· Straftaten um 0,8 Prozent (377 Fälle) angestiegen · Aufklärungsquote bei 55,8 Prozent · Zuwachs bei Handtaschenraub und Raub auf Straße · Deutlicher Rückgang beim Wohnungseinbruch · Starker Zuwachs beim Taschendiebstahl · Rückgang von 4,5 Prozent bei den Tatverdächtigen unter 21 Jahren.
Die Gesamtzahl der im vergangenen Jahr im Stadt- und Landkreis Karlsruhe von der Polizei erfassten Straftaten hat gegenüber 2011 auf nunmehr 44.974 Fälle geringfügig zugenommen (+ 377 Taten = + 0,8 Prozent). Landesweit konnte dagegen ein Minus von 1,6 Prozent verzeichnet werden.
Nach den Worten von Roland Lay, Leitender Polizeidirektor und Ständiger Vertreter der Polizeipräsidentin, ist der Zuwachs im Stadtgebiet von Karlsruhe deutlich. Während in der Fächerstadt die Straftaten um 1.076 Fälle zunahmen (= + 3,9 Prozent), seien sie im Kreis um 699 (= – 4,1 Prozent) zurückgegangen.
Trotz des Anstieges sei nicht von einem Sicherheitsverlust für die Karlsruher Bürger auszugehen. Die Häufigkeitszahl, also die Zahl der Taten auf 100.000 Einwohner, sei im Jahr 2012 mit 9.567 noch unter dem Mittelwert von 9.611 der letzten zehn Jahre gelegen.
Im Vergleich mit Großstädten wie Freiburg (11.451), Stuttgart (9.665), Mannheim (9.308) und Heidelberg (8.394) liege Karlsruhe im Mittelfeld.
Um dem aktuell negativen Trend, der sich auch in den ersten Monaten dieses Jahres spürbar fortsetzte, entgegenzuwirken, hat die Karlsruher Polizei ihre Kontrollen und Ermittlungsarbeit intensiviert.
Die Aufklärungsquote konnte von 55,5 auf 55,8 Prozent (Stadtkreis: 57,9 Prozent = + 0,4 Prozent; Landkreis: 52,1 Prozent = – 0,1 Prozent) gesteigert werden und lag damit genau im Mittelwert der letzten zehn Jahre.
Diebstahlskriminalität
Nach wie vor machen Diebstahlsdelikte mit über 40 Prozent den Löwenanteil an der Gesamtkriminalität aus. Beim schweren Diebstahl nahmen die Fallzahlen um 4,2 Prozent zu. Gleichzeitig konnte hier die Aufklärungsquote um 0,6 auf nunmehr 13,8 Prozent gesteigert werden.
Der Bereich des schweren Diebstahls umfasst auch die Wohnungseinbrüche, also eine Deliktsform, die den Bürger in ganz besonderem Maße belastet. Hier konnte im Jahr 2012 ein deutlicher Rückgang von 10,1 Prozent auf 686 Fälle festgestellt werden. Landesweit stiegen die Fallzahlen dagegen um 4,6 Prozent an. Besonders in den ersten zehn Monaten des Jahres 2012 lagen die Fallzahlen weit unter dem Mittel der Vorjahre. Offensichtlich trägt hier die Arbeit der Ermittlungsgruppen Eigentum Nord und Eigentum Süd Früchte. Dort arbeiten erfahrene Beamte von Schutz- und Kriminalpolizei nicht nur intensiv an der Aufklärung von Straftaten. Sie gehen auch konzeptionell die Verhinderung von Eigentumsdelikten an. Bei offen wie auch verdeckt geführten Maßnahmen werden sie von anderen Organisationseinheiten der Polizei tatkräftig unterstützt.
Zudem führt die intensive Aufklärungsarbeit der Kriminalpolizeilichen Beratungsstelle zu einer besseren Sicherung der Wohnobjekte. Dies zeigt auch die hohe Anzahl von gescheiterten Einbrüchen. Von 686 Fällen blieben allein 273 im Versuch stecken.
Dagegen hat die Zahl der Firmeneinbrüche um über ein Viertel auf nunmehr 911 Fälle zugenommen.
Einfache Diebstähle nahmen um 4,4 Prozent auf 10.198 Fälle zu. Mit ausschlaggebend hierfür war der deutliche Anstieg des Taschendiebstahls um über ein Drittel auf 1.131 Fälle. Auch mit einem intensiven Einsatz von Polizeibeamten in Uniform und Zivil an den örtlichen und zeitlichen Brennpunkten konnte diese Entwicklung nicht entscheidend gebremst werden. Mehr als die Hälfte aller in Karlsruhe registrierten Taschendiebstähle wurden in den Bereichen der Fußgängerzone und der beiden großen Einkaufszentren begangen. Allein im größten Einkaufszentrum hat sich die Zahl gegenüber dem Vorjahr fast vervierfacht.
Mit ursächlich für den Anstieg dürfte allerdings auch eine zunehmende Sorglosigkeit der Opfer sein. Zudem kommt es nach einer solchen Tat immer wieder zu rechtswidrigen Barabhebungen an Geldautomaten, weil allzu viele Geschädigte die PINs ihrer EC- und Scheckkarten in der Geldbörse aufbewahren.
Da kaum eine Straftat so leicht zu verhindern ist wie der Taschendiebstahl, wird die Polizei nicht müde, potentiellen Opfern entsprechende Verhaltenstipps an die Hand zu geben.
