Mythen und Morde – die Medici sind in Mannheim angekommen

Sie waren schon einmal im Delta – knappe sechs Jahrhunderte sind vergangen, seit die letzte des Renaissance „Denver-Clans“, Anna Maria Luisa, Kurfürstin der Pfalz geworden ist. Sie sind ein Sinnbild für Machtlüsternheit, Geschäftssinn und großer Kultiviertheit, keine andere Familie hat die Hauptstadt der Region Europas, die für Kultur schlechthin steht, der Toscana, so nachhaltig beeinflußt wie die Medici.

Von ursprünglich einfacher Abstammung haben sie schließlich Päpste und Herrscher gestellt, kaum einer von ihnen ist eines natürlichen Todes gestorben. Doch abgesehen vom letzten Mitglied der Hauptlinie, eben der Kurfürstin, sind die Verbindungen nach Mannheim auf den ersten Blick nur schwierig festzustellen, gäbe es da nicht ein spezielles Interesse der Mumienforschungsstelle der Reiss-Engelhorn-Museen. Schon einmal überzeugte das Team mit einer wirklich sehr umfassenden Schau, die sogar in Bozen gezeigt wurde, was Wissenschaft heute kann, und wieviel Informationen einen fachbereichübergreifendem Ansatz über vergangenes Leben und damit die menschliche Geschichte zu verdanken sind.

Als man sich vor zwei Jahren während eines Mumienkongress' traf, auf dem Prof. Dr. Donatella Lippi von der Universität Florenz einen Vortrag zum Thema Medici Mumien hielt, wurde der Brückenstein gelegt. Und nun präsentiert ein interdisziplinäres Team der Universität Florenz und dem German-Mummy-Projekt der REM die neuesten Ergebnisse in der Ausstellung: “Die Medici, Menschen, Macht und Leidenschaft“, die erfolgreich einen Blick hinter die Kulissen einer äußerst erfolgreichen Dynastie wirft.

Während DNA-Tests z.B. die Rekonstruktion von Verwandschaftsverhältnissen ermöglichen, zeigen Spezialanalysen inwieweit Giftstoffe wie Arsen bei der Florentiner Familie zum Einsatz kamen. Sehr spannend ist die Dokumentation der Graböffnung der Anna Maria Luisa von der Pfalz, die ein echtes gekröntes Haupt zum Vorschein brachte.

Anhand der Medici werden aber auch wichtige Themen dieser Zeit behandelt, wie das Entstehen des Bankenwesens, an dem die Familie stark beteiligt war, oder was Medizin in der Renaissance bedeutete, warum man sich damals so sehr für Alchimie begeisterte und was der Blinzelschlag eines sich neu anbahnenden Weltbildes durch Galileo Galilei bewirkte.

Erfreulich ist ein breitgefächertes Begleitprogramm für Kinder, Jugendliche und Familien, das direkt bei den Engelhorn Museen oder über www.medici2013.de abgefragt werden kann.

17.02 – 28.07., Reiss-Engelhorn-Museen Mannheim