
Mit einem eindrucksvollen Auftritt bei den Deutschen Jugendmeisterschaften in Bochum-Wattenscheid haben die Athlet/innen der LG Region Karlsruhe demonstriert, dass die Leichtathletikgemeinschaft der Fächerstadt endgültig in der nationalen Spitze angekommen ist. Die dreitägige Demonstration der neuen Stärke der LGR im Wattenscheider Lohrheidestadion gipfelte schließlich im Gewinn zweier Medaillen, in insgesamt nicht weniger als acht Endkampfplatzierungen und weiteren guten Ergebnissen.
Los ging es am Freitagnachmittag mit den Auftritten mehrerer U18-Athlet/innen. Zuerst musste bei den Stabhochspringern Vincent Hobbie ran, der als deutscher Ranglistenerster zum Favoritenkreis zählte. Nach gelungenem Einstieg bei 4,40 Metern und einem sauberen Sprung über 4,60 Meter war die Medaille bereits sicher. Anschließend geriet Vincent aber aufgrund der Fehlversuche unter Druck gegenüber dem an diesem Tag besonders gut aufgelegten Zweibrücker Fahad Sadig. Nachdem sich Vincent mit 4,75 Metern noch einmal in Führung gesprungen hatte, konnte er den Konter des Zweibrückers, der im zweiten Versuch die 4,80 Meter meisterte nicht mehr parieren. Am Ende des über dreistündigen Wettkampfes stand eine tolle Silbermedaille, auch wenn Vincent selbst natürlich auf den Titel gehofft hatte.
Fast zeitgleich mit der Entscheidung im Stabhochsprung war auf der gegenüberliegenden Platzseite Clio Gausmann im Speerwerfen der WU18 gefordert. Bei teilweise strammem Gegenwind entwickelte sich die Konkurrenz, die von Fabienne Schönig dominiert wurde, zu einer sehr engen Angelegenheit. Trotz guter Wurfserie kam Clio nicht über ihre im dritten Versuch erzielten 45,14 Meter hinaus und landete damit schließlich weniger als drei Meter hinter der Silbermedaillengewinnerin Kristin Tuxford auf Rang acht. Als beste Werferin des jüngeren Jahrgangs hat Clio ihre Ambitionen für das nächste Jahr allerdings deutlich unterstrichen.
Zum Pechvogel der DM aus LGR-Sicht avancierte derweil Sarah Gedemer. Mit der fünftbesten 100m-Zeit angereist machte sich die 18-Jährige Sprinterin zurecht Hoffnungen auf das Erreichen des Finales. Doch schon nach der DM in Ulm hatten sich Probleme im Fußbereich gemeldet, die nach ärztlicher Untersuchung als mögliche Ermüdungsfraktur bezeichnet wurden. Nach reiflicher Überlegung – auch wegen der guten Meldesituation der W20-Staffel – kämpfte sich Sarah schließlich in 12,25 sec in den Zwischenlauf, wo dann allerdings Endstation sein sollte. In 12,29 sec blieb sie dort unter ihrem eigentlichen Leistungsvermögen und musste anschließend auch auf Anraten des Physios Jean Marc für ihren Einsatz in der hoffnungsvollen WU20-Staffel eine Absage erteilen.
Am frühen Abend trat schließlich Geburtstagskind Jan Anstett in der 3.000 Meter-Konkurrenz an, nachdem ein Wolkenbruch das Stadion kurzzeitig unter Wasser gesetzt hatte. Gleich nach dem Startschuss entwickelte sich dabei ein sehr unrhythmisches Rennen, bei dem Jan mehrfach für Tempo sorgen musste. Als dann auf den letzten beiden Runden die Post abging, konnte das Langstreckentalent der Spitzengruppe nicht mehr folgen und landete schließlich knapp geschlagen in neuer Bestzeit von 8:57,40 min auf dem undankbaren 9. Platz.
Gleich darauf sorgte Pascal Kleyer für eine echte Überraschung. Mit einem sehr mutig angelaufenen Langsprint verbesserte er im dritten Vorlauf über 400 Meter seine pers. Bestzeit um eine Dreiviertelsekunde und qualifizierte sich in 50,52 sec. für das tags darauf stattfindende Finale. Dort konnte er seine tolle Leistung bestätigen und wurde schließlich über die Stadionrunde in 50,68 sec. Achter.
Am Samstag standen dann aus LGR-Sicht der Hochsprung, die (Hürden)Sprints sowie die 2.000 Meter Hindernis im Zentrum des Interesses. Als erste dieses Tages durfte Maike Anstett im Hochsprung der Altersklasse WU18 ran. Mit einem konzentrierten Auftritt konnte sie sich sehr gut gegen ihre Konkurrentinnen behaupten, die offenbar teilweise nicht mit den wechselnden Winden an der Anlage zurechtkamen. Mit ihren im ersten Versuch übersprungenen 1,71 Metern belegte Maike am Ende einen hervorragenden fünften Platz.
Die 100 Meter-Konkurrenz nahmen anschließend Rebecca Brandauer und Yannick Hornung unter die schnellen Sprintspikes. Während Rebecca in 12,54 sec eine gute Leistung zeigte, die Zwischenläufe aber verpasste, sprintete sich Yannick in 11,07 sec in die nächste Runde. Dort musste er schließlich erst in zu stark windunterstützten 11,03 sec die Segel streichen.
Zwischendurch hatte bereits Zehnkämpfer Nils Kruse seinen Auftritt über 110 Meter Hürden der AK MU20 gehabt. In starken 14,90 sec sprintete er trotz Gegenwinds zu einer neuen pers. Bestleistung, konnte sich aber als Zwölftplatzierter ebenfalls nicht für das Finale qualifizieren.
Zum Abschluss des Tages traten Lena Knirsch und Felix Wammetsberger über 2.000 Meter Hindernis an. Lena erreichte in einem kontrollierten Lauf in neuer pers. Bestzeit von 6:56,43 min als gute Siebte das Ziel. Felix, der sich in einem gleichmäßigen Rennen meist im Mittelfeld aufhielt, konnte im Schlussspurt noch zwei Konkurrenten abfangen und am Ende in 5:56,20 min (ebenfalls PB) den starken sechsten Platz verbuchen. Beim gemeinsamen Barbecue konnten beide anschließend den erfolgreichen Tag mit der übrigen LGR-Truppe feiern.
Der abschließende Sonntag sollte dann vor allem im Zeichen der Mittel- und Langstreckler stehen. Allerdings konnte zunächst noch Wurfallrounder Sven Gausmann im Kugelstoßen der MU20 seine Stärke beweisen. Im Feld der Riesen, das von den U20-WM-Teilnehmern Patrick Müller und Henning Prüfer angeführt wurde, musste Sven schließlich trotz pers. Bestleistung von 16,19 Metern die Segel streichen. Um genau 15 Zentimeter verpasste er schließlich als guter Neunter den Einzug ins Finale.
Besser erging es Yannick Hornung bei seinem zweiten Auftritt im Stadion. Über 200 Meter verbesserte er seine alte Bestmarke im Vorlauf um 0,25 sec. und zog mit 22,42 sec. ins B-Finale ein. Dort steigerte er sich erneut und belegte in 22,40 sec. in diesem kleinen Finale den starken 5. Rang.
Ohne Chancen auf das Finale ging die durch Sarahs Ausfall deutlich geschwächte 4×100 Meter Staffel der WU20 an den Start. Rebecca Brandauer, Nina Garay, Laura Ziel und Suhaila Khorassani hatten schließlich zudem etliche Probleme bei den Wechseln, sodass das Quartett in 49,60 sec. wohl zwangsläufig deutlich unter den Erwartungen blieb.
Den Höhe- und Schlusspunkt der LGR-Auftritte lieferten schließlich Christoph Kessler und nochmals Felix Wammetsberger. Christoph hatte bereits am samstäglichen Vorlauf seine in den letzten Wochen herausragend gute Form über 800 Meter demonstriert und galt wohl auch als der heimliche Favorit des Finales. Tatsächlich trat Christoph über die zwei Stadionrunden schließlich auch entsprechend selbstbewusst auf. Nach kontrollierter Startphase, in der Christoph die Spitze immer im Auge hatte, übernahm der KIT-Student nach 500 Metern die Führung, die er trotz hartnäckiger Spurtversuche seiner Konkurrenten bis zur Ziellinie nicht mehr abgab. In 1:52,76 min durfte der LGR-Überflieger der Saison vor den Augen seiner jubelnden Vereinskolleg/innen zu Recht den Titel und die Wiedergutmachung für den knapp verpassten Start bei der U20-WM feiern!
Trotz des Freudentaumels um den Titel wurde der LGR-Anhang schon Minuten später Zeuge einer weiteren Meisterleistung von Felix Wammetsberger. Über die abschließende 3.000 Meter Distanz demonstrierte Felix nach der Hindernisleistung vom Vortag ein extrem gutes Stehvermögen. Mit einem mutigen Rennen und einer bärenstarken letzten Runde lief er in pers. Bestleistung von 8:34,21 min zu einem großartigen vierten Platz.
Rundum zufrieden konnte sich schließlich die LGR-Gemeinde auf den Heimweg machen. Mit dem herausragenden Abschneiden der jungen LGR-Truppe in Wattenscheid nimmt die seit einigen Jahren forcierte Erfolgsgeschichte der Karlsruher Leichtathletik ihren Lauf. Nie ist die LGR besser, nie geschlossener bei einer nationalen Jugendmeisterschaft aufgetreten.