Grandvilles Entwürfe einer anderen Welt. Ausstellung im Ernst-Bloch-Zentrum zeigt Karikaturen aus dem 19. Jahrhundert

Vom 12. Juni bis 12. September zeigt das Ernst-Bloch-Zentrum, Walzmühlstraße 63, die Ausstellung "Grandvilles Entwürfe einer anderen Welt" mit Karikaturen aus dem 19. Jahrhundert.

Grandville, mit bürgerlichem Namen Jean Ignace Isidore Gérard, war einer der einflussreichsten Karikaturisten im Frankreich des 19. Jahrhunderts. Rezipiert wurde er über die Grenzen Frankreichs hinaus, so auch von Walter Benjamin und Ernst Bloch. Die Ausstellung "Grandvilles Entwürfe einer anderen Welt" im Ernst-Bloch-Zentrum, zeigt kolorierte Holzstiche aus Grandvilles Hauptwerk aus dem Jahr 1843 "Un autre monde" (deutsch: "Entwürfe einer anderen Welt"). Prof. Josef Walch, Burg Giebichenstein, Kunsthochschule Halle an der Saale, hat die Aus-stellung in Kooperation mit dem Ernst-Bloch-Zentrum kuratiert. Collagen aus Bildern, Objekten und Texten erläutern die Hintergründe und Bedeutungen der Werke Grandvilles und geben auch Hinweise auf die Einflüsse Grandvilles auf spätere Entwicklungen, zum Beispiel im Comic.

Ein Rahmenprogramm mit Graffiti-Aktion und Kunstworkshops für Erwachsene und Kinder begleitet die Ausstellung, die mit Unterstützung des Kultursommers Rheinland-Pfalz und im Rahmen des Kultursommers der Stadt Ludwigshafen am Rhein stattfindet. Die Ausstellung im Ernst-Bloch-Zentrum, Walzmühlstraße 63 wird am Dienstag, 11. Juni 2013, 19 Uhr von Kulturdezernentin Prof. Dr. Cornelia Reifenberg eröffnet. Der Kurator, Prof. Josef Walch hält einen einführenden Vortrag. Der Hallenser Künstler Sebastian Höger wird am 10. und 11. Juni im Hof des Ernst-Bloch-Zentrums großflächige Graffitis erstellen, die in Blindfenster der ehemaligen Direktorenvilla der Walzmühle montiert werden.

Zu Künstler und Rezeption

Grandville wurde 1803 in Nancy geboren und wirkte ab Mitte der 1820er Jahre in Paris als Illustrator, seit 1830 bei der Zeitschrift "La Caricature", die in scharfer Form gegen die Obrigkeit kämpfte. Nach deren Verbot verlagerte sich der Künstler auf Buchillustrationen, etwa von "Gullivers Reisen" (1838) oder ‚Lafontaines Fabeln‘ (1838). Berühmt wurden auch seine eigenständigen Künstlerbücher, neben "Les Fleur animées" (1846) insbesondere "Un autre monde" (1843). Er starb 1847 bei Paris.

Während sich Walter Benjamin im "Passagenwerk" nachhaltig begeistert über Grandville zeigt ("Grandvilles Phantasien übertragen den Warencharakter aufs Universum. Sie modernisieren es.") und auch Baudelaire davon spricht, dass er "mit übermenschlichem Mut sein Leben damit zugebracht hat, die Schöpfung zu verbessern", bleibt Ernst Bloch kritisch, erkennt Grandville aber unbestreitbare Bedeutung zu und widmet "Un autre monde" ein Kapitel in "Das Prinzip Hoffnung". Bloch schreibt dort, dass sich durch die Bücher Grandvilles die Karikatur endgültig über das Niveau des Witzblattes in die Sphäre der Weltdeutung erhebt: "Umgestiegen wird hier aus der alten Welt in eine neue, und die Sittenschilderung des Umstiegs mischt sich mit freundlichen Genreszenen der Hölle." (PH; 503)

Öffnungszeiten, Führungen und Rahmenprogramm

Die Ausstellung "Grandvilles Entwürfe einer anderen Welt" im Ernst-Bloch-Zentrum, Walzmühlstraße 63 ist dienstags und mittwochs von 14 Uhr bis 17 Uhr und donnerstags von 14 Uhr bis 20 Uhr geöffnet. Zu sehen ist sie bis 12. September.

Kuratorenführungen mit Prof. Josef Walch (Burg Giebichenstein, Halle/Saale) finden am Mittwoch, 19. Juni 2013, um 11.30 Uhr, und am Donnerstag, 12. September 2013, um 17 Uhr statt.

Das künstlerische Rahmenprogramm wendet sich an Kinder und Erwachsene und lädt – inspiriert von Grandville – dazu ein, andere Welten zu entwerfen. Im Ernst-Bloch-Zentrum bietet die Museumspädagogin Iris Wunderlich am Montag, 8. Juli, eine Malwerkstatt und am Dienstag, 9. Juli, jeweils von 13 bis 17 Uhr eine Bastelwerkstatt an. Kinder ab acht Jahre können fliegende Menschen, tanzende Fische und Kometenschweife und was immer ihnen zu anderen Welten einfällt drucken, malen, zeichnen. In der Bastelwerkstatt stellen sie aus Möhren, Kartoffeln und Rüben die lustigen Gemüsemännchen her, die Grandville gezeichnet hat.

Erwachsene erhalten unter Leitung des Kurators und Kunstprofessors Josef Walch am Samstag, 6. Juli, von 11 Uhr bis 17 Uhr Gelegenheit, eigene Bildmotive und -ideen angeregt von Grandvilles Karikaturen zu entwickeln.

Zwei Schreibwerkstätten im Rahmen des Kinderzukunftsdiploms der Initiative Lokale Agenda 21 Ludwigshafen richten sich an

Kinder ab acht Jahren. Zusammen mit Sofie Sonnenstatter vom Ernst-Bloch-Zentrum schreiben die Teilnehmer Briefe aus der Zukunft an Monsieur Grandville. Ist die Welt wirklich so geworden, wie er sie sich in seinen Karikaturen ersponnen hat? Die Schreibwerkstätten finden am Mittwoch, 10. Juli, und am Donnerstag, 25. Juli, jeweils von 13 bis 17 Uhr statt.

Die Teilnahme an allen Werkstätten ist kostenlos, Material wird gestellt. Interessierte werden gebeten, sich bei Sofie
Sonnenstatter, E-Mail sofie.sonnenstatter@ludwigshafen.de, Telefon 0621 504 3540 anzumelden.