Pressekonferenz zum Großbrand mit allen Infos

v.l.: Chrstian Specht 1. Bgm Mannheim, Beigeordneter Klaus Dillinger Ludwigshafen, Feuerwehrchef Peter Friedrich und Vertreter der Hafenbehörde Franz Reindl

Behördenvertreter und die Leitung der Feuerwehren aus Ludwigshafen und Mannheim standen heute Mittag den anwesenden Pressevertretern Rede und Antwort. Das Interesse der Medien an dem Ereignis war erwartungsgemäß groß. Geklärt wurden alle ausstehenden Fragen zu Themen wie Gift im Rauch, Messmaßnahmen, Einsatzablauf und Regulierung der Schäden.

Das Wichtigste zuerst. Es wurden bei dem Einsatz zwei Feuerwehrmänner verletzt. Der Eine hatte sich den Fuß verstaucht, der Andere hat etwas ins Auge bekommen. Dieser wurde klinisch betreut. Ihm wurden die Augen ausgespült. Alle Beide sind wieder im Dienst. Es sind von Seiten der Einsatzkräfte keine weiteren Verletzten zu beklagen.

Zunächst die Fakten im Überblick

  • In der Spitze hatte die Feuerwehr 32.000 Liter Wasserleistung pro Minute
  • Ca. 7km Schlauchmaterial
  • 600 Kräfte der Feuerwehren, THW und Rettungskräfte
  • 80 Polizeikräfte.
  • Schadensumme am Gebäude ca. 12 Millionen.
  • Sonstige Schäden wie die Schäden am Lagergut sind noch nicht bezifferbar

Eingeleitet wurde die Pressekonferenz vom Beigeordneten Klaus Dillinger. Doch zunächst einmal wurde das Einsatzgeschehen vom zuständigen Branddirekor Bruch, der die Einsatzleitung vor Ort hatte, dargestellt.

Zunächst einmal bedankte sich der Einsatzleiter Bruch von der Ludwigshafener Feuerwehr bei den Kräften, die im ihn Hintergrund unterstützt hatten. Ohne diese Mannschaft wäre das nicht zu schaffen gewesen, so Bruch. Der Schutz der Bevölkerung ging vor. Aus diesem Grund gab es auf Ludwigshafener Seite eine Sirenenvoralarmierung.

Der Ablauf der ersten 60 Minuten aus Sicht der Feuerwehr

  • Die erste Meldung kam von einem Kollegen der Polizei welcher privat unterwegs war. Er meldete, es brennt ein Elektroverteiler auf dem Dach des Gebäudes in der Hafenstrasse. Die Alarmierung war um 12:57 Uhr.
  • Die ersten Kräfte der Berufsfeuerwehr trafen um 13:01 an der Einsatzstelle ein. Während der Anfahrt forderte der zuständige Zugführer, aufgrund der sichtbar, starken Rauchentwicklung weitere Löschfahrzeuge an.
  • Um 12:59 löste die Brandmeldeanlage welche das Objekt überwacht, aus.
  • Beim Erkunden des Deckenbereiches in der Halle sah der Zugführer unheimlich viele Lichtbögen begleitet mit starker Geräuschentwicklung. Aufgrund dieser Erkenntnisse traf der Einsatzleiter die Entscheidung keine Brandbekämpfung in der Halle zu starten, sondern eine Riegelstellung zum angrenzenden Markt und anderen Gebäuden und Wohnhäusern aufzubauen. Und damit ein Übergreifen der Flammen auf den Markt zu verhindern. Es war klar, es handelt sich um einen Elektrobrand und die Rauchentwicklung innerhalb der Halle war bereits zu stark.
  • Um 13:08 treffen weitere Kräfte der Feuerwache 3 ein. Um 13:11 weitere Kräfte der Feuerwache 2 und die Freiwillige Feuerwehr Oppau.
  • Um 13:13 haben wir Vollalarm für die gesamte freiwillige Feuerwehr auslösen lassen.
  • 13:27 wurde die Messtechnik der Feuerwehr Ludwigshafen in Marsch gesetzt.
  • Um 13:42 trifft das Löschboot Metropolregion ein um die Wasserversorgung zu unterstützen.
  • Um 13:52 geht die erste Email an die Medien und die Warnung für die Anwohner Türen und Fenster geschlossen zu halten. Um 13:55 lief bereits der Turbolöscher der BASF-Werksfeuerwehr. Inzwischen wurden weitere Führungskräfte der Berufsfeuerwehr nachalarmiert. Zu diesem Zeitpunkt befinden sich 120 Feuerwehrkräfte direkt an der Einsatzstelle.
  • Rund um die Halle haben wir Löschmaßnahmen, die vorwiegend als Riegelstellung fungierten eingesetzt. Im Bereich Hafenstrasse gab es verschmorte Rolläden und selbst unsere Einsatzfahrzeuge, die in der Hafenstrasse standen, weisen Hitzeschäden auf.

