Frauenwirtschaftstag zu Diversity Management

Fachkräftesicherung durch Vielfalt im Betrieb

61 Prozent der Mitarbeiter deutscher Betriebe haben eine geringe, 24 Prozent überhaupt keine Bindung an ihr Unternehmen. Die Folgen sind nicht nur weniger engagiertes Arbeiten, sondern auch vermehrt stressbedingte Krankheitsfälle. Alles in allem bringt diese fehlende Arbeitsfreude Produktivitätsverluste von 130 Milliarden Euro mit sich, berichtet Eva Glaum, Unternehmensberaterin und Coach aus Köln auf der Veranstaltung „Fachkräftesicherung durch Vielfalt im Betrieb“ im Bruchsaler Rathaus.

„Die meisten Unternehmen sehen diesen Zusammenhang leider nicht“, bedauerte die Referentin. Und dabei müsste man doch nur damit beginnen, seinen Mitarbeitern, gleich welchen Geschlechtes, welchen Alters und welcher Nationalität das Gefühl zu geben, sie als Mensch wertzuschätzen. Das englische Schlagwort Diversity Management, um das es beim Bruchsaler Beitrag zu den Frauenwirtschaftstagen ging, beinhalte weit mehr als nur die Einführung einer Frauenquote, so Stefan Huber, Leiter der Regionalen Wirtschaftsförderung Bruchsal. Vielmehr gehören Unternehmenskultur und Nachhaltige Personalentwicklung ebenso dazu wie die Familienfreundlichkeit. Das Potenzial der Vielfalt gelte es zu nutzen, unterstrich auch die Bruchsaler Oberbürgermeisterin Cornelia Petzold-Schick. 

Die Belegschaft der Zukunft ist älter, weiblicher, multikultureller und anspruchsvoller: In zehn Jahren wird die Generation 50 Plus den Löwenanteil der Belegschaft ausmachen. Angesichts der Tatsache, dass es in Zukunft 17 Prozent weniger Kinder geben wird, werden Schlagworte wie: Work-Life-Balance oder Employer Branding, die Markenbildung eines Arbeitgebers, immer wichtiger. Alters- und nationalentätengemischte Teams, Gesundheitsmanagement und Wissensmanagement schlägt Eva Glaum als Lösungen für die Zukunft vor. Auch Teilzeit dürfe nicht länger als Abstellgleis gesehen werden. „In Holland gibt es schon jetzt ein eigenes Gesetz gegen die Diskriminierung von Teilzeitbeschäftigten.“ 

Dass die Belegschaft nicht nur älter, sondern auch bunter wird, belegte Dr. Kidist Hailu, Trainerin und Lehrbeauftragte am KIT, in ihrem Vortrag. Deutschlandweit hat jeder fünfte Bürger einen Migrationshintergrund, in Baden-Württemberg ist es sogar jeder vierte. Unter den Unter-Fünfjährigen sind es bereits 34 Prozent. „Wir müssen zunächst einmal die Bildungschancen dieser Menschen verbessern“, erklärte Dr. Kidist Hailu. Bei der Auswahl ihrer Fachkräfte müssen die Unternehmen aber auch die Vorteile der kulturellen Vielfalt im Betrieb nutzen lernen: Erschließung neuer Märkte, eine Steigerung der Kreativität wie auch der Innovationsfähigkeit und eine effektivere Kundenorientierung seien nur einige der Vorteile. 

Christian Kempf aus der Personalleitung der ophelis GmbH hat in seinem Unternehmen gerade ganz aktiv für die Verstärkung der Vielfalt gesorgt und einen jungen Spanier von der Costa Brava nach Bad Schönborn geholt. Der Konstrukteur spreche zwar sehr gut deutsch, aber an der sozialen Integration ihres Mitarbeiters will das Unternehmen noch arbeiten. Beispielsweise indem man den leidenschaftlichen Jogger zunächst einmal für einen Lauftreff angemeldet habe. 
Organisiert wurde die Veranstaltung vom Bruchsaler Bündnis für Familie in Zusammenarbeit mit der Regionalen Wirtschaftsförderung und der Gleichstellungsbeauftragten der Stadt Bruchsal.