Wie geht es weiter mit dem Benjamin-Franklin-Village?

v.l.n.r: Dr. Konrad Hummel, Geschäftsführer der MWSP, Oberbürgermeister Dr. Peter Kurz, Prof. Dr. Franz Pesch, Architekt und externer Berater und Bürgermeister Lothar Quast.

Im Konversionsprozess der Stadt Mannheim ist das Benjamin-Franklin-Village eine der größten Herausforderungen. Mit seinen 88 Hektar und der vorhandenen Infrastruktur stellt es einen eigenen Stadtteil dar, den die Stadt nun Schritt für Schritt integrieren möchte.

Dazu soll die MWS Projektentwicklungsgesellschaft mbH (MWSP) das Gelände für die Stadt erwerben. Oberbürgermeister Dr. Peter Kurz stellte zusammen mit Bürgermeister Lothar Quast, Prof. Dr. Franz Pesch, Architekt und externer Berater das Verfahren sowie Dr. Konrad Hummel, Geschäftsführer der MWSP, die Vorgehensweise und die Handlungsempfehlungen vor.

„Das Benjamin-Franklin-Village attraktiv und sinnvoll zu entwickeln ist eine der größten Herausforderungen im Konversionsprozess insgesamt“, so Oberbürgermeister Dr. Peter Kurz. Besondere Aufgaben erfordern besondere Lösungen. Daher hat sich die Stadt Mannheim bei der Frage, wie es mit dem Benjamin-Franklin-Village weitergeht, für einen iterativen Planungsprozess entschieden. Daran beteiligt sind die Fachplaner aus der Verwaltung, externe Experten sowie vier internationalen Planungs- und Architekturbüros. „Wir koppeln uns stetig mit den Experten, der Verwaltung, der Politik und den Bürgern rück und versuchen so, für die Stadt die besten Lösungen zu generieren und umsetzungsorientiert zu gestalten“, erläutert Bau- und Sportbürgermeister Quast den Prozess. „Wir möchten am Ende ein tragfähiges Konzept in den Händen halten und eine Lösung, die vielfältig und qualitativ hochwertig zugleich ist. Dies ist nicht nur im Sinne einer klugen Stadtentwicklung, sondern auch im Interesse der Bürgerinnen und Bürger“, ergänzt Kurz. Die Größe der Fläche erfordert eine schrittweise Um- oder Neunutzung des Gebiets. Eine Schwierigkeit ist dabei der bauliche Bestand und die lange Dauer des Umwandlungsprozesses.

„Wir begrüßen die Absicht der Stadt Mannheim, die Kasernen Benjamin-Franklin-Village, Funari Barracks und Sullivan Barracks zu erwerben“, so Prof. Franz Pesch stellvertretend für das Expertengremium. Bei der Entwicklung komme es besonders darauf an, die Grundstücke am neuen „städtebaulichen Rückgrat“, einem Boulevard als Verbindung des Käfertaler OEG-Bahnhofs mit dem Altkäfertaler Zentrum, zu entwickeln. Die Empfehlungen werden in die Ergebnisse des iterativen Prozesses eingearbeitet. Mit dieser Planung wird die Stadt auch in die Verhandlungen mit der Bundesanstalt für Immobilien Aufgaben (BImA) einsteigen.

„Die Stadt Mannheim wird auf dem Benjamin-Franklin-Village zukünftig ihren Wohnungsbauschwerpunkt haben“, erläutert Quast die Zielsetzung. Es soll ein eigenständiger Stadtteil mit Kindergärten, Schulen, Nahversorgungseinrichtungen und Arbeitsplätzen geschaffen werden, ohne dass er von den benachbarten Stadtteilen isoliert ist. Dabei sollte so viel Bestand wie möglich und nötig integriert und umgenutzt werden. Dies gilt vor allem für die vorhandenen Sport- und Freizeiteinrichtungen. Ziel ist es, auf dieser Grundlage im 1. Quartal 2014 das Bebauungsplanungsverfahren zu starten.

„Eine besondere Herausforderung in der Entwicklung ist, dass das Quartier zu jedem Zeitpunkt attraktiv sein soll“, so Dr. Konrad Hummel. Dies könne durch eine gezielte Nach- und Zwischennutzung und durch den frühzeitigen Abriss von baulichen Anlagen geschehen. Beispiele hierfür sind beispielswiese Wander- und Radwege, Sport- und Trimm-Dich-Pfade, Urban Gardening oder Baumschulen. „Auch im Sportbereich bietet die Konversion zahlreiche Chancen. Eine Arbeitsgruppe zum Thema ‚Sport und Konversion‘ soll diese erörtern. Als ersten Schritt haben wir eine Machbarkeitsstudie in Auftrag geben, ob auf dem Benjamin-Franklin-Village ein Kombibad realisiert werden kann“, so Bau- und Sportbürgermeister Quast.

Der Startschuss für den Iterativen Planungsprozess fiel vor einem Jahr mit einer Informationsveranstaltung und einer Begehung der Fläche. Im September wurden dann in einer ersten internen Arbeitssitzung erste Strategien und Entwürfe durch die Büros präsentiert, die dann im Oktober bei einem Workshop im Kulturhaus Käfertal Bürgern, Politik und Verwaltung vorgestellt und präsentiert wurden. Im Frühjahr 2013 fand ein erneuter Workshop statt. Mit beteiligt sind für das Themenfeld „Urbane Prozesse“ das Büro yellowZ aus Berlin und der Schweiz, der Bereich „Städtebau“ und „Architektur“ ist durch die Büros Tegnestuen Vandkunsten aus Dänemark und MVRDV aus den Niederlanden abgedeckt. Auf „Grün-/ Freiraum“ ist das Büro Atelier Loidl spezialisiert. Außerdem stehen der Verwaltung verschiedene Experten zur Verfügung: Aus den Bereichen „Wohnungswirtschaft“ Prof. Christina Simon-Philipp, „Ökonomie“ Dieter Blase, „Architektur“ Prof. Dr. Carl Fingerhuth, „Städtebau“ Prof. Dr. Franz Pesch sowie „Landschaft/ Freiraum“ Prof. Klaus Overmeyer.