Knielinger Wiesen: Umweltverbände, Stadtverwaltung und Pächter verständigen sich auf gemeinsames Konzept

Die Landwirtschaft auf den Ländereien des Hofguts Maxau soll sich in den kommenden Jahren von einer bislang durch Maisanbau geprägten Bewirtschaftung hin zu einer naturverträglicheren Anbauweise mit vielfältiger Fruchtfolge entwickeln. Mittelfristiges Ziel ist eine ökologische Landwirtschaft. Dieser Umstellungsprozess erfordert – auch wegen der teils ausgelaugten Böden – mehrere Jahre, Umweltverbände und Stadtverwaltung wollen ihn gemeinsam mit dem neuen Pächter einvernehmlich gestalten.

In mehrfachen Abstimmungsrunden aufgrund der heftigen Irritationen, die ab Ende Februar das Pflügen von gut 18 Hektar Wiesen rund um Knielingen sowie eine fehlende Detailabstimmung im Naturschutzgebiet Burgau ausgelöst hatte, verständigten sich BUND, NABU, Jägervereinigung, der Bürgerverein Knielingen und der Naturschutzbeauftragte sowie als städtische Beteiligte das Umweltamt, das Liegenschaftsamt, die Naturschutzbehörde und der neue Pächter auf Maßnahmen, um die entstandenen Schäden für den Naturhaushalt zu beheben.

Wichtig ist sowohl den Naturschutzverbänden als auch Stadt und Pächter, dass alle jetzt gepflügten Flächen – unabhängig von ihrer künftigen Nutzung – zum Schutz brütender Vögel baldmöglichst geeggt werden. Im Gespräch bleiben wird man auch bezüglich konkreter Maßnahmen, um die Kommunikation untereinander zu verbessern und die Abstimmungsprozesse innerhalb der Stadtverwaltung zu optimieren.

Das Umpflügen der gut 18 Hektar Wiesenfläche war vom neuen Pächter nach Abstimmung mit dem Landwirtschaftsamt in Bruchsal und dem Liegenschaftsamt durchgeführt worden. Allerdings wurde im Bereich an der Sudentenstraße das geltende Natur- und Umweltschutzrecht nicht hinreichend berücksichtigt. Dort kamen gut sieben Hektar so genannter magerer Flachland-Mähwiesen unter den Pflug, ein nach europäischem Naturschutzrecht geschützter Lebensraum. Um in künftigen Fällen eine rechtzeitige Abstimmung mit der Naturschutzverwaltung sicher zu stellen, wird eine festzuschreibende stadtinterne "Checkliste" für derartige Nutzungsänderungen erstellt werden.

Um den Schaden an den sieben Hektar naturschutzrechtlich geschützten Wiesentyps der ?mageren Flachland-Mähwiesen? auszugleichen, soll diese Wiesenart auf knapp neun Hektar wieder entstehen. Damit kann rund die Hälfte der kürzlich gepflügten Wiesen – teilweise sogar hochwertiger als zuvor – wieder hergestellt werden.

In der "Burgau" werden für die Zeit nach Ostern die abschließenden Ergebnisse eines von der Stadt beauftragten Artenschutz-Gutachtens erwartet, dessen Empfehlungen den dort erhaltenen Wiesenstreifen (am Ackerrand als Pufferzone zum Schilfgebiet) und geplante Sanierungsmaßnahmen ergänzen werden. Zusätzlich werden – nicht nur in der Burgau – so genannte Lerchenfenster (unbewirtschaftete Stellen im Feld) eingerichtet. Diese Maßnahmen sind vereinbart, um Lebensraum für Feldlerchen anzulegen. Ähnlichem Zweck dienen neue Feldraine, unbewirtschaftete Ackerzwickel und Feldgehölze, beispielsweise für Nachtigallen.

"Wir haben uns gemeinsam auf den Weg gemacht, um in enger Abstimmung Natur und Umwelt den hohen Stellenwert zu verschaffen, der ihnen gebührt. Gleichzeitig ist unser gemeinsames Anliegen, für den Pächter eine tragfähige ökonomische Grundlage auf dem Weg zur Umstellung auf eine ökologische Landwirtschaft zu gewährleisten", lautet das gemeinsame Fazit aller Beteiligten.