Musikhochschule Mannheim vor dem Aus?

In Zeiten der sinkenden Einnahmen wird gesucht, wo Geld gespart werden kann. Das ist wichtig, leider jedoch schmerzlich. Der Landesrechnungshof Baden-Württemberg hat eine Empfehlung gegeben, die von der Politik umgesetzt werden soll. Daran ist grundsätzlich nichts auszusetzen. Die Bürger erwarten, dass die Politik die Entscheidungen für sie treffen, dafür sind die Volksvertreter gewählt.

Dass der Musikhochschulstandort Mannheim nun gefährdet ist, weil eine verantwortliche Politikerin ein Sparkonzept entwickelt hat, das weder ausgegoren, noch sinnig ist, ist jedoch nicht in Ordnung. Hier schießt die Ministerin übers Ziel hinaus: Der Landesrechnungshof hatte eine Reduzierung landesweit um 500 Plätzen angeregt. An der Musikhochschule Mannheim sollen jedoch 540 Studienplätze abgebaut werden. Die Ausbildung in den Bereichen Orchester und Schulmusik soll beendet werden. Dass die Musikhochschule ohne diese Kernbereiche nicht denkbar ist, interessiert die Ministerin nicht. Sie vertritt ihren Standpunkt und lässt sich nicht davon abbringen.

Dass Ministerin Bauer sich ohne die Rückendeckung ihres Parteivorsitzenden und Ministerpräsidenten Winfried Kretschmann festgelegt hat, ist zweifelhaft. Auch das "Wir haben verstanden!" von Winfried Kretschmann und "Ich bin beeindruckt von den vielen klugen, hochqualifizierten Einwänden, die gegen das Konzept des Wissenschaftsministeriums vorgebracht wurden" kann nur als Zynismus verstanden werden. Es klingt, als spräche er mit einem kleinen Kind, das man schnell mal lobt, um dort in der Sympathie zu steigen. Doch hat diese Farce, die aus Wahlkampfgründen mündlich ausformuliert wurde, einen bitteren Beigeschmack. Es zeigt: "die Bürger sind nichts wert. Wir entscheiden!" So verspielt die Politik ihren Respekt und lässt die Politikverdrossenheit steigen.

Mit Sorge wird die Entwicklung deutschlandweit gesehen. Die Berliner Philharmoniker bedauern die Entscheidung und haben großes Bedauern ausgedrückt. Der Musik- und Kulturstandort ist in Gefahr. Mannheim will Kulturstadt werden. Doch Stuttgart versucht dies so zu verhindern. 

Beim Treffen von Ministerin Bauer mit Vertretern der Studierendenschaft der baden-württembergischen Musikhochschulen sagte sie "Kein Studierender muss Angst haben, während seines Studiums den Standort wechseln zu müssen oder vor verschlossenen Türen zu stehen.", womit sie eigentlich nichts gesagt hat, sondern nur auf Zeit spielt. Theresia Bauer versucht die Situation zu beruhigen, bewirkt mit ihren Aussagen jedoch das Gegenteil. Ein Buschfeuer ist im Entstehen, während Stuttgart versucht, es durch Aussitzen zu löschen.

 

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