Ministerin Bauer: „Offen für einen weiteren konstruktiven Dialog“

Theresia Bauer, Ministerin für Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden-Württemberg

Nach ihren Aussagen, aus Spargründen harte Einsparungen im Bereich der Musikhochschulen vorantreiben zu müssen, ist Theresia Bauer, baden-württembergische Ministerin für Wissenschaft, Forschung und Kunst, im August 2013 auf Protest, nicht nur aus der Reihe der Musikhochschule, gestossen. Im Kammermusiksaal der Staatliche Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Mannheim versuchte sie ihre Politik den Anwesenden darzubringen. Ziel des Ministerium ist es, die klassische Orchesterausbildung in Mannheim abzuschaffen.

Die Hochschulmitglieder reagierten nach eigenen Angaben mit "blankem Entsetzen" die Ankündigungen der Ministerin. Die Hochschulleitung der Musikhochschule hatte sich mit einem offenen Brief an die Ministerin gewandt, in dem auf den Wegfall von 540 Studienplätzen hingewiesen wurde. 

Ende August hatte Theresia Bauer ihr Kommen in Mannheim angekündigt. Doch in ihrer Rede festigte sie nochmals ihre Position. "Wir bilden in der Klassik ohnehin weit mehr aus, als wir gegenüber den jungen Menschen verantworten können", so die Ministerin. Dies stieß auf weite Ablehnung. Der Präsident der Musikhochschule, Prof. Rudolf Meister, warnte vor einem "Auslöschen des musikalisch-kulturellen Erbes einer Region".

Auch viele Politiker wie der Mannheimer Oberbürgermeister Dr. Peter Kurz zeigten sich von den Plänen aus Stuttgart irritiert. „Wir haben größtes Interesse daran, dass die Musikhochschule in ihrer Qualität, aber auch in der Breite in Mannheim erhalten bleibt. Der Standort Mannheim ist ohne klassische Ausbildung nicht vorstellbar“, unterstrich der Oberbürgermeister. Natürlich sei man auch in Mannheim bereit, sich mit der Position des Landesrechnungshofes und den notwendigen Einsparungen auseinanderzusetzen. „Aber Ihre Konzeption sieht vor, an einem Standort 7 Prozent einzusparen, an einem anderen 25 Prozent, und in Mannheim sollen 83 Prozent eingespart werden. Das kann niemand nachvollziehen.“

Auch andere regionale Politiker aller Parteien meldeten sich nun zu Wort. Der Mannheimer SPD-Bundestagsabgeordnete Stefan Rebmann sagte, dass er es nicht versteht, "weshalb die baden-württembergische Wissenschaftsministerin Theresia Bauer ohne Not die Schließung der klassischen Abteilung der Mannheimer Musikhochschule vorantreibt.". Stefan Rebmann weiter: "Der Rechnungshof hatte empfohlen, an allen Musikhochschulen des Landes insgesamt fünf Millionen Euro einzusparen. Die grüne Wissenschaftsministerin Theresia Bauer möchte dagegen Studienangebote streichen, die heute mit fast zehn Millionen Euro finanziert sind, wobei Karlsruhe, Freiburg und Stuttgart von Kürzungen verschont bleiben und stattdessen in Mannheim und Trossingen so viele Studienplätze abgebaut werden sollen, dass die beiden Hochschulen in der Konsequenz kaum noch überlebensfähig sind."

Anfang September schaltete sich der baden-württembergische Ministerpräsident Winfried Kretschmann ein. Er sei beeindruckt von den vielen klugen, hochqualifizierten Einwänden, die gegen das Konzept des Wissenschaftsministeriums vorgebracht wurden. Wie sein „Wir haben verstanden“ zu werten ist, ist jedoch nicht bekannt. 

Die Musikhochschule Stuttgart verlangt in einer Pressemitteilung die Vermeidung von „Monopolbildungen“ und betrachtet „die aktuelle Diskussion mit großer Sorge“. 

Selbst die Berliner Philharmoniker und ihr Chefdirigent Sir Simon Rattle haben auf die Auflösungspläne und die Zerstörung der international berühmten "Mannheimer Schule" reagiert und ihr Bedauern zum Ausdruck gebracht. 

Ministerin Bauer hat sich mittlerweile mit Vertretern der Studierendenschaft der baden-württembergischen Musikhochschulen getroffen. Sie sicherte darüber hinaus zu, dass "kein Studierender Angst haben müsse, während seines Studiums den Standort wechseln zu müssen oder vor verschlossenen Türen zu stehen." Dies sind jedoch keine Neuigkeiten, sondern ein Festhalten an einer verfehlten Politik.

Lesen Sie dazu unseren Kommentar.