„In Mannheim verbirgt sich der ein oder andere baukulturelle Schatz, den es zu entdecken gilt. Mit den Sehstationen machen wir darauf aufmerksam und möchten das Gespür für gute Architektur schärfen.“ Mit diesen Worten startete Baubürgermeister Lothar Quast das Projekt Sehstationen. Nach dem das Ausstellungsgebäude des Kunstvereins den Anfang machte, folgte in dieser Woche das Wohn- und Atelierhaus Mutschler. Das Gebäude in E7,7 machte in der oft phantasielosen Nachkriegsarchitektur auf sich aufmerksam.
Laut Juryurteil fügt sich das von Carlfried Mutschler erbaute Wohn- und Atelierhaus gut in die Umgebung ein und ist eigenständig zugleich. „Das straff organisierte Gebäude berücksichtigt die umliegenden Fassadenmotive ebenso phantasievoll wie angemessen. Durch die horizontalen und vertikalen Flächen entsteht ein spannungsvolles Bild mit einer reliefartigen Wirkung“, ergänzt Dr. Marina Kubanek, Leiterin des Baukompetenzzentrums. Das „Mutschler-Haus“ wurde in einer Baulücke erreichtet. Ein schmales seitlich angeordnetes Treppenhaus erschließt die fünf Geschosse. Das Flachdach, die Geschosshöhe und die Fassadengestaltung setzen den Neubau in Kontrast zu den nebenstehenden Altbauten.
Bis Oktober werden alle zwei Wochen die roten Würfel aus Sichtbeton aufgestellt. Sie dienen als Sitzgelegenheit vor zwölf Objekten, die eine unabhängige Jury aus insgesamt rund 40 Bauwerken ausgesucht hat. Die Jury, bestehend aus externen Architekten und internen Fachleuten hat dabei Kriterien, wie die äußere Erscheinung, wie fügt sich das Gebäude in die Umgebung ein, die Detailausbildung und Materialwahl in die Beurteilung einfließen lassen. Dabei reicht das Spektrum von Plätzen über Wohngebäude, Bürogebäude, Bildungsbauten bis hin zu Kirchen aus den verschiedensten Epochen. Die Projekte finden sich nicht nur in der Mannheimer Innenstadt. Auch in den Stadtteilen lässt sich vorbildliche Baukultur entdecken. Für jede Sehstation hat die Jury einen Begleittext geschrieben, der verdeutlichen soll, warum gerade diese Bauten besonders gelungen sind. Der Text wird auf der Sitzfläche des jeweiligen Betonwürfels zu lesen sein. Ebenso ist ein QR-Code geschaltet, mit dem Sie per Handy direkt auf die städtische Website kommen, um weitere Infos zu dem Projekt zu erhalten.
Die Stadt Mannheim möchte das Thema Baukultur verstärkt in das Stadtbild und daher in das Bewusstsein bringen. Daher wird darauf geachtet, dass Wettbewerbe durchgeführt werden, kompetente Planungsbüros für einzelne Planungs- und Bauaufgaben beauftragt werden. Ebenso wurde der Gestaltungsbeirat eingerichtet, der die Stadt Mannheim als unabhängiges Gremium berät. Das Baukompetenzzentrum begleitet das Thema Baukultur mit Vorträgen und verschiedenen Aktionen.
Die nächsten Standorte werden immer ein paar Tage vorher auf der Internetseite der Stadt Mannheim unter www.mannheim.de/stadt-gestalten/baukultur/sehstationen und über einen Flyer bekannt gegeben. Tatkräftig unterstützt wird das Baukompetenzzentrum vom Eigenbetrieb Stadtentwässerung, der die Würfel aufstellt. Am Ende der Aktion gibt es die Möglichkeit, das persönliche Lieblingsobjekt auszuwählen. Das Projekt mit den meisten Stimmen wird dann vom Baukompetenzzentrum mit dem Mannheimer Baukulturpreis 2013 ausgezeichnet.