Kirchenbezirk Ludwigshafen feiert 100-jähriges Bestehen – Festgottesdienst zum Auftakt

Kirchen als Stätten der Begegnung von Menschen auch unterschiedlicher religiöser Überzeugungen und als Orte gegenseitiger Toleranz gewinnen immer mehr an Bedeutung. Die Kirche sei „geistlicher Bedeutungsträger“ und „mutiger Hoffnungsträger“ in der Stadt, sagte Kirchenpräsident Christian Schad anlässlich der Feier zum 100-jährigen Bestehen des Kirchenbezirks Ludwigshafen am Sonntag in der Apostelkirche im Stadtteil Hemshof.

Der Gottesdienst zum Auftakt des Jubiläumsjahres stand unter dem Motto „Wir richten was an …. Wir richten was aus“. Höhepunkt war eine Abendmahlsfeier, zu der die Gemeinden je einen Abendmahlskelch und ein Brot beisteuerten. Diese gemeinsame Erfahrung sei für die Gemeinschaft der Christen von besonderer Bedeutung, sagte Dekanin Barbara Kohlstruck.

In ihrer Festpredigt hob Pfarrerin Mechthild Werner hervor, dass der Kirchenbezirk mit den Herausforderungen einer multikulturellen und multireligiösen Stadt umzugehen lerne. Entscheidend sei, wie mutig Kirche die eigenen Räume und Milieus verlasse und wie offen sie einlade. „Der Tisch ist dabei ein kräftiges christliches Symbol.“ Jesus lade Menschen an seinen Tisch, die kaum einer im Blick habe. Daher sei es wichtig an die Hecken und Zäune zu gehen, diakonische Aufgaben wahrzunehmen. Angebote wie die Tafel, ein warmes Mittagessen für Senioren, eine Kindervesperkirche, gehörten zur unverzichtbaren Citykirchenarbeit. „Doch 6.000 Ludwigshafener Kinder und Jugendliche in Armut in unserem reichen Land, das ist empörend. Soziale Gerechtigkeit umzusetzen, das muss auch eine Aufgabe der Politik bleiben“, sagte Werner.

Werner entwarf für die nächsten 25 Jahre die Vision einer ökumenischen Mahlgemeinschaft und einer weltoffenen Kirche, die „nicht nur Kirche für andere ist sondern Kirche mit anderen.“ So könnten sich „Menschen aus Nord und Süd, ohne dass das Wort multikulturell fällt“, an einem Tisch zusammen setzen und junge Leute, „die unsere alte Kirche neu denken dürfen, und das nicht am Katzentisch.“ Kirche wolle etwas ausrichten in der Welt und in Christi Namen etwas anrichten, erklärte die Pfarrerin.

„Gerade in einer Stadt wie Ludwigshafen, wo der Anteil der nicht-christlichen Bevölkerung 35 Prozent betrage, gebe es keine Alternative zum Dialog der Religionen, sagte Kirchenpräsident Christian Schad. Toleranz gelinge aber nur da, wo man sich seiner selbst gewiss sei. „Man muss wissen, woher man kommt und wer man ist. Man muss die eigene Geschichte und die eigenen Lieder kennen.“ Kirchen gehörten zur Identität eines Gemeinwesens, unterstrich die Ludwigshafener Oberbürgermeisterin Eva Lohse in ihrem Grußwort. Ohne Bürgerinnen und Bürger, die aus christlicher Überzeugung heraus Verantwortung übernähmen, sei die Gestaltung dieses Gemeinwesens nicht vorstellbar.

Mit Gottesdiensten und Ausstellungen, Konzerten, Vorträgen und Themenreihen feiert der Kirchenbezirk Ludwigshafen unter dem Motto „Kirche am Strom der Zeit“ 2013 sein hundertjähriges Bestehen. Das Jubiläumsjahr klingt am 31. Oktober mit einem Reformationsgottesdienst aus. Am 30. August beteiligt sich der Kirchenbezirk mit einer Wunschzettelaktion in der Fußgängerzone am Ludwigshafener Stadtfest.

Gründungsdatum des Kirchenbezirks Ludwigshafen war am 1. Februar 1913. Zwischen 1954 und 1988 wurden zehn Kirchen gebaut, diakonische Beratungsangebote und seelsorgerliche Arbeit ausgebaut. Heute beheimatet der Kirchenbezirk rund 45.000 Protestanten in 16 Kirchengemeinden im Stadtgebiet und in der Kirchengemeinde Altrip, eingeteilt in drei Kooperationsregionen. Zentrum der Citykirchenarbeit ist im „Turm33“, in der Lutherstraße. Über 400 Haupt- und Nebenamtliche und rund 1500 Ehrenamtliche gestalten evangelische Kirche in Ludwigshafen in landeskirchlicher Struktur. Sieben Dekane hat der Kirchenbezirk seit seiner Gründung erlebt. Seit 2012 leitet ihn mit Pfarrerin Barbara Kohlstruck erstmals eine Frau.

Hinweis: Die Jubiläumsbroschüre „Kirche am Strom der Zeit. 100 Jahre protestantischer Kirchenbezirk Ludwigshafen. 1913-2013.“ mit dem kompletten Veranstaltungsprogramm ist im protestantischen Dekanat, in allen Kirchengemeinden, im „Turm33“ sowie an öffentlichen Stellen wie Rathaus, Stadtbücherei und Touristeninformation kostenfrei erhältlich und steht auf der Homepage des Kirchenbezirks zum Downloaden unter www.ekilu.de zur Verfügung.