Rohheitsdelikte
Rohheitsdelikte (Raub und Körperverletzung) und Delikte gegen die persönliche Freiheit (Nötigung, Bedrohung, Stalking, Freiheitsberaubung u.a.) gingen um 1,7 Prozent auf 3.293 Fälle zurück. Hervorgerufen wurde dieser Trend durch eine spürbare Abnahme der Körperverletzungsdelikte (- 3,8 Prozent). Hier gingen gefährliche und schwere Körperverletzungen um 6,6 Prozent zurück. Bei der einfachen Körperverletzung war ein leichter Rückgang von 2,1 Prozent auf 2.191 Fälle feststellbar.
Raubdelikte nahmen um 17,8 Prozent auf nunmehr 317 Fälle zu. Bei fast der Hälfte der Taten handelte es sich um einen Raub auf Straße. Bei der Masse der Straßenraube (152 Fälle) wurden Smart-Phones beziehungsweise geringe Mengen Bargeld erbeutet. Handtaschen waren bei insgesamt 33 Fällen das Ziel der Räuber. Hier waren nicht nur ältere Menschen im Visier der Täter. Acht solcher Taten und damit doppelt so viele wie im Vorjahr konnten geklärt werden. Zwölf Raubtaten blieben im Versuch stecken.
Die Straftaten gegen die persönliche Freiheit wie Nötigung, Erpressung und Stalking stagnierten gegenüber 2011.
Betrug
Betrugsdelikte nahmen um fast fünf Prozent auf 9.805 Fälle zu. Dies hat seine Ursache insbesondere in Anstiegen bei der Beförderungserschleichung (plus 7,2 Prozent auf 5.275 Fälle) und beim Betrug mittels rechtswidrig erlangter EC- und Kreditkarten (plus 44,4 Prozent / von 390 auf jetzt 563 Fälle) – siehe hierzu auch die Erläuterungen zum Taschendiebstahl.
Gewalt gegen Polizeibeamte
Ein in den letzten Jahren immer mehr im Fokus stehendes Problem ist die zunehmende Gewalt gegen Polizeibeamte. Ging die Anzahl der Widerstände gegen Polizeibeamte ohne Gewalteinwirkung 2012 von 123 auf 108 Fälle (- 12,2 Prozent) zurück, so nahmen Gewaltdelikte gegen Polizeibeamte (einfache / gefährliche Körperverletzung u.a.) im gleichen Zeitraum von 227 auf 236 Fälle (+ 4,4 Prozent) weiter zu. Dabei wurden vier Polizeibeamte schwer und 119 leicht verletzt. Zum Schutz seiner Beamten hat das Polizeipräsidium seine Schulungsmaßnahmen wie auch das Einsatztraining auf diese Entwicklung abgestimmt und noch intensiviert.
Tatverdächtige
Durch die steigenden Fallzahlen und die Erhöhung der Aufklärungsquote kam es auch bei der Zahl der Tatverdächtigen zu einer Zunahme (um 1,4 Prozent von 17.643 auf 17.885).
Unter den insgesamt 17.885 Tatverdächtigen waren 5.664 Nichtdeutsche, dies entspricht einem Anteil von 31,7 Prozent.
Wie im Land, war die Entwicklung bei den Tatverdächtigen unter 21 Jahren auch im Bereich des Polizeipräsidiums Karlsruhe rückläufig. Ihre Zahl ging um 214 auf 4.506 (- 4,5 Prozent) und damit stärker als ihr Anteil an der Gesamtbevölkerung zurück. Noch deutlicher ist der Rückgang bei den Gewaltdelikten: waren im Jahr 2011 noch 550 Tatverdächtige unter 21 Jahre alt, so waren es 2012 noch 456 (= -17,9 Prozent).
Cyberkriminalität
Im Bereich der seit dem Jahr 2011 in der Polizeilichen Kriminalstatistik extra ausgewiesenen Cyberkriminalität (Definition sh. Anhang) stiegen die Fallzahlen um 36,3 Prozent von 226 auf 308 Fälle an.
Neben Betrugs- und Sexualstraftaten bereiten hier insbesondere Schadprogramme wie der so genannte BKA-Trojaner und seine verschiedenen Abwandlungen zunehmend Probleme. Über die Nutzung einer Internetseite oder einen entsprechenden Mailanhang wird ein solches Programm ohne Wissen des Nutzers auf dem Rechner installiert und der Rechnerzugriff plötzlich gesperrt. Zugleich meldet sich angeblich das Bundeskriminalamt oder eine andere Institution auf dem Bildschirm und gibt vor, auf dem Rechner sei nicht lizensierte Software installiert worden. Zur Wiederfreischaltung wird der Nutzer schließlich aufgefordert, einen bestimmten Betrag ins Ausland zu transferieren. Eine solche Freischaltung erfolgt allerdings auch nach der Zahlung nicht. Ist der PC erst einmal infiziert, bleibt oft nur die Formatierung und Neuinstallation.
Zur Vorbeugung vor Trojanern, Viren und anderen Schädlingen ist ein gutes, sich täglich aktualisierendes Schutzprogramm unverzichtbar.
Die Polizei Baden-Württemberg hat der Internetkriminalität entschieden den Kampf angesagt. So wurde beim Landeskriminalamt eine eigene Inspektion eingerichtet und die Cyberforensik landesweit intensiviert. Bereits seit einiger Zeit nehmen sich auf jedem Polizeirevier speziell geschulte Beamte den mit dem weltweiten Netz verbundenen Deliktsformen an. Um die Fähigkeiten und Kenntnisse zu bündeln, wird im Zuge der Polizeireform auch beim künftigen regionalen Polizeipräsidium Karlsruhe eine eigene Kriminalinspektion Cyberkriminalität geschaffen.