„Rheines Wasser“: 1000 Kilometer-Marke übertroffen

Ziel: Rheinmündung am 24. August zu erreichen

Andreas Fath, schwimmend im Rhein

Der „Schwimm-Marathon im Dienst der Wissenschaft“ biegt auf die Zielgerade ein – Scienion-Chip zur Analyse von Mikroorganismen im Rheinwasser.

Am 28. Juli war Andreas Fath, promovierter Chemiker und Professor für Physikalische Chemie und Analytik mit dem Schwerpunkt Umwelttechnik an der Hochschule Furtwangen (HFU), an der Rheinquelle in den Schweizer Alpen zu seinem 1.231 Kilometer langen „Schwimm-Marathon im Dienst der Wissenschaft“ aufgebrochen. Gestern am frühen Abend – nur 24 Tage nach dem Start – hat er kurz vor dem Zielort der 20. Etappe seiner Rhein-Durchquerung im niederrheinischen Götterswickerhamm die 1.000-Kilometer-Marke übertroffen. „Dass unser ‚Schwimm-Tachometer’ jetzt eine vierstellige Kilometerzahl anzeigt, ist eine tolle Sache“, freute sich der Hochschullehrer und passionierte Schwimmer bei der Ankunft. „Wir biegen jetzt langsam auf die Zielgerade ein. Körperlich fühle ich mich nach wie vor fit. Aber ich freue mