
Ein guter Zeitpunkt für eine Standortbestimmung: Ende Oktober vor fünf Jahren ist am Kreiskrankenhaus Bergstraße in Heppenheim eine Stroke Unit, eine auf die Erstversorgung und die unmittelbar folgende Behandlung von Schlaganfallpatienten spezialisierte Einheit, in Betrieb genommen worden. Jetzt haben die Verantwortlichen Bilanz gezogen, das Fazit: Mit der Stroke Unit ist es gelungen, den Notfallstandort in Heppenheim zu stärken und damit die Patientenversorgung in der Region weiter zu verbessern. Die Einrichtung gehört nach wie vor zu den Alleinstellungsmerkmalen des Kreiskrankenhauses: Im Landkreis Bergstraße gibt es keine weitere Stroke Unit.
Modernste Medizintechnologie und kurze Wege ermöglichen rund um die Uhr in der Einrichtung zielgerichtete Therapien von Menschen bei denen der Verdacht auf einen Schlaganfall besteht. Behandelt werden die Patienten von speziell ausgebildeten Neurologen, Pflegepersonal mit zusätzlicher Fachqualifikation und einem interdisziplinären Therapeutenteam (Logopäden, Physiotherapeuten, Ergotherapeuten).
„Wir haben vor fünf Jahren eine Versorgungslücke im Kreis Bergstraße geschlossen und seitdem die Leistung in der Schlaganfallbehandlung konsequent ausgebaut“, resümiert Neurologe Dr. Mike Soehendra, Leiter der Stroke Unit.
Dabei profitiert die Versorgung auch von der guten fachübergreifenden Zusammenarbeit im Kreiskrankenhaus, besondere Bedeutung kommt hier der Kardiologie zu.
Eine Stärke ist außerdem der Schulterschluss mit Spezialisten des Universitätsklinikums Heidelberg, zu dem das Kreiskrankenhaus seit dem Vorjahr gehört. Möglich macht das Miteinander trotz verschiedener Standorte nicht zuletzt die Telemedizin, bei der Livebilder von Patienten in höchster Auflösung von Heppenheim nach Heidelberg übertragen werden. Auch können komplexe Fällen binnen kürzester Zeit in die Uniklinik verlegt werden, beispielsweise dann, wenn ein neurochirurgischer oder neuroradiologischer Eingriff am Gehirn notwendig ist.
Oft bleibt nur ein schmales Zeitfenster
Die Stroke Unit ist am Kreiskrankenhaus der Inneren Medizin II angegliedert. Der Chefarzt des Fachbereichs, PD Dr. Wolfgang Auch-Schwelk, war es, der den Aufbau vorangetrieben hatte. Ein wichtiger Impuls kam vom Ärztlichen Leiter des Rettungsdienstes im Kreis Bergstraße, Dr. Manfred Scheuer. Der hatte eine Anlaufstelle für die Behandlung von Schlaganfallpatienten in der Region gefordert, um dem Prinzip der kurzen Wege gerecht zu werden. In Dr. Auch-Schwelk fand Dr. Scheuer einen Mitstreiter, der sich das Ansinnen zu Eigen machte, und der den erfahrenen Neurologen Dr. Soehendra, der unter anderem am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf ausgebildet wurde, ans Kreiskrankenhaus nach Heppenheim holte. Dieser begleitete den Aufbau der Einheit, die er seit der Eröffnung 2009 leitet.
Seit 2011 ist Dorith Hangarter als zweite Neurologin mit im Team.
„Bei der Behandlung von Menschen, die einen Schlaganfall erlitten haben, ist schnelle und gezielte Hilfe unabdingbar. Es gibt oft nur ein schmales Zeitfenster, um schwere, irreversible Folgeschäden zu verhindern“, betont Dr. Soehendra.
Daher ist ein enger Kontakt zwischen Krankenhaus, Rettungsdiensten und niedergelassenen Ärzten wichtig. So lassen sich reibungslose Abläufe und das Arbeiten mit gleichen Standards organisieren. Regelmäßig lädt das Kreiskrankenhaus deshalb zu Fortbildungsveranstaltungen ein, so jüngst anlässlich des fünfjährigen Bestehens der Stroke Unit ins Wicom-Forum nach Heppenheim. Spezialisten aus dem Kreiskrankenhaus und dem Uniklinikum kamen zu Wort. Dabei hielt auch Professor Dr. Werner Hacke, einer der weltweit führenden Schlaganfallforscher einen vielbeachteten Vortrag zum Thema „Sekundärprophylaxe bei Schlaganfall – zwischen Leitlinien und klinischer Wirklichkeit“. „Es sind Themen aus der Praxis für die Praxis, die diskutiert werden“, sagt Dr. Auch-Schwelk über die Fortbildungsveranstaltungen. Er fügt hinzu: „Neben den fachlichen Inhalten solcher Veranstaltungen sind die persönlichen Kontakte wichtig. Sie erleichtern beim täglichen Arbeiten das gegenseitige Verständnis, was gleichfalls zur Verbesserung der Abläufe beiträgt.“
Hintergrund
Auf der Stroke Unit werden Patienten mit akuten Schlaganfällen behandelt. Insgesamt konnten so am Kreiskrankenhaus Bergstraße seit Eröffnung der Einheit vor fünf Jahren mehr als 2000 Schlaganfallpatienten therapiert werden.
Die Stroke Unit in Heppenheim hat vier monitorüberwachte Betten. Da die Zahl der im Kreiskrankenhaus behandelten Schlaganfallpatienten stetig steigt, wird die Station noch in diesem Jahr auf sechs Betten erweitert. Für das kommende Jahr ist in einer weiteren Ausbaustufe eine Erweiterung auf acht Betten vorgesehen. Damit einher geht eine Aufstockung des Fachpersonals.
Link
Die Stroke Unit des Kreiskrankenhauses im Internet:
www.kkh-bergstrasse.de > Medizinische Abteilungen > Stroke Unit