Insgesamt können wir sagen, dass es uns gelungen ist, den Wohnbereich und die angrenzenden Hallen zu schützen. Alles hat hervorragend geklappt.

Bis zu dem Zeitpunkt hatten wir uns auf die Riegelstellung begrenzt. Denn zunächst musste die Bevölkerung gewarnt werden und die Evakuierungmaßnahmen durchgeführt werden. Erst danach konnten wir mit der massiven Brandbekämpfung beginnen. Wenn wir mit der Brandbekämpfung früher angefangen hätten, dann wäre durch die starke Rauchemission eine unmittelbare Gefährdung der Parkinsel gegeben gewesen.

Der Leiter der Feuerwehr Ludwigshafen Peter Friedrich erklärte dass die Ursache momentan noch geklärt werden muss. Ob die Solartechnik selbst oder eine Leitung der Solartechnik der Auslöser war, steht noch nicht fest. Die weiteren Ermittlungen führt die Wasserschutzpolizei durch.

Das Fazit der gesamten Veranstaltung war für alle Seiten positiv. Der anwesende erste Bürgermeister aus Mannheim Christian Specht betonte, wie auch alle Ludwigshafener Behördenvertreter, die gute Zusammenarbeit mit den Kollegen aus Ludwigshafen.

Es wurde auf Ludwigshafener, sowie auf Mannheimer Seite durchgängig mit Messwagen die Schadstoffkonzentration gemessen. Zu keinem Zeitpunkt gab es Hinweise auf ein Überschreiten der Grenzwerte.

Messanalyse und Messmaßnahmen

Martin Meinhardt, technischer Einsatzleiter im Bereich Messen bei der Ludwigshafener Feuerwehr und Dr. Rudolf, Leiter der analytischen Taskforce der Feuerwehr Mannheim.

Aufgrund der hohen Thermik kam es zu einem fast senkrecht aufsteigenden Rauchpilz, der dann in der oberen Luftschicht nach Mannheim abdrehte. Unsere Teams haben dann den Rauchpilz beobachtet, so dass wir eine Ausbreitungsprognose erstellen konnten. Wir haben dann sofort eine technische Einsatzleitung Messen in Ludwigshafen mit verschiedenen Unterabschnitten eingerichtet. Diese Schwerpunkte richteten sich nach dieser Ausbreitungsprognose.

  • Messen 1 befand sich direkt an der Einsatzstelle und ein Unterabschnitt an der Walzmühle. Es ging hier um das Walzmühlcenter, die Altenheime und die Wohneinheiten und nicht zuletzt wegen des Filmfestivals.
  • Abschnitt Stadtgebiet weil wir nicht wussten ob sich der Wind dreht
  • Ein Dekontaminationsstelle für die Einsatzkräfte damit wir keine Kontaminationsverschleppung auf die Wache erhielten
  • Ein Bereich Analytik. Hier haben wir das in Ludwigshafen stationierte Gaschromatographen/Massenspektrometersystem eingesetzt
  • In einer frühen Phase haben wir ebenfalls unser EDV-gestütztes Ausbreitungsmodell gestartet welches die gleichen Ergebnisse lieferte wie die ersten Analaysen vor Ort.
  • ABC-Erkundungsfahrzeuge kamen zum Einsatz. Ein erstes Fahrzeug welches in Ludwigshafen stationiert ist wurde unverzüglich in Bewegung gesetzt. Dieses Fahrzeug fuhr zuerst einmal Richtung Filmfestival, weil sich in diesem Bereich noch ca. 200 Menschen befanden. Insgesamt waren vier Erkundungsfahrzeuge der Feuerwehren Ludwigshafen, Speyer, Worms und Kaiserslautern im Einsatzgebiet unterwegs und lieferten ständig Daten an die Leitstelle.
  • In Ludwigshafen war noch ein Messfahrzeug Gefahrstoffe der Feuerwehr Neustadt im Einsatz
  • Spezielles Messsystem des Landes Rheinland-Pfalz welches von der Feuerwehr Ludwigshafen betrieben wird.
  • Direkt an der Einsatzstelle nahmen wir im weiteren Einsatzverlauf regelmässig Proben vom Löschwasser

