
Kriminalwissenschaftler des Landeskriminalamtes erläuterten in vielen Beispielen und praxisnahen Fällen ihre Aufgaben im Rahmen der „Nacht der Kriminaltechnik“ am Campus Hahn.
Auftakt der gemeinsamen Veranstaltung vom Landeskriminalamt und dem Fachgebiet Kriminalwissenschaften des Fachbereichs Polizei bildeten zwei aktuelle Themen der Rauschgiftszene, dem „Indooranbau" von Cannabis und der rapiden Verbreitung von „Legal Highs".
Cannabis wird heutzutage immer häufiger mithilfe aufwendiger Wasser-, Beleuchtungs- und Belüftungsanlagen im großen Stil in Zelten im eigenen Haus angebaut.
„Dies macht die Ermittlung schwerer, da diesen Plantagen von außen nicht als solche zu sehen sind", erklärt die Chemikerin Dr. Sabine Goldhausen.
„Auch das Thema „Kräutermischungen wird immer mehr zum Problem", sagt Dr. Siegfried Zörntlein vom LKA.
Globalisierte professionelle Herstellungs- und Vertriebsmethoden erlauben es, auf BtMG-Unterstellungen synthetischer Cannabinoide flexibel durch eine Vielzahl neuer Substanzen mit ähnlicher chemischer Zusammensetzung zu reagieren. Das Geschäft wächst, und das Risiko trägt der Konsument, da er völlig neuartige, pharmakologisch toxikologisch unbekannte Substanzen angeboten bekommt, deren psychotrope Wirkung teilweise erheblich stärker als die von Cannabis ist und die darüber hinaus starke Nebenwirkungen auf das Herz-Kreislaufsystem entfalten, die so von Cannabis nicht bekannt sind.
Bei den Präparaten handelt es sich auch nicht um standardisierte Produkte, das heißt sowohl die sowohl Art der Wirkstoffe als auch deren Konzentration können in einer „Markenmischung" stark variieren, woraus eine erhebliche Gefahr von Überdosierungen resultiert. Regelmäßige Einweisungen in die Notfallaufnahme mit psychiatrischen Symptomen, Todesangst, Herz-Kreislaufattacken oder komatösen Zuständen sind die Folge, selbst tödliche Komplikationen nicht auszuschließen.
Der Sachverständige für Textilspuren im LKA, Diplombiologe Klaus Berkefeld, erklärte anhand von Reifenabdruckspuren auf der Kleidung des Opfers den Tathergang bei einem Verkehrsunfall.
Schritt für Schritt erfuhren die interessierten Zuhörer auch in anderen realen Fällen die kriminalistische Vorgehensweise bis zur letztlichen Tataufklärung.
Die Bedeutung von DNA- und daktyloskopischen Spuren ist für die kriminalistische Fallaufklärung von wesentlicher Bedeutung – und zwar in allen Deliktsfeldern. Das war die zentrale „Botschaft" im gemeinschaftlich moderierten Vortrag von Dr. Jens Beinhauer und EKHK Werner Comes. Anhand eines spektakulären Mordfalles berichteten beide anschaulich, wie wichtig qualitative Spurensicherung am Tatort und interdisziplinäre Zusammenarbeit im Zentrallabor des LKA sind.
Die Veranstaltung war vor allem für die jungen Polizeikommissaranwärterinnen und Polizeikommissaranwärter sehr interessant, denn sie bot einen Einblick hinter die Kulissen einer professionellen Ermittlungsarbeit. Dabei wurde deutlich, dass eine reibungslose Zusammenarbeit aller Fachdisziplinen unumgänglich für deren Aufklärung ist.
„Die Fälle aus der polizeilichen Praxis zeigen eindeutig, wie wichtig eine gründliche Tatortarbeit ist. Für mich ist das gleich zu Beginn meiner polizeilichen Laufbahn eine wichtige Lehre für mein zukünftiges Berufsleben", zieht ein Polizeikommissaranwärter sein persönliches Fazit.
Am Ende waren sich alle einig: „Die Nacht der Kriminaltechnik war total interessant und lehrreich und schreit förmlich nach Wiederholung."