Crossmentoring: Über die eigene Kirchturmspitze hinaus

Oberkirchenrat Michael Gärtner (Mentor) mit seiner Mentee Lena Metz.

Sie sind jung, weiblich und wollen in ihren Berufen (mehr) Leitungsaufgaben übernehmen. Auf dem Weg dorthin möchten sie von den Erfahrungen der Älteren mit langjährigem Führungs- und Fachwissen profitieren.

Zehn Mentees aus verschiedenen Speyerer Behörden „trainieren“ zurzeit bei einem von der Evangelischen Kirche der Pfalz ins Leben gerufenen Crossmentoring-Programm in Workshops, Studientagen und im regelmäßigen Austausch mit den ihnen zur Seite gestellten Mentoren Konfliktmanagement, Kommunikation, Vernetzung und ethisches Wirtschaftshandeln. Initiiert hat das Projekt vor zwei Jahren die Gleichstellungsbeauftragte der Landeskirche, Pfarrerin Belinda Spitz-Jöst. Für sie ist das Programm ein für beide Seiten Gewinn bringendes Erfolgsmodell: „Man merkt, wie sich die Gruppe entwickelt und zusammenwächst.“

Mentoren sind laut Duden „Fürsprecher, Förderer, erfahrene Berater“. Einer von ihnen ist der Bildungsdezernent der pfälzischen Landeskirche, Oberkirchenrat Michael Gärtner. „Ich lerne selbst vieles, was ich auf unsere Landeskirche übertragen kann“, lobt Gärtner das Programm. Er stellt sich bereits zum zweiten Mal als Mentor zur Verfügung, zuletzt, 2011, noch als Dekan des Kirchenbezirks Ludwigshafen. Führen und geführt werden, Netzwerke bilden, die unterschiedlichen Kommunikationsmethoden von Männern und Frauen ausloten sind für ihn die Schlüsselthemen.

Gärtners Mentee ist diesmal Lena Metz, Justiziarin an der Deutschen Universität für Verwaltungswissenschaften in Speyer. Das Crossmentoring gebe ihr „wertvolle Impulse für den beruflichen Werdegang“, sagt Metz. Nach zwei Elternzeiten, in denen ihre Berufstätigkeit unterbrochen worden sei, wolle sie sich mit Hilfe des Programms fit machen für künftige Führungsrollen, so die 37-Jährige. Als besonders bereichernd bewertet sie die Gespräche mit ihrem Mentor: „Seine Sicht von außen hat mir viel geholfen.“ Ein großer Pluspunkt des Programms sei auch die gute Vernetzung der Mentees untereinander. Um Themen wie beispielsweise Konfliktmanagement ausführlicher behandeln zu können, wünscht sich Metz mehr Zeit an den Studientagen.

Pfarrerin Jasmin Gunklach aus Birkenheide im Kirchenbezirk Bad Dürkheim ist ebenfalls Mentee. Sie findet das Programm „auf jeden Fall sinnvoll für ihr berufliches Weiterkommen“ und die Gespräche mit dem Mentor sehr hilfreich. „Die Themen werden mit einem neutralen Blick von außen professionell gemeinsam durchdacht. Dadurch gewinne ich an Sicherheit. Durch das Programm werde ich angeregt, noch einmal neu darüber nachzudenken, wie ich die Rolle der Personalführung und Leitung der Kirchengemeinde wahrnehme“, sagt Gunklach. Zudem weite es den Horizont, sich mit den anderen Mentees, die im nichtkirchlichen Bereich arbeiten, auszutauschen. Die Studientage sind nach Meinung der Pfarrerin mit jeweils einem halben Tag zu kurz. Da könne vieles nur angerissen werden.

Am zweiten Crossmentoring-Programm, bei dem nach Angaben der landeskirchlichen Gleichstellungsbeauftragten jungen Führungsfrauen für einen Zeitraum von sieben Monaten Mentoren zur Seite gestellt werden, beteiligen sich neben der Evangelischen Kirche der Pfalz die Deutsche Rentenversicherungsanstalt Rheinland-Pfalz, die Stadtverwaltung Speyer, die Landesbibliothek, die AOK Rheinland-Pfalz, die Bundesagentur für Arbeit, die Polizeibehörde und erstmals auch die Deutsche Universität für Verwaltungswissenschaften Speyer. Mentoring und Crossmentoring seien nah an der Praxis arbeitende Führungstrainings, erklärt Spitz-Jöst. Wenngleich das „Crossmentoring zwischen Speyerer Behörden“ ein reines Frauenförderungsprogramm sei, werde überlegt, auch ein ähnliches Programm für Männer und Frauen zu konzipieren.