Deutsche Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz stellt Programm für kommende Spielzeit vor – Neuer Schubert-Mahler Zyklus

Karl-Heinz Steffens

Grenzen überschreiten, das kann als Motto für das Programm der Deutschen Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz für die kommende Spielzeit 2013/2014 gelten, das Intendant Prof. Michael Kaufmann gemeinsam mit Karl-Heinz Steffens, Generalmusikdirektor und Chefdirigent, bei der Spielzeit-Pressekonferenz an Bord der MS Oberrhein vorstellten.

Es ist die erste Spielzeit, die Intendant und Generalmusikdirektor gemeinsam geplant haben: Neue Impulse und Projekte wie der Saisonauftakt mit dem MODERN TIMES Metropolregion Sommer Musikfest, der neue Schubert-Mahler-Berg-Zyklus oder das Mozartfest in Speyer sollen das Profil des Orchesters weiter schärfen. 

Die Vorstellung der neuen Spielzeit auf der MS Oberrhein, einem Schiff der Hafengesellschaft Mann-heim, die auf dem Rhein zwischen Mannheim und Ludwigshafen unterwegs ist, sieht Kaufmann durchaus symbolisch für die Positionierung des Orchesters in der Metropolregion Rhein-Neckar: „Nicht zu Unrecht kann sich die Deutsche Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz schon jetzt als DAS Sinfonieorchester der Metropolregion Rhein-Neckar fühlen, spielen wir unsere Konzerte doch links und rechts des Rheins, hinauf bis Mainz und hinunter bis Karlsruhe. Unser Orchester hier in Zukunft noch weiter zu profilieren, halte ich für eine zukunftsweisende Chance – nicht nur im Hinblick auf die beabsichtigte Bewerbung zur Kulturhauptstadt 2020. So wichtig und schön der Auftrag ist, die sinfonische Musik in die Pfalz zu tragen, so bedeutend kann unser Wirken in den ‚0621-Städten‘ und der Region sein.“

Die Spielzeit eröffnen wird das Orchester mit dem Metropolregion Sommer Musikfest MODERN TIMES, das den musikalischen Aufbruch in die Moderne aufzeigen will. „Mit Modern Times betreten wir Neuland: Wir wandeln jenseits schubladenhafter Darstellung auf den Spuren der ‚Modernität‘ und stellen die Abgründe und Höhenflüge des vergangenen Jahrhunderts dar, machen sie durch die Musik für unser Publikum nacherlebbar“, erklärt Karl-Heinz Steffens das Konzept. Als Künstler und Solisten konnten die Schauspielerin Katharina Thalbach, die Sopranistin Ute Gfrerer, die Geigerin Isabelle Faust, der Bariton Andreas Schmidt und der Pianist Sebastian Knauer gewonnen werden – und auch Karl-Heinz Steffens wird als Solist an der Klarinette zu erleben sein. Dreigroschenoper und Broadway, Kaiserwalzer und
La Valse, Coplands Klarinetten- und Bergs Violinkonzert, Symphonic Dances und Walt Whitman Songs verbinden die Welten zwischen ernster und Unterhaltungsmusik (E und U), Europa und Amerika – und verbinden eben auch Ludwigshafen und Mannheim. Denn während des Festivals überqueren die Staatsphilharmoniker den Rhein, um bei drei Konzerten in Ludwigshafen (am 22. und 25. August sowie am 1. September) und in Mannheim (am 28. August) aufzuspielen.

Auch Walter Schumacher, Staatssekretär im rheinland-pfälzischen Ministerium für Bildung, Wissen-schaft, Weiterbildung und Kultur, lobt die Rolle der Staatsphilharmonie als „klingende Visitenkarte von Rheinland-Pfalz“: „Die Deutsche Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz setzt unter Karl-Heinz Steffens und Prof. Michael Kaufmann ihren erfolgreichen Weg weiter fort: Ob mit der Musik des 20. Jahrhun-derts, im Bereich der pädagogischen Arbeit mit Kindern und Jugendlichen oder als musikalischer Botschafter im In- und Ausland. Noch immer ist etwas von der besonderen Aufbruchstimmung der vergangenen Spielzeit zu spüren, die mit dem ,Ring des Nibelungen‘ als programmatischem Höhepunkt wohl noch lange im Gedächtnis bleiben wird.“

Noch vor dem Ende des Beethoven-Zyklus am 29. Juni 2013 mit der Aufführung der Sinfonie Nr. 9 d-Moll präsentiert Karl-Heinz Steffens das nächste zyklische Projekt seines Orchesters: Das zweite Philharmonische Konzert am 26. November 2013 im Ludwigshafener Pfalzbau eröffnet einen Schu-bert-Mahler-Berg-Zyklus, das den Sinfonien von Franz Schubert Orchesterlieder von Gustav Mahler (und später von Alban Berg) zur Seite stellt. „Wir haben uns entschlossen, Programme von in-haltlichem Reiz zu machen, die Orchester und Publikum über einen längeren Zeitraum faszinieren sollen. Dazu gehören sowohl zyklische Aufführungen mit Augenmerk auf ausgewählte Komponisten und Werkgruppen, als auch jährlich wiederkehrende Konzertereignisse, die inhaltlich einen Wiedererkennungswert haben“, so Karl-Heinz Steffens.

Auch das als „neue Sommerresidenz“ der Staatsphilharmonie geplante Mozartfest vom 3.-6. Juli 2014, das Kaufmann und Steffens gemeinsam mit der Stadt Speyer ins Leben gerufen haben, unterstreicht diesen Anspruch. An verschiedenen Spielstätten – dem Alten Ratssaal, der Dreifaltigkeitskirche oder Open Air – wird es vielfältige Konzerte in großer und kleiner Besetzung geben, darunter Kooperationen mit den Schülern der Musikschule Speyer, dem Domchor Speyer und dem Kinder- und Jugendtheater Speyer. Die neu ins Leben gerufene Sommerresidenz der Deutschen Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz bietet so den Musikern und dem Publikum die Möglichkeit, sich im Rahmen eines sich durchaus auch kulinarisch und touristisch verstehenden Musikfestes in einer der schönsten Städte der Region zu begegnen.

Neu ist ebenfalls die Präsentation eines „Artist in Residence“ und eines lebenden Komponisten, dem ein kleiner Programmschwerpunkt gewidmet ist. Mit dem Trompeter Reinhold Friedrich konnte einer der weltweit anerkanntesten deutschen Instrumentalisten gewonnen werden, der sowohl als Solist als auch als Mitglied z.B. im Lucerne Festival Orchestra wirkt. Den Wunsch der Staatsphilharmonie, mit dem „Artist in Residence“ einen Künstler zu gewinnen, der auch als Kollege in der Kammermusik, als Coach in Workshops und bei Angeboten im Bereich der Kinder- und Jugendkonzerte aktiv ist, erfüllt Reinhold Friedrich auf besondere Weise. Das Komponisten-Porträt widmet sich dem Wiener Komponisten Kurt Schwertsik, der als einer der interessantesten Vertreter der augenzwinkernd als „Dritte Wiener Schule“ bezeichneten Komponisten neben Friedrich Cerha und HK Gruber gilt. Gemeinsam mit der Kulturabteilung der BASF und mit dem Tonkünstlerorchester Niederösterreich vergab die Staatsphilharmonie den Auftrag für ein neues Werk an Schwertsik: „Musik: leicht flüchtig“ wird seine deutsche Erstaufführung am 2. Dezember 2013 im BASF-Feierabendhaus in Anwesenheit des Komponisten erleben.

Das Orchester stellt sich zudem auf dem Musiksommer Friedberg, den Festspielen Neuschwanstein und bei den Weilburger Schlosskonzerten mit mehreren Programmen vor. Eine Spanien-Tournee u.a. mit Stationen in Zaragoza, Alicante und San Sebastián führt die Deutsche Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz erstmals mit Generalmusikdirektor Karl-Heinz Steffens ins Ausland.

Bei den Aboreihen und den ergänzenden Sonderkonzerten im Pfalzbau Ludwigshafen, dem BASF-Feierabendhaus, im Congress Center Rosengarten und in der Mainzer Rheingoldhalle wird es in der kommenden Spielzeit wieder spannende musikalische Begegnungen mit international gefeierten Solisten und Dirigenten geben. In besonderer Weise präsentieren sich zudem herausragende Solisten aus der Staatsphilharmonie selbst. Führen – neben GMD Karl-Heinz Steffens – Michael Sanderling und James Holmes die Riege der Dirigenten an, so debütieren mit Ariane Mathiak, Domingo Hindoyan und Alejo Pérez drei vielversprechende, international bereits erfolgreiche junge Dirigenten bei der Staatsphilharmonie. Gerade im Bereich der Zusammenarbeit mit den erfolgversprechenden Nach-wuchsdirigenten möchte die Staatsphilharmonie künftig mehr von sich reden machen. Marcus Bosch, Fabrice Bollon und Ralf Otto kehren wieder zur Staatsphilharmonie zurück. Solisten wie Frank Peter Zimmermann, Baiba Skride, Ewa Kupiec, Reinhold Friedrich, Michael Barenboim, Michala Petri und viele weitere geben den Reihen Glanz. Nikolaus Boewer, Florian Barak und Cong Gu lassen aufleuchten, über welch großartige Musiker die Deutsche Staatsphilharmonie Rheinland Pfalz verfügt.

Unbestreitbarer Höhepunkt der Saison 2013/2014 wird sicherlich das Sonderkonzert mit dem großen Daniel Barenboim, Dirigent und Pianist von Weltrang, sein, der im Mozartsaal als Klaviersolist zu hören sein wird. Zu verdanken ist dies Karl-Heinz Steffens, der Barenboim als Vorbild, Lehrmeister und Freund bezeichnet und viel vom Erfahrungsschatz und der Unterstützung des Weltstars profitierte.

Weiter ausgebaut wird das Education-Angebot der Staatsphilharmonie „Listen to the Future“: Neben den Kinder- und Jugendkonzerten und den beliebten Konzerten für Schwangere und Stillende wird die Reihe der Krabbelkonzerte weitergeführt. Meilenstein in der Zukunftsarbeit ist die Patenschaft mit der Erich Kästner-Schule in Ludwigshafen, die in unmittelbarer Nachbarschaft der Philharmonie liegt. Aus der Nachbarschaft soll eine besondere Freundschaft wachsen: Die 380 Kinder der Grundschule, die als Schwerpunktschule die individuelle Förderung aller Kinder zum Ziel hat, sollen Freunde der Philharmoniker werden. Instrumentenvorstellungen in Schule und Klangreich, Schulbesuche der Musiker, Philharmoniebesuche der Kinder und spezielle Projekttage sollen zu selbstverständlichen Begegnungen zwischen Orchester und Schule führen. „Ein kleines, bereicherndes Lebenslernprogramm für beide Seiten“, freut sich Michael Kaufmann.