Gegen Einsatzende konnten wir aufgrund der vielen Messergebnisse unsere Prognosen bestätigen. Betroffen war insbesondere der Bereich Filmfestival. Hier gingen bis zu 5cm grosse Stücke runter. Während des Einsatzes standen wir in direktem Kontakt mit der Feuerwehr Mannheim. Dort liefen zeitgleich die selben Mess-Maßnahmen ab. Die Feuerwehr macht allerdings keine Feinanalytik. Bei unseren Messungen geht es darum, im Einsatzfalle Entscheidungen zu treffen. Wir haben das Ganze umfassend mit Messfahrzeugen eingekreist.

Unsere Proben, welche wir im Einsatzverlauf ständig entnommen hatten, haben wir dem Umweltamt zur Verfügung gestellt. Vor Ort haben wir mit Kurzzeitröhrchen Messungen auf anorganische Brandgase durchgeführt. Hier wird mit sogenannten Arbeitsplatzgrenzwerten gearbeitet. Wir hatten zu keinem Zeitpunkt ein Überschreiten dieser Arbeitsplatzgrenzwerte. Weil im Bereich des Filmfestivals große Bruchstücke niedergingen, haben wir entschieden das Filmfestival zu beenden und das Gelände räumen zu lassen. Auf Mannheimer Seite ergaben sofort durchgeführte Messungen keine relevanten Ergebnisse. Die Mannheimer Feuerwehr war mit zwei ABC-Erkundungsfahrzeugen unterwegs.

Die Geruchsbelästigung auf Mannheimer Seite stieg gegen Abend an, als die Kollegen aus Ludwigshafen mit zunehmendem Löscherfolg, dafür sorgten, dass sich die Wolke absenkte und Rußpartikel vermehrt im Bereich Innenstadt, Neckarstadt und Lindenhof niedergingen. Auch ergab die durchgeführte Analytik keine Hinweise auf grenzüberschreitende Werte. Gleichwohl war die Geruchsbelästigung erkennbar.

Der Ruß und seine Inhaltsstoffe

Dieser Ruß ist grundsätzlich genauso einzuordnen wie bspw. der Grill im Sommer. Auch hier gilt

  • ein möglichst kurzer Kontakt mit der Haut
  • kann regulär über den Hausmüll entsorgt werden.

Wer solche Rußpartikel auf seinem Grundstück, oder seinem Balkon findet muss keine Angst haben.

Der Leiter Bereich Umwelt bei der Stadt Ludwigshafen Rittaler erklärte, dass sich die BASF noch in der Nacht bereit erkärte, einen Test des Rußes auf polyzyklische, aromatische Kohlenwasserstoffe durchzuführen. Damit lässt sich schnell erkennen ob dieser Ruß kritisch ist. An drei Stellen auf der Parkinsel haben wir Proben entnommen und analysieren lassen. Auch hier wurden die Messergebniss der Feuerwehr bestätigt. Die Werte befanden sich unterhalb der Grenzwerte. Lediglich im Bereich Hafenstrasse konnten wir leicht erhöhte Werte feststellen.

Das Gesundheitsamt Ludwigshafen lässt weiter prüfen

Von Seiten des Gesundheitsamtes werden Lebensmittelproben eingesammelt, angeschaut und ebenfalls im Labor auf polyzyklische, aromatische Kohlenwasserstoffe untersucht. Unsere Lebensmittelprüfer sind derzeitig unterwegs und nehmen entsprechende Proben. Die Ergebnisse werden uns in der kommenden Woche vorliegen. Aus den bisherigen Erkenntnissen wissen wir, dass die Gemüseanbauregion RheinPfalz nicht betroffen ist.

Die Giftfrage

Wenn Polystyrol brennt dann entstehen am Verbennungsort giftige Gase. Das ist Fakt und das liegt in der Natur der Chemie. Die Messungen dienten uns für die Feststellung: Was kommt bei den Menschen an Schadstoffen an? Bei den von uns vorgenommenden Proben konnten Schadstoffe festgestellt werden. Die vorgegeben Grenzwerte wurden dennoch nicht überschritten. Entscheidend war hier die Verbrennungstemperatur. Da Diese sehr hoch war, war der Anteil der Schadstoffe gering.

Wie es weiter geht

Dazu sagte der Stationsleiter der Wasserschutzpolizei in Ludwigshafen Thomas Schmid:

Nachdem wir die Brandstelle von der Feuerwehr übergeben bekommen haben, wurde von Seiten der Staatsanwaltschaft eine Sicherstellung des Brandortes angeordnet. Gleichzeitig haben wir Kontakt mit dem Landeskriminalamt und dem Bundeskriminalamt aufgenommen. Diese werden ab Morgen mit Spezialkräften den Brandort untersuchen. Als Brandursache kann ich lediglich bestätigen, dass wir ein Feuer im Dachbereich hatten. Ob dies die Ursache des Brandes ist kann ich derzeitig nicht sagen. Das wäre reine Spekulation.

Franz Reindl, Vertreter der Hafenbetriebe als Grundstückseigentümer

Der Vorfall ist von unserem Grundstück ausgelöst worden. Deswegen sehen wir uns in der Verantwortung die Angelegenheit wenn möglich schnell und pragmatisch zu lösen. Wir werden eine Anlaufnummer zur Verfügung stellen. Es geht um

  • Schäden die im Zusammenhang mit dieser Sache stehen
  • Wagen waschen
  • Fragen zu Fenster und Fassaden
  • Reinigungsarbeiten aller Art

Ursprüglich wollten wir das über den Versicherer abwickeln. In Anbetracht der Tatsache dass wir eine grosse Anlage haben mit einem Nutzer und einem Betreiber sind insgesamt sechs Versicherer im Boot. Und wir wollen es den Geschädigten nicht zumuten mit vielen Versicherern zu telefonieren und zu verhandeln.

Wir koordinieren das von uns aus und sagen zu, dass wir die kleinen Schäden sehr pragmatisch und schnell lösen. Bei grösseren Schäden sollen sich die Betroffenen an den eigenen Versicherer wenden, der sich wiederum mit unseren Versicherern kurzschliesst. Für alles was an schnellen Lösungen gefragt ist stehen wir über die Telefonnummer:

Die Regulierungsnummer: 5984 134

ab 25.06 8:00 Uhr zur Verfügung. Wichtig wäre, wenn zur Entlastung die Emailadresse genutzt werden würde.

Die Regulierungsmail: franz.reindl@haefen-rlp.de

Wer darf sich melden?

Wir hoffen dass bei den Leuten Vernunft vorherrscht. Die Sache mit dem Ruß ist relativ unproblematisch. Das wird mit dem ersten Regen weg sein. Wer versucht ein neues Fenster auf diesem Wege zu bekommen, der muss mit einer genaueren Überprüfung rechnen. Im Vordergrund stehen für uns die Lösungen für unmittelbar Betroffene.

Die Notfallnummern der Polizei und Feuerwehr steht für Notfälle zur Verfügung. Für die Polizei und die Feuerwehr ist dieser Notfall abgeschlossen. Alles Weitere übernimmt die Hafenbehörde als Grundstückseigentümer. Die bekannten Notfallnummern dürfen keinesfalls für die Schadensersatzfragen genutzt werden.

Darauf wies abschliessend nochmals der Beigeordnete Dillinger hin. Alle sind froh die Angelegenheit zu einem guten Ende gebracht zu haben. Mannheims Bürgermeister lobte zusätzlich noch die Zusammenarbeit in der Metropolregion, welche auf allen Ebenen reibungslos funktionierte.