Stadtmarketing bietet zum Wittelsbacher Jahr eine neue originelle Stadtführung in historischen Gewändern an – Premiere am 3. Oktober

Die Kurfürsten bitten zur Führung

Die Stadtführer Franz Piva, Dietmar Spicker, Susanne Späinghaus-Monschau und Matthias Stieber in ihren "neuen" historischen Gewändern

Ottheinrich, der spätere Kurfürst, war das, was man heutzutage einen Hallodri nennen würde. Verschuldet, genuss-süchtig, wechselhaft gut gelaunt, kein besonders netter Zeitgenosse, manchmal aufbrausend. 200 Kilo soll er gewogen haben.

So viel Gewicht bringt Dietmar Spicker, der Weinheimer Stadtführer längst nicht auf die Waage. Aber er ist ein stattlicher Kerl und er hat sich vieles angelesen und studiert, wie Ottheinrich denn gewesen sein könnte. Sein nicht minder erfahrene Stadtführerkollege Matthias Stieber hingegen schlüpft in den Charakter des „Keller“ hinein, des einflussreichen Staatsbeamten aus kurfürstlicher Zeit. Der „Keller“ war ein listiger und durchtriebener Mann; er zog die Fäden am Hof – an dem sich die Hofdame (manche lästerten auch „Hofschranze“) Amöna von Sturmfeder mit einem gewissen Machtinstinkt um die Garderobe und das Vertrauen der Kurfürstin bemühte, des eigenen Vorteils nicht gänzlich unbedacht.

Was war das für eine Zeit, in der die Kurfürsten in Weinheim weilten? Vier Jahrhunderte lang gehörte die Stadt mit der Burg (damals war es nur die eine) zum kurfürstlichen Herrschaftsgebiet. Im Jahre 1403 kaufte Ruprecht III. als Kurfürst von der Pfalz in Weinheim erste Anwesen, 1803 fiel die Kurpfalz dem Staat Baden zu. In einem Zeitraffer bringen die Stadtführer Matthias Stieber (alias „Der Keller“), Dietmar Spicker (als gewichtiger Ottheinrich) und Susanne Späinghaus-Monschau (als Hofdame Amöna) jetzt den Besuchern der Stadt Weinheim die Zeit der „Kurfürsten in Weinheim“ näher. Die Stadtführer-Kollegen Franz Piva und Norbert Eimann stehen parat, um je nach Nachfrage in weitere historische Gewänder und Rollen zu schlüpfen.

Es waren ja turbulente Jahrhunderte der Erbfolgekriege und anderer Katastrophen. 1547 floh Ottheinrich samt Hofstaat vor der Pest aus Heidelberg nach Weinheim und nutzte den Nordflügel des Schlosses als Residenz. Kurfürst Johann Wilhelm verlegte im Jahr 1698 seine Residenz von Düsseldorf nach Weinheim und plante, das Schloss zu einem monumentalen Palast ausbauen zu lassen, was jedoch an Zerwürfnissen mit der lokalen Bevölkerung scheiterte. Aber der von vielen Prunkbauten bekannte Hofarchitekt Antonio Petrini richtete den Schlosspark her, auf dass der Fürst sich wohl fühle.

Am 17. August 1794 verstarb die Kurfürstin Elisabeth Auguste in Weinheim, wahrscheinlich in dem Zimmer, das heute das Dienstzimmer des Oberbürgermeisters ist. Spannende Geschichten, die während der anderthalbstündigen Führung durch Weinheims kurfürstliche Geschichte von den Stadtführerin in historischen Gewändern vorgetragen werden. Die Führung wurde fürs Wittelsbacher Jahr und für das Jahr des Weinheimer Stadtjubiläum „750 Jahre Verleihung der Stadtrechte“ in 2014 konzipiert.

Die erste Möglichkeit zur Teilnahme besteht am Feiertag 3. Oktober, Treffpunkt und Beginn um 18 Uhr am Alten Rathaus am Marktplatz (Teilnahme 8 Euro pro Person). Anmeldung bitte beim Büro für Stadt- und Tourismusmarketing unter 06201-874450 oder per Mail an tourismus@weinheim.de. Weitere Termine sind geplant. Die Führung kann auch jederzeit für Gruppen gebucht werden.