20 Jahre nach dem Genozid

„Ruanda, Land der 1000 Hügel“

„Wir haben eine gute Entscheidung getroffen, als wir im Jahr 1986 mit der Projektarbeit in Ruanda begannen und wir haben auch das Richtige beschlossen, als wir unser Engagement nach dem furchtbaren Genozid des Jahres 1994 wieder aufnahmen.“ Davon sind Uta Ihlenfeld, die über 24 Jahre hinweg in Haßloch verantwortlich war für diese ganz spezielle Art der Projektarbeit auf zwei Kontinenten und die ehemalige Landtagsabgeordnete Helma Schmitt genau so überzeugt wie Carola Kreis-Raquet als Vorsitzende des Vereins „Ruanda, Land der 1000 Hügel“.

Uta Ihlenfeld: „Ruanda ist zwar ein sehr kleiner Staat, aber seine vielen Menschen brauchen bis heute vielfältige Unterstützung bei der Entwicklung von Infrastruktur und beim Überleben.“

Noch im Nachhinein schockiert, wie lange es dauerte, bis bei den hierzulande üblichen Meldungsfluten die blutigen Nachrichten aus dem Partnerland ins Bewusstsein rückten, erinnern sich Mitglieder des Fördervereins bis heute. Unverständlich bleibt auch, wie unter den Augen unterschiedlichster Organisationen und Entwicklungshelfer dortige Medien genutzt werden konnten, um das Massaker vorzubereiten und dass – wie man hört – durchaus auch Studenten, die ihre Ausbildung in Rheinland-Pfalz absolvieren konnten, in Werbung und Vorbereitung eingebunden waren. Bis heute wirken die Nachrichten und Bilder aus Ruanda nach, die mit großer Verzögerung aus den Projekten und über die Projekte in Mainz und Haßloch „einliefen“. 

Unvergessen bleiben auch die Erlebnisse und Gespräche vor Ort, die noch Jahre später die Ohnmacht des Einzelnen gegenüber einer Welle der Gewalt und zugleich die Suche nach einem erträglichen Leben danach dokumentierten. Beeindruckend bleiben die unterschiedlichen Versuche mit dem Erlebten und der eigenen Rolle inmitten des Bürgerkrieges umzugehen. Bedrückend sind bis heute die Lebensperspektiven für hunderttausende von  Kindern, die den Genozid überlebten aber nun am real existierenden Leben zu scheitern drohen.

Wer in einer Nur-Kinder-Familie lebte, in der die Großen versuchen für die Kleinen zu sorgen und deshalb auf den Schulbesuch verzichtete, hatte oft auch keine Chance auf eine Ausbildung. Und wer Dank der Unterstützung von Paten oder Hilfsorganisationen Schule und/oder Studium absolvieren konnte, ist heute nicht „automatisch“ besser dran. Ausgestattet mit diesem Wissen aus erster Hand hat der Vorstand von „Ruanda, Land der 1000 Hügel“ erst kürzlich den Beschluss gefasst, auch künftig grundsätzlich keine Einzelförderungen zu übernehmen. Es sei denn, wie vor einigen Jahren durchaus erfolgreich erprobt, es würden sich wieder einmal Einzelpersonen für diese ganz besondere Art der Hilfe entscheiden. „Dann wissen wir natürlich, welche Schritte zu tun sind bzw. wer uns in Mainz, Kigali und Bijumba Namen nennen kann,“ sagt Carola Kreis-Raquet.   

Haßlochs Frauen Union – unter deren Federführung die Partnerschaftsarbeit mehr als 20 Jahre lang erfolgreich gelang – war froh, nach de dem Genozid in den „Soeurs de Sainte Marie de Namur“ in Kiruhura tatkräftige Frauen gefunden zu haben, die sich um die Schulbildung hunderter Kinder kümmern und ihren Schützlingen  auch Wege weisen in eine berufliche Ausbildung.

Uta Ihlenfeld: „Weil wir uns auf unsere Partnerinnen vor Ort verlassen können, haben wir im Verlaufe der Jahre weitere gemeinsame Aktivitäten entwickelt.“  

Mit einer „Pfälzer Mahlzeit“ war einst der Grundstein für das Engagement für das „Atelier de femmes“ in Kigali gelegt worden. Zugleich wurde an jenem denkwürdigen Abend auf dem Hilbenhof die Hoffnung genährt, dass sich die Gruppe auch in Zukunft der Unterstützung der Bürgerinnen und Bürger gewiss sein dürfe. Dafür, dass diese stille Hoffnung bis heute nicht enttäuscht wurde, ist der Förderverein „Ruanda, Land der 1000 Hügel“ auch im insgesamt 28. Jahr seiner Projektarbeit für Ruanda sehr dankbar. Die Mitglieder im Förderverein „Ruanda, Land der 1000 Hügel“  wissen: Ruanda ist zwar ein sehr kleiner Staat, aber seine vielen Menschen brauchen bis heute vielfältige Unterstützung bei der Entwicklung von Infrastruktur und Überleben.

Das Atelier und die Frauen, die darin erfolgreich arbeiteten, fielen dem Genozid zum Opfer. Es dauerte viele Monate bis die schlimme Nachricht nach Haßloch gelangte, Jahre hat es gedauert, bis die verfolgten „Soeurs de Sainte Marie de Namur“ in ihre geschundene Heimat zurückkehren und ihre Arbeit für Kinder, Jugendliche und Frauen neu organisieren konnten. Seitdem begleitete sie die FU bzw. der Förderverein in ihrem Engagement in der Sekundarschule mit Internat in Kiruhura genauso wie im Waisenaus in Ruyenzi und zwischenzeitlich im „Maison de la Miséricorde“ in Bijumba.

Carola Kreis-Raquet: „Bei all unserem Tun ist Schwester Anastasie  Murekeyisoni unsere gute und vertraute Mittlerin auf der Brücke zwischen den Kontinenten. Sie hat mit großem persönlichem Einsatz und trotz vielfältigem Betroffensein durch den Genozid keinen Einsatz gescheut für ihren Orden und seine Schützlinge.“