Musik, Wein und Spargel – was die Kurpfalz verbindet.

Man mag es nicht glauben, aber zwischen Schwetzingen und Wachenheim besteht seit sechzig Jahren eine sogenannte Weinpartnerschaft, denn, so der Bürgermeister von Wachenheim beim gestrigen Jubiläumskonzert, zum Spargel passe nun einmal nur ein guter Riesling, womit er Recht hat.

Die Schwetzinger Spargelkönigin hatte sich auch extra die Ehre gegeben, um beim diesjährigen Sommerkonzert der Wachenheimer Serenade, die es auch bereits seit 40 Jahren gibt, in der Sektkellerei Wachenheim bei einem außergewöhnlichen musikalischem Ereignis dabei zu sein. Nicht nur die Bürgermeister sprachen Grußworte, auch die Kulturbeauftragte der Stadt Schwetzingen, Dr. Barbara Gilsdorf, klärte in rhetorisch gut gewählten Worten das interessierte Publikum über die Schätze der „Mannheimer Schule“ auf, die das ganz hervorragende Carl-Theodor-Quintett, bestehend aus Solisten des Nationaltheaters Mannheim, als Ohrenschmaus darbot.

So hatte einst die kurpfälzische Hofkapelle, die im 18. Jahrhundert europaweit legendären Ruf genoss und bis heute weltweit als sog. Mannheimer Schule anerkannt ist, eine ganze Reihe von Wunderkindern hervorgebracht. Zwei von ihnen, Franz Danzi und Peter Ritter, sind in diesem Konzert als Komponisten und gleichzeitig als Jubilare vertreten, denn sie feiern 2013 die 250. Wiederkehr ihres Geburtstages. Während der Cellist und Komponist Peter Ritter als Kapellmeister das Musikleben in Mannheim dominierte, machte der in Schwetzingen geborene Franz Danzi die Errungenschaften der kurfürstlichen Hofmusik über die Grenzen der Kurpfalz hinaus bekannt. Wie Ritter begann auch er seine Karriere als Solocellist (allerdings in München) und war dann als Kapellmeister in Stuttgart und Karlsruhe tätig. Einige seiner Opern gehörten zu den erfolgreichsten Werken, die auch außerhalb Deutschlands, z.B. in Budapest oder etwa St. Petersburg, aufgeführt wurden. Bekannt und beliebt waren vor allem seine Werke für unterschiedliche Bläserbesetzung. Seine Bläserquintette gehören bis heute zum anspruchsvollen Konzertrepertoire.

Ein weiteres Wunderkind der kurfürstlichen Hofkapelle war Peter von Winter, der vielleicht heute noch der Bekannteste des Terzetts ist. Winter ging 1778 – wie die meisten der Hofmusiker – mit Kurfürst Carl Theodor nach München, wo er bis zu seinem Tod zunächst als Orchesterdirektor und später als Kapellmeister die Münchner Hofmusik sehr erfolgreich leitete. Berühmt wurde er vor allem als Opernkomponist. Mit der 1796 im Kärntnertortheater in Wien uraufgeführten Oper Das unterbrochene Opferfest konnte er den größten Erfolg seiner Karriere verbuchen. Die Oper wurde auf nahezu allen europäischen Bühnen nach gespielt. Von dem versierten Arrangeur Johann Christian Stumpf (ca. 1740–1801), der übrigens auch Themen aus Mozarts Zauberflöte für Harmoniemusik einrichtete, stammt eine Bearbeitung für Bläser mit Motiven aus Winters Erfolgsoper, die heute, ähnlich wie die komplette Kammermusik von Peter Ritter, zu unrecht vergessen ist und darauf wartet, nach 200 Jahren aus ihrem Archivschlaf erlöst zu werden.

Gestern abend delektierten sich geladene Gäste und Barockmusikfreaks gemeinsam, leider nicht im Schlosshof dank der wechselhaften Wetterlage, an den bravourös gespielten und vorgetragenen Kompositionen.

Als Erstaufführung dienten die „ Vier Harmoniestücke“ von Peter Ritter, mit Klarinetten, Hörnern und Fagotten, das Bläserquintett F-Dur (op.56, Nr.3) des doch mehr bekannten Schwetzinger Komponisten Franz Danzi, und ebenfalls als Erstaufführung die „Pièces d'Harmonie“ von Peter von Winter.

Nach der Pause erwies sich dann wieder einmal, durch die zwar schöne, aber eher einfache Tafelmusik der erwähnten Komponisten, unterstrichen, die Brillianz und Genialität Mozarts, mit der Serenade Es-Dur (KV 375). Balsam für Seele und Geist, kongenial dargeboten von den Solisten des Orchesters des Nationaltheaters Mannheim.

Chapeau!