„Souls of Zen“: Dokumentarfilm zu Buddhismus in Japan nach dem Tsunami

Die Stadt Kesennuma nach dem Tsunami

Produktion des Religionswissenschaftlers Tim Graf ist Beitrag beim Filmfestival Max Ophüls Preis.

Ein Dokumentarfilm des Heidelberger Religionswissenschaftlers Tim Graf wird als Beitrag des 34. Filmfestivals Max Ophüls Preis gezeigt. Der Film „Souls of Zen: Nach dem Tsunami – Buddhismus und Ahnengedenken in Japan 2011“, der vom Sonderforschungsbereich „Ritualdynamik“der Universität Heidelberg gefördert wurde, hat am Mittwoch, 23. Januar 2013, im Rahmen der Veranstaltung seine Deutschlandpremiere. Auf dem renommierten Festival in Saarbrücken werden jedes Jahr einige der wichtigsten Beiträge des jungen deutschsprachigen Films prämiert. Der Beitrag „Souls of Zen“, den Tim Graf gemeinsam mit dem Fachmann für Medienkommunikation Jakob Montrasio drehte, wird in der Reihe „Spektrum“ zu sehen sein.

„Unser Film geht der Frage nach, welche Rolle der Buddhismus im Umgang mit dem Tod wie auch im Wiederaufbau der vom Tsunami betroffenen Regionen spielt“, erläutert Tim Graf. „Vor welchen Herausforderungen stehen buddhistische Priesterinnen und Priester als Helfer im Katastrophengebiet? Wie bewältigen die Hinterbliebenen das Erlebte? Wie verarbeiten die Betroffenen ihre Trauer und Verlusterfahrungen?“ Ursprünglich wollte der wissenschaftliche Mitarbeiter am SFB „Ritualdynamik“ lediglich als Ergänzung zu seiner Promotionsforschung die visuelle und materiale Kultur des Zen-Buddhismus im gegenwärtigen Japan filmisch erfassen, wozu er von 2010 an mit Jakob Montrasio und Produzent Michael Zimmer von der Medienkommunikationsagentur m&r Kreativ kooperierte. „Die Planung des Projekts war fast abgeschlossen, als inmitten unserer Vorbereitungen die Katastrophe über den Nordosten des Landes hereinbrach: das Erdbeben vom 11. März 2011, der darauffolgende Tsunami sowie die Nuklearkatastrophe in Fukushima“, erklärt Tim Graf.

Auf diese Weise entstand anstelle eines 30-minütigen Buddhismus-Films ein 90 Minuten langes Zeitdokument, das sowohl den Alltag im Katastrophengebiet als auch die Vielfalt des Zen-Buddhismus in Japan zeigt. „Es war nicht einfach, beide Hauptthemen in einem Film unterzubringen: Zum einen standen wir vor der Herausforderung einer umsichtigen filmischen Auseinandersetzung mit dem Unglück. Zum anderen rückten mit dem Fokus auf die Hilfe nicht allein Zen-buddhistische Akteure in den Mittelpunkt“, betont Tim Graf. Der Film erörtert, wie buddhistische Priesterinnen und Priester auf Erdbeben, Tsunami und atomaren GAU reagiert haben, wobei konsequent neue Forschungen zur Transformation des Buddhismus im gegenwärtigen Japan einbezogen werden.

Der Dokumentarfilm war bereits auf Festivals in Zürich, Warschau und Singapur zu sehen. Zudem entstehen für den Einsatz in Forschung, Lehre und Rundfunk aktuell zwei eigenständige Filme: eine Dokumentation über den Zen-Buddhismus sowie eine Sonderedition über buddhistische Reaktionen auf die Katastrophe.

Tim Graf studierte Japanologie und Religionswissenschaft in Heidelberg und an der Nara University of Education in Japan. Er ist wissenschaftlicher Mitarbeiter im Projekt „Rituelles Sitzen und Bittrituale – Zusammensetzung und Transformationen Zen-buddhistischer Rituale in Japan und Deutschland”, das am Sonderforschungsbereich „Ritualdynamik“ der Universität Heidelberg angesiedelt ist. 2011 forschte er an der Universität Tokio.

„Souls of Zen“ wird am Mittwoch, 23. Januar (Beginn: 19 Uhr), und am Freitag, 25. Januar (Beginn: 14.30 Uhr), im Cinestar Saarbrücken gezeigt. Informationen zum Film sind im Internet unter www.soulsofzen.com zu finden.