Sternwarte birgt historische Überraschungen

Dr. Lothar Stöckbauer, Erster Bürgermeister Christian Specht und Stadträtin Helen Heberer, MdL, auf der Dachplattform der Sternwarte

Seit März läuft die Sanierung von Fassade und Dach der Alten Sternwarte. Nun lud Erster Bürgermeister und Immobiliendezernent Christian Specht zu einer Baustellenbegehung ein, um den aktuellen Stand der Sanierung und die neuesten Funde an dem 1772 bis 1774 erbauten Gebäude zu zeigen.

„Als wir das Dach der Alten Sternwarte geöffnet haben, sind zwei bauhistorisch interessante Funde zu Tage gekommen“, berichtete Specht. „Auf der Dachplattform befinden sich noch Reste einer kreisrunden Sandsteinoberfläche mit einem runden Stein in der Mitte, auf dem in der Barockzeit wahrscheinlich die Beobachtungsstation befestigt war. Außerdem haben wir ein weiteres Fundament aus Backsteinen gefunden, das in der Zeit zwischen den Weltkriegen eine ‚Camera Obscura‘ getragen hat.“ Diese ‚Lochkameras‘ waren zu Beginn des 20. Jahrhunderts eine beliebte Attraktion: Über ein winziges Loch in der Wand eines komplett abgedunkelten Häuschens wurde ein Bild der Umgebung ins Innere projiziert. Ähnliche begehbare Lochkameras existieren heute noch z. B. im Deutschen Filmmuseum in Frankfurt. Aktuell berät die Stadt mit Denkmalschützern des Regierungspräsidiums Karlsruhe, wie mit den Funden umgegangen werden soll.
 
Neben diesen historischen Funden birgt die Alte Sternwarte auch negative Überraschungen: Beim Mauern der Sandsteine wurden in dem Gebäude nicht – wie zur Bauzeit üblich – Schieferstücke als Distanzhalter verwendet, sondern Eisenstücke. Diese dehnen sich durch Korrosion aus und sorgen für Druckrisse und Abplatzungen. Nun müssen die Distanzeisen aufwändig entfernt werden. Auch die Maueranker, die ein ‚Auseinanderdriften‘ des Gebäudes verhindern sollen, sind stark verrostet. Sie werden mit modernen Edelstahl-Ankern ergänzt.
 
Trotz des Mehraufwands für diese Schäden, die erst während den Arbeiten gefunden werden konnten, liegen die Sanierungsarbeiten noch im Zeit- und Kostenplan: Für die bis Anfang 2014 dauernde Außensanierung sind eine Million Euro eingeplant. Davon trägt 470 000 Euro das Land Baden-Württemberg, 300 000 Euro fließen aus dem städtischen Haushalt. Die restlichen 230 000 Euro wollen das ‚Aktionsbündnis Alte Sternwarte‘ und der Verein Stadtbild Mannheim e.V. aufbringen. „Die Sternwarte ist ein unverzichtbarer Teil des Mannheimer Stadtbilds“, betont Dr. Lothar Stöckbauer, Vorsitzender des Stadtbild Mannheim e.V. „Daher setzen wir uns nachhaltig für dieses bedeutende Baudenkmal im so genannten Barockdreieck aus Schloss, Jesuitenkirche und Zeughaus ein.“
 
Um Spenden für die Sanierung zu sammeln, wurden bereits zahlreiche Benefizveranstaltungen durchgeführt: Der Verein Stadtbild Mannheim unterstützt die Sanierung mit allgemeinen Spendenmitteln sowie mit dem Verkauf einer signierten Edition des Mannheimer Künstlers Dietmar Brixy. Das Aktionsbündnis bietet gemeinsam mit dem Stadtarchiv – Institut für Stadtgeschichte Nachprägungen der Wittelsbacher Medaillensuite zu Gunsten der Alten Sternwarte an. Auf seiner Webseite www.alte-sternwarte-mannheim.de informiert das Aktionsbündnis darüber hinaus in einem Bautagebuch über den aktuellen Stand der Arbeiten.
 
Bereits während der noch laufenden Fassadenarbeiten hat Specht den zweiten Bauabschnitt im Blick: „Nicht nur die Fassade, auch das Innere der Alten Sternwarte muss dringend saniert werden. Dafür benötigen wir weitere 700 000 Euro“, so Specht. „Der Bund hat für die Innensanierung bereits 250 000 Euro aus dem Denkmalschutz-Sonderprogramm IV bereitgestellt, außerdem bemühen wir uns intensiv um einen Denkmalschutz-Zuschuss des Landes, so dass wir voraussichtlich nur rund 300 000 Euro aus dem städtischen Haushalt finanzieren müssen.“ In diesem zweiten Bauabschnitt sollen die Installationen sowie die Türen und einige Fenster erneuert werden. Darüber hinaus ist geplant, das Foyer, das Treppenhaus und das Atelier im 4. Obergeschoss zu sanieren. Hier muss neben einem neuen Anstrich vor allem der Sandsteinboden überarbeitet werden.