Bischof Wiesemann dankt Papst Benedikt für „mutiges Offenhalten der Gottesfrage“

Bischof Wiesemann

Gottesdienst im Dom erinnert zugleich an die Amtseinführung von Bischof Wiesemann vor fünf Jahren – Bischof dankbar für „Dichte der Erfahrungen und Begegnungen“.

„Er geht als großer, unbestechlicher Zeuge für die unverfügbare Wirklichkeit Gottes in die Geschichte ein“: Mit diesen Worten würdigte Bischof Dr. Karl-Heinz Wiesemann den emeritierte Papst Benedikt XVI. im Rahmen eines Pontifikalamtes im Speyerer Dom. Er sprach von einem „Pontifikat in stürmischer Zeit“ und dankte dem zurückgetretenen Papst für „sein mutiges Offenhalten der Gottesfrage auch gegen Widerstände und Scheinplausibilitäten unserer Welt, hinter denen sich nur allzu oft pure Machtinteressen oder rein innerweltliche Erlösungsphantasien verbergen.“

Papst Benedikts Sorge um das „Anerkennen der Wirklichkeit Gottes mitten in einer Welt, die immer mehr ohne Gott auszukommen scheint und ihn immer häufiger geradezu systematisch auszuschließen beginnt“, sei zugleich die Sorge um den Menschen, der ohne Gott seinen Halt und seine Orientierung verliert. Die Gottesfrage sei die Grundfrage, die heute an den „Scheideweg der menschlichen Existenz“ führe. „Gott ist der Wirkliche und Wirkmächtige“: Diese Urerfahrung des Volkes Israels verdichte sich in der Erkenntnis, dass Gott sich nicht „beiseite schieben lässt – nicht aus dem Bereich unseres persönlichen Lebens, nicht aus dem Bereich der Vernunft und des Denkens, nicht aus der Öffentlichkeit und der Gesellschaft der Menschen.“

Bischof Wiesemann erinnerte an die europäische Rede, die Kardinal Joseph Ratzinger als Präfekt der Glaubenskongregation 1990 im Rahmen des 2000jährigen Stadtjubiläums der Stadt Speyer im Dom gehalten hat. Darin habe er deutlich gemacht, dass eine Gesellschaft ohne Gott auf die Dauer aus sich selbst heraus totalitäre Züge entwickelt. Ein Europa ohne Gott sei nicht nur ein Verrat an der eigenen Geschichte und den eigenen Wurzeln, sondern würde für die Welt über Europa hinaus zerstörerischen Charakter entfalten. Ratzinger warnte vor einem „ungehemmten technischen Können und einer bindungslosen Rationalität, die sich von den großen sittlichen und religiösen Traditionen der Menschheit abgelöst hat“, und rief auf zu einer Vernunft, „die über alles Lernen und Können hinaus ihr Höchstes nicht vergisst: Vernehmen des Ewigen zu sein, Organ für Gott“.

Der Gottesdienst im gut besuchten Dom war zugleich dem Gedenken an die Amteinführung von Bischof Wiesemann vor fünf Jahren gewidmet. „Diese fünf Jahre hier in der Pfalz sind von einer großen Dichte der Erfahrungen, Begegnungen und kirchlichen und zeitgeschichtlichen Herausforderungen geprägt“, bekannte Bischof Wiesemann. Für diese „Dichte der Erfahrungen, die nicht spurlos an mir vorübergegangen ist“, empfinde er Dankbarkeit und Demut. Bischof Wiesemann dankte allen Gläubigen und Mitarbeitern, die ihn in den fünf Jahren an der Spitze des Bistums Speyer begleitet und unterstützt haben.

Die Capella Spirensis gestaltete den Gottesdienst mit Werken von Claudio Monteverdi und Heinrich Schütz. Vor dem Dom engagierten sich Mitglieder der Katholischen Arbeitnehmerbewegung (KAB) mit einer Aktion für den Sonntagsschutz. Auf Flugblättern, die sie an die Gottesdienstteilnehmer und Passanten verteilten, erinnerten sie an die Funktion des Sonntags als Familietag, „Kitt der Gesellschaft“ und „Akku für die Woche“. „Ob Gottesdienst, Sportveranstaltung, Wanderung, Familientreffen oder Lesen: Der Sonntag gebe Zeit abzuschalten und für die Woche aufzutanken“, lautete eines ihrer zentralen Argumente.