„Vom Ziel her denken.“ – Der 2. Mannheimer Bildungsbericht liegt vor

Bildungsbürgermeisterin Dr. Ulrike Freundlieb hat den Bericht über den aktuellen Stand des Mannheimer Bildungssystems in einer Pressekonferenz vorgestellt.

Ziel der Bildungsberichterstattung ist es, eine sachlich begründete und auf einer soliden Datenbasis basierende Bildungsplanung zur Erhöhung der Bildungschancen von Kindern und Jugendlichen vorzunehmen. Darin spielt die Gruppe der Kinder und Jugendlichen aus sozial benachteiligten Familien und mit Migrationshintergrund sowie die Förderung von Hochbegabten eine besondere Rolle. Erstmals werden auch die Bereiche der beruflichen Schulen und der non-formalen Lernwelt, zu der die kulturelle, politische, gesundheitliche und sportliche Bildung zählen, beleuchtet. Zusätzlich wurde eine vertiefende Analyse zum Übergang von der Kindertagesstätte in die Grundschule in problematischen Stadtteilen eingeführt.

„Auch der aktuelle Bildungsbericht zeigt, dass wir eine wichtige Grundlage zur Verwirklichung von mehr Bildungsgerechtigkeit in Mannheim gewonnen haben. Das macht uns ein wenig stolz und bestärkt uns in unserer Zielsetzung, die Mannheimer Bildungslandschaft nachhaltig zu gestalten“, so die Bildungsdezernentin. Gleichzeitig zeigt der Bericht auch noch zu bewältigende Herausforderungen auf dem Weg zum strategischen Ziel der Stadt Mannheim, Vorbild für mehr Bildungsgerechtigkeit in Deutschland und ein tolerantes und weltoffenes Zusammenleben in der Metropolregion zu sein. Denn Bildungsgerechtigkeit, Talentförderung und gelingende Integration sind die großen Aufgaben, die von Seiten der Stadt im Rahmen der kommunalen Bildungspolitik gestaltet werden.

Mit der Veröffentlichung des Berichtes stellt die Stadt Mannheim Informationen aus unterschiedlichen Bildungsbereichen vor. Auf 190 Seiten zeigt die Verwaltung in Zusammenarbeit mit dem Institut für Internationale Pädagogische Forschung positive Entwicklungen, Herausforderungen sowie Handlungsempfehlungen und Weiterentwicklungsmöglichkeiten auf dem Weg zu mehr Bildungsgerechtigkeit auf. Aktuelle Themen wie Inklusion, das Bildungs- und Teilhabepaket, die Abschaffung der verbindlichen Grundschulempfehlung und der Fachkräftemangel werden in einem eigenen Kapitel dargestellt. Er dient der Verwaltung als Steuerungsinstrument und bildet die Grundlage für bildungspolitische Diskussionen.

Stefan Schmutz, Abteilungsleiter Bildungsplanung/Schulentwicklung stellte die wichtigsten Erkenntnisse und Ergebnisse des Bildungsberichts vor.

Die Nachfrage nach frühkindlichen Betreuungsangeboten steigt infolge veränderter Familien- und Arbeitsformen stetig an, vor allem bei der Betreuung von unter Dreijährigen. Zahlreiche neue Betreuungsplätze wurden durch die Stadt und freie Träger geschaffen. Eine besondere Herausforderung bleibt jedoch, genügend pädagogische Fachkräfte für die neuen Kindertageseinrichtungen zu gewinnen. Auch die Nachfrage nach Ganztagsschulangeboten übersteigt die vorhandenen Angebote.

Auf der anderen Seite gewinnt die Sprachförderung aufgrund der steigenden Zahl von unter Siebenjährigen mit Migrationshintergrund an Bedeutung. Hier ist hervorzuheben, dass erfreulicherweise die Anzahl der Kinder mit einem Sprachförder- und/oder Therapiebedarf seit 2003 rückläufig ist. Dennoch sind Kinder und Jugendliche mit Migrationshintergrund sowie aus problematischen Stadtteilen nach wie vor in besonderem Maße von Bildungsungleichheit bedroht.

Schätzungen zufolge werden die Schülerzahlen an beruflichen Schulen bis 2030 um ein Drittel schrumpfen. Die Ursachen liegen in der demografischen, der wirtschaftlichen und der Entwicklung im Bereich der allgemeinen bildenden Schulen. Immer mehr junge Menschen streben einen formal höheren Bildungsabschluss an. Auch hier setzt sich der Trend der Bildungsungleichheit fort, da vor allem Jugendliche mit Migrationshintergrund seltener einen höheren Abschluss erreichen. Außerschulische Bildungs- und Teilhabechancen sind ebenfalls unterschiedlich verteilt. Aufgrund der sozialen und familiären Gegebenheiten ist es nicht allen Kindern möglich, an kulturellen, politischen und sportlichen Aktivitäten teilzunehmen.

Mannheim hat es sich mit dem 2. Mannheimer Bildungsbericht zur Aufgabe gemacht, alle diesen Fragen, Problemen und Entwicklungen nachzugehen und sie zu analysieren. Entsprechende Handlungsempfehlungen und Fazits sind im Bildungsbericht unter www.mannheim.de/bildungsbericht verfügbar.

In einer vierteiligen Veranstaltungsreihe wird der der aktuelle Bericht mit der Öffentlichkeit diskutiert. „Ich bin mir sicher, dass wir gemeinsam mit Politik, Experten und interessierten Bürgern Handlungsempfehlungen für eine gerechtere Bildung und erfolgreiche Integration entwickeln werden“, zeigt sich Dr. Freundlieb zuversichtlich. Den Auftakt bildet die Veranstaltung „Bildungsgerechtigkeit in Mannheim“ am 9. April von 14 bis 17 Uhr im Florian-Waldeck-Saal des Reiß-Engelhorn-Museums in C5.

Gefördert wurde der Bericht durch das Bundesstrukturprogramm „Lernen vor Ort“ mit Mitteln des Bundesministeriums für Bildung und Forschung sowie dem Europäischen Sozialfonds.