Heidelberg errichtet ein Mahnmal für die deportierten Juden Badens

Ort der Erinnerung

Skizze des Entwurfs von Anna-Sophia Weßling (Elisabeth-von-Thadden-Schule) für das Mahnmal.

Ort der Erinnerung: Heidelberg errichtet in der Schwanenteichanlage in der Innenstadt – hier verliefen damals die Gleise des Hauptbahnhofs – ein Mahnmal für die deportierten Juden Badens nach Gurs. Über das Vorhaben ist der Bau- und Umweltausschuss des Heidelberger Gemeinderates am 10. September 2013 informiert worden.

Kubus mit Symbolcharakter

Das Mahnmal ist im Rahmen eines Schülerwettbewerbs entwickelt worden. Aufgestellt werden soll ein von Anna-Sophia Weßling (Elisabeth-von-Thadden-Schule) entworfener Gedenkstein. Sie schuf einen Kubus, auf dessen Oberfläche und Innenseite Gleise zu sehen sind. Sie symbolisieren den Weg, über den die Heidelberger Juden aus ihrer Heimat verschleppt wurden: Früh am Morgen des 22. Oktober 1940 wurden sie zum Bahnhof gebracht und mussten dort am Bahnsteig 1a Sonderzüge besteigen, mit denen sie aus der Stadt gebracht wurden. 

Errichtung an der Stelle des ehemaligen Bahnsteigs 1a

Der Stein soll auf einer Rasenfläche der Grünanlage in der Nähe des ehemaligen Bahnsteigs 1a installiert werden – dieser verlief 1940 vor der Verlagerung des Hauptbahnhofes am Rande der heutigen Schwanenteichanlage. Eine Informationstafel am Weg wird auf das Mahnmal hinweisen.

Die monolithische Skulptur aus Odenwälder Granit wird in der Werkstatt des Heidelberger Bildhauers Grégory Boiteuxs bearbeitet. Der würfelförmige Stein hat eine Kantenlänge von 1,40 Metern. Der Landschaftsarchitekt Wolfgang Roth, der auch für die derzeitige Umgestaltung der Schwanenteichanlage insgesamt verantwortlich ist, wird den „Ort der Erinnerung“ gestalten. Nach seinem Konzept wird der Gedenkstein von zwei parallel verlaufenden Schienensträngen eingebunden. Die Länge der Schienenstränge entspricht der Länge der Waggons der damaligen Sonderzüge. 

Spende der Manfred-Lautenschläger-Stiftung 

Die Herstellungskosten für den Gedenkstein in Höhe von 35.000 Euro können dank einer Spende der Manfred-Lautenschläger-Stiftung finanziert werden. Die Mittel für die Einbindung des Mahnmals in die Neugestaltung der Schwanenteichanlage in Höhe von 10.000 Euro hat der Gemeinderat im Haushalt 2013 eingestellt. 

Schülerwettbewerb steuerte 50 Entwürfe bei 

Den Schülerwettbewerb hatte die evangelische Kirche zusammen mit der jüdischen Gemeinde und der Stadt Heidelberg initiiert. Im Oktober 2010 hatten sich 60 Heidelberger Zehntklässlerinnen und Zehntklässler des St. Raphael-Gymnasiums und der Elisabeth-von-Thadden-Schule bei einem Studientag unter dem Motto „Damit Erinnerung Gestalt gewinnt“ mit dem Thema beschäftigt. Sie diskutierten unter anderem mit dem Lager-Zeitzeugen Kurt Meier. Die Kunstlehrer der beiden Schulen leiteten das rund fünf Monate dauernde Schulprojekt. 50 Entwürfe waren der Jury vorgelegt worden, die aus Mitgliedern folgender Institutionen bestand:

  • der jüdischen Kultusgemeinde, 
  • der evangelischen Kirche Heidelberg, 
  • der evangelischen Landeskirche Baden-Württemberg, 
  • den Schulleitern beider Gymnasien, 
  • der evangelischen Erwachsenenbildung sowie der 
  • Stadt Heidelberg.