LOGL-geprüfter Obst- und Gartenfachwart

img-115972-ObstGarten.jpg

Ulrike Sporer ist ganz Ohr – und versucht sich in der Werkstatt des Forstlichen Hauptstützpunktes Schwarzach auch gleich nach den Ausführungen von Ausbilder Peter Burger ganz praktisch an der „Chip-Veredelung“ einer „Zabergäu-Renette“.

Sie nimmt mit zwei weiteren Frauen und 13 Männern teil an der zweiwöchigen Ausbildung zum „LOGL-geprüften Obst- und Gartenfachwart“, wobei LOGL für „Landesverband für Obstbau, Garten und Landschaft Baden-Württemberg e.V.“ steht. Dieser Kurs wird nun schon zum vierten Mal vom Landratsamt des Neckar-Odenwald-Kreises angeboten. Und erfreut sich steigender Beliebtheit. 

Auch Ulrike Sporer ist bis dato begeistert: von der Organisation, vom Lehrgangsinhalt, von den Ausbildern und vom hervorragenden Unterrichtsmaterial. Die Apothekerin aus Breitenbronn, die eigens für den Lehrgang Urlaub genommen hat, interessiert sich sehr für die Natur. Und sie hat einen Garten mit einem großen, alten Baumbestand. „Den möchte ich fachgerecht pflegen. Aber nur mit einem Buch in der Hand klappt das nicht richtig“, erklärt sie mit dem Veredelungsmesser in der einen und dem Übungsreis in der anderen Hand.

Peter Burger ist vom ersten Kurs an als Ausbilder dabei. Der gelernte Gärtnermeister (Fachrichtung Obstbau) ist Versuchsfeldleiter beim Julius Kühn-Institut für Pflanzenschutz in Obst- und Weinbau in Dossenheim und nimmt sich eigens frei, um sein Wissen weiter zu geben. Die 16 Teilnehmer bilden diesmal ein breites Spektrum ab: „Beim letzten Kurs waren viele Bauhofmitarbeiter dabei, die von ihrem Arbeitgeber mehr oder weniger geschickt worden waren. Auch eine Wanderschäferin hat schon mitgemacht, der Betreiber eines Museumsparks für mittelalterliche Geschichte und Forst-Azubis. Aber dieses Mal sind fast alle aus privaten Interessen dabei, Imker zum Beispiel.“ Die meisten haben große Gärten, vor allem Streuobstwiesen mit alten, verwilderten Obstbäumen, die sie pflegen möchten.

Tatsächlich umfasst die Ausbildung – zwei voneinander unabhängige Wochen mit Vollzeitunterricht – rund 100 Stunden in Theorie und Praxis. Die Grundlagen der Botanik gehören ebenso zum Unterrichtspensum wie Schnitttechniken am Obstbaum, Gemüsebau und Unfallverhütungsvorschriften. „Wer da mitmacht, hat richtig was in der Hand“, ist Peter Burger überzeugt. Vor Beginn ist der Sachkundelehrgang Pflanzenschutz (Schwerpunkt Obstbau) vorzuweisen. Wer ihn nicht hat, kann ihn vorab nach zusätzlichen zwei Tagen Schulung ablegen. Wie ein junger Fahrenbacher Landschaftsgärtner, der einzige Teilnehmer mit beruflichem Bezug zur Fachwartausbidlung. „Die Prüfung war richtig hart“, erinnert er sich. Er leitet bei der Johannes-Diakonie eine „Dienstleistungsgruppe“ mit mehreren geistig behinderten Menschen an und erledigt mit ihnen Gartenarbeiten: „Obwohl ich Landschaftsgärtner bin, habe ich beim Sachkundelehrgang und auch hier im Kurs viele neue Dinge gelernt, die bei mir in der Ausbildung überhaupt keine Rolle gespielt haben. Bei meiner jetzigen Arbeit kann ich die aber gut gebrauchen.“

Das hört auch Elisabeth Scheuermann gern. Die Diplom-Ingenieurin ist im Landratsamt zuständig für Organisation und Durchführung der Kurse. „Unsere Wunschvorstellung ist, dass die Teilnehmer als Multiplikatoren wirken, ihr Wissen anwenden, vertiefen und weitergeben sowohl im privaten als auch im beruflichen Bereich oder auf Vereinsebene.“ Dieser Wunsch geht teilweise bereits in Erfüllung, denn die Teilnehmer vergangener Kurse haben den Verein „Fachwartevereinigung Neckartal-Odenwald“ gegründet, in dessen Rahmen sie sich treffen, austauschen, Fortbildungen besuchen und – wie in Kürze – bei den Prüfungen der „Neuen“ mitwirken.

Matthias Jurgovsky vom neu gegründeten Landschaftserhaltungsverband (LEV) des Landkreises ist sehr froh über derartige Initiativen: „Unsere Kulturlandschaft muss gepflegt werden, wenn sie erhalten bleiben soll. Das Wissen über das Wann und Wie, das alte Landwirte oder sogenannte „Baumwarte“ früher ganz selbstverständlich hatten, geht aber immer mehr verloren.“ Er hofft künftig auf die fachkundige Mithilfe des ein oder anderen Fachwarts, denn Fachleute würden heute mehr denn je gebraucht – eine Meinung, die auch Landrat Dr. Achim Brötel teilt: „Wir werden diese Kurse deshalb auch weiter anbieten. Gerade Streuobstwiesen mit ihrem Bestand an Hochstämmen vom meist alten und seltenen Obstarten machen bei uns viel vom Reiz unserer schönen Landschaft aus. Und die wollen wir um jeden Preis erhalten.“

Info: Die diesjährige Fachwartausbildung läuft. Für 2014 wird ein neuer Kurs angeboten, der in den Räumen der Forstbetriebsleitung Schwarzach stattfindet. Dieser Kurs ist kostenpflichtig und schließt mit einer Prüfung ab. Informationen gibt es beim Landratsamt des Neckar-Odenwald-Kreises, Elisabeth Scheuermann, Telefon 06261/841872, E-Mail elisabeth.scheuermann@neckar-odenwald-kreis.