„Ovaler Tisch für Ausbildung und Fachkräftesicherung“ geht in die Schulen

Ministerpräsidentin Malu Dreyer ruft die weiterführenden Schulen in Rheinland-Pfalz auf, am 18. November 2013 einen Elternabend zum Thema „Berufsorientierung“ zu veranstalten.

Ministerpräsidentin Malu Dreyer ruft die weiterführenden Schulen in Rheinland-Pfalz auf, am 18. November 2013 einen Elternabend zum Thema „Berufsorientierung“ zu veranstalten. Die Mitglieder des von ihr geleiteten „Ovalen Tisches für Ausbildung und Fachkräftesicherung“ haben sich bereit erklärt, den Schulen für diesen Elternabend als Botschafterinnen und Botschafter für die duale Ausbildung zur Verfügung zu stehen. Bis zu den Sommerferien können sich die Schulen um die Persönlichkeiten des Ovalen Tischs bewerben.

Ministerpräsidentin Dreyer: „Wir wollen mit den Partnern am Ovalen Tisch erreichen, dass alle jungen Menschen eine qualifizierte Ausbildung abschließen. Um den zukünftigen Fachkräftebedarf abdecken zu können, sollten wir allen Jugendlichen in unserem Land zu einem Berufsabschluss verhelfen und darüber hinaus Jugendliche aus dem Ausland für eine duale Ausbildung gewinnen.“  Wirtschaftsministerin Eveline Lemke erläuterte, dass der geplante Elternabend Teil der Kampagne des Ovalen Tischs unter dem Motto „Nach vorne führen viele Wege“. sei. „Wir wollen als Partner am Ovalen Tisch die Gleichwertigkeit und die Durchlässigkeit des dualen Ausbildungssystems im Vergleich mit anderen schulischen oder akademischen Ausbildungswegen verdeutlichen. Die Kampagne wird im Herbst dieses Jahres starten.“

Als „gute Ergänzung der bereits seit langem laufenden Aktivitäten in den Schulen in Sachen Berufsorientierung“ bezeichnete Bildungsministerin Doris Ahnen die vom Ovalen Tisch beschlossene Kampagne. „Erfolgreiche Berufsorientierung benötigt vor allem ein enges Zusammenspiel von Schulen, Wirtschaft, Berufsberatung in der Bundesanstalt für Arbeit und insbesondere in den Elternhäusern. Nur gemeinsam kann es gelingen, dass der Blick von jungen Menschen bei der Berufswahl ein breiteres Spektrum an Berufen erfasst.“ Auf der Basis der „Richtlinie zur Schullaufbahnberatung, Berufswahlvorbereitung und Studienorientierung“ kooperierten die Schulen im Land in regionalen Netzwerken mit den anderen Beteiligten. Aktivitäten wie der wöchentliche Praxistag und die betrieblichen Praktika in der Sekundarstufe I aller Schularten, die von den Berufswahlkoordinatoren in den allgemeinbildenden Schulen organisiert würden, lieferten bereits gute Einblicke in unterschiedliche Berufswelten.“

Diese Ansätze sollen auch in die landesweite Fachkräftestrategie einfließen, auf deren Handlungsfelder sich der Ovale Tisch geeinigt hat. „Angesichts der Herausforderungen, vor denen wir stehen, müssen wir an vielen Stellen gleichzeitig ansetzen. Hierzu gehören neben der Nachwuchssicherung auch die Erschließung bislang ungenutzter Potentiale sowie der Erhalt und Ausbau vorhandener Kompetenzen in den Betrieben“, erläuterte Arbeitsminister Alexander Schweitzer. Wichtig seien auch Antworten auf die Frage, wie sich rheinland-pfälzische Unternehmen im Wettbewerb um Fachkräfte als attraktive Arbeitgeber positionieren können, ergänzte Wirtschaftsministerin Lemke.

„Zur Milderung des absehbaren Fachkräftemangels müssen wir bereits vor Beginn der Berufsausbildung ansetzen, um Fehlentscheidungen bei der Berufswahl so weit wie nur möglich zu vermeiden“, betonte der Präsident der Landesvereinigung Unternehmerverbände Rheinland-Pfalz (LVU), Dr. Gerhard Braun. „Denn die gesellschaftlichen Kosten wie auch die erlebte Frustration beim Ausbildungsabbruch sind immens. Was wir brauchen, ist ein umfassendes Konzept der Berufsorientierung und ökonomischen Bildung, das an unseren Schulen von entsprechenden Lehrkräften konsequent umgesetzt wird. Mit unseren SCHULEWIRTSCHAFT-Fortbildungen leisten wir hierzu einen Beitrag“.

„Die Ausbildungsbereitschaft der Betriebe aus Industrie, Handel und Dienstleistung in Rheinland-Pfalz ist ungebrochen. Die Besetzung offener Ausbildungsstellen gestaltet sich mangels Nachfrage interessierter und geeigneter junger Leute aber zunehmend schwierig“, so Präsident Peter Adrian für die Arbeitsgemeinschaft der Industrie- und Handelskammern. „Dabei benötigt die Wirtschaft aufstiegsorientierte Bewerber für die duale Aus- und Weiterbildung, um ihren Bedarf an künftigen Fach- und Führungskräften zu decken. Große Bedeutung hat für uns deshalb die Verbesserung des Stellenwertes der dualen Berufsbildung in der Öffentlichkeit. Hierzu kann unsere gemeinsame Kampagne einen wertvollen Beitrag leisten.“

„Nachwuchssicherung ist für das Handwerk nicht nur ein quantitatives, sondern vor allem ein qualitatives Problem von existentieller Bedeutung“, bekräftigte Präsident Karl Josef Wirges für die Arbeitsgemeinschaft der Handwerkskammern Rheinland-Pfalz. „Hierbei kommt der systematischen Berufsorientierung eine Schlüsselfunktion zu. Ebenso dringlich ist die qualitative Verbesserung der dualen Berufsschule durch eine stärkere Differenzierung des Berufsschulunterrichts und ausreichende Fachlehrerversorgung.“

Auch wenn es für eine Zwischenbilanz für das bis Ende September laufende Ausbildungsjahr noch zu früh sei, so Ministerpräsidentin Malu Dreyer, gebe es deutliche Signale, wo der Ovale Tisch für Ausbildung und Fachkräftesicherung ansetzen muss. Erster Ansatz zur Gewinnung von Fachkräften bleibt weiterhin die frühzeitige berufliche Orientierung und Beratung. Eine bessere Ausschöpfung des Ausbildungspotenzials wird aber auch bei ungelernten jungen Erwachsenen gesehen. Heidrun Schulz, die Leiterin der Regionaldirektion der Bundesagentur für Arbeit: „In Rheinland-Pfalz sind aktuell fast 18.000 junge Männer und Frauen zwischen 25 und 34 Jahren ohne abgeschlossene Ausbildung arbeitslos. Hinzu kommen noch viele ungelernte junge Erwachsene, die zwar eine Beschäftigung haben, die aber weit hinter ihren persönlichen Möglichkeiten zurückbleibt. Die Gründe, warum diese jungen Leute keinen beruflichen Abschluss erworben haben, sind dabei sehr unterschiedlich. Ihnen eine zweite Chance zu geben, ist nicht nur vor dem Hintergrund des drohenden Fachkräftemangels notwendig, sondern bietet ihnen auch die Möglichkeit, sich langfristig eine von Sozialleistungen unabhängige Existenz aufzubauen.“

Ausbildungspotential bieten aber auch die unversorgten Ausbildungsplatzbewerber oder Auszubildenden, deren Vertrag vorzeitig gelöst wurde – bundesweit jeder vierte Jugendliche. In den Blick genommen werden auch die derzeit jährlich 15.000 Jugendlichen in Rheinland-Pfalz, die nach der allgemeinbildenden Schule in den Übergangsbereich zwischen Schule und Beruf gehen.