Braucht Heidelberg ein Literaturhaus? – Experten-Workshop zeichnete ein erstes Meinungsbild

Ist ein Literaturhaus eine Bereicherung für Heidelberg oder nur eine Dopplung des bestehenden Angebots? Um der kontroversen Diskussion in der Stadt ein Forum zu geben, hatte das Kulturamt der Stadt Heidelberg externe Experten und Fachleute aus dem Heidelberger Literaturbetrieb sowie Vertreter der Gemeinderatsfraktionen am 26. Juni 2013 zu einem Workshop in die Stadtbücherei eingeladen. Fazit: die Heidelberger Kulturverwaltung will das laufende Jahr zur weiteren Meinungsbildung nutzen und die Diskussion um ein Literaturhaus unabhängig von einem konkreten Ort weiterführen.

Bürgermeister Dr. Joachim Gerner sagte: „Unser Ziel ist es, 2014 einen Grundsatzbeschluss des Gemeinderates herbeizuführen.“ Parallel dazu forciert eine private Initiative, der Verein Literaturhaus e.V., die Einrichtung eines Literaturhauses im Wormser Hof. Am 3. Juli will der Verein sein Konzept öffentlich vorstellen.

Einig waren sich die Workshop-Teilnehmer darin, dass ein mögliches neues Literaturhausangebot nicht zu Lasten bestehender Angebote gehen dürfe. Außerdem war es der Wunsch der Teilnehmer, dass die Diskussion um das Literaturhaus versachlicht werden solle. Die Idee eines virtuellen Literaturhauses, wie es beispielsweise in Bremen eingerichtet wurde, stieß größtenteils auf Ablehnung. Allenfalls ergänzend sei ein solches Format vorstellbar. Moderiert wurde der Workshop von Jan Linders, ehemals Schauspieldirektor am Theater Heidelberg, der jetzt in gleicher Funktion am Badischen Staatstheater Karlsruhe arbeitet.

Input bekamen die Workshop-Teilnehmer durch Hauke Huckstädt, den Leiter des Literaturhauses Frankfurt, der zuvor auch in den Städten Hannover und Göttingen ganz unterschiedliche Literaturvermittlungs-Konzepte erprobte, sowie durch Dr. Stefanie Stegmann, Leiterin des Literaturbüros Freiburg, das kurz vor Gründung eines Literaturhauses steht. Als Heidelberger Interessenvertreter saßen Manfred Metzner vom Verlag Das Wunderhorn, Jakob Köllhofer vom Deutsch-Amerikanischen Institut, Prof. Dr. Friederike Reents vom Germanistischen Seminar der Universität Heidelberg sowie Hans-Martin Mumm, Leiter des städtischen Kulturamtes, auf dem Podium. Kontrovers diskutiert wurde dabei die Frage, ob das bestehende Angebot in Heidelberg, beispielsweise im Deutsch-Amerikanischen Institut, ein zusätzliches Literaturhaus nicht entbehrlich mache oder aber eine Bereicherung darstelle und bestehende Lücken schließe. Zur Sprache kamen in diesem Zusammenhang die fehlende Darstellung der Geschichte der Literaturstadt Heidelberg in Form einer Dauerausstellung und die fehlende nachhaltige Bindung zeitgenössischer Autoren an die Stadt, für die ein Literaturhaus eine zentrale Anlaufstelle sein könnte.