gegenseitige Wertschätzung von Männern und Frauen eintreten“, sagte Schöps in ihrer Fürbitte. Die junge Frau aus Haßloch war als Freiwillige für ein halbes Jahr in einem Kinderheim mit Schule für geistig behinderte Kinder an der indischen Westküste tätig gewesen.

Drei Symbole für die Einheit der Christen

Drei Symbole standen am Altar als Zeichen für die Einheit der Christen. Eine Bibel machte deutlich, dass Christen verschiedener Konfessionen gemeinsam unter dem Wort Gottes stehen und dadurch untrennbar miteinander verbunden sind. Ein Tuch, das beim „Tag der Ökumene“ im Rahmen der Heilig-Rock-Wallfahrt in Trier entstanden ist, symbolisierte in seiner verwobenen Buntheit die Vielfalt und das Miteinander der verschiedenen Kirchen. Eine Trommel war als Zeichen dafür ausgewählt worden, dass es zur Christusnachfolge gehört, sich von Unrecht und Leid berühren zu lassen, das laut wie Trommelschläge zum Himmel schreit.

An dem Gottesdienst wirkten Vertreter mehrere Kirchen mit, die in der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen (ACK) zusammengeschlossen sind. Dazu zählten auch Dompfarrer Matthias Bender, der protestantische Synodalpräsident Henri Franck, Pfarrer Marc Reusch von der protestantischen Dreifaltigkeitsgemeinde, Kantor Konstantin Tsolis von der griechisch-orthodoxen Kirchengemeinde Ludwigshafen sowie Hans-Erhard Wilms von der Baptistengemeinde in Landau als Vertreter der Freikirchen. An der musikalischen Gestaltung wirkten neben der indischen Musikschule Ludwigshafen auch die Evangelische Jugendkantorei der Pfalz unter Leitung von Landeskirchenmusikdirektor Jochen Steuerwald sowie Domorganist Markus Eichenlaub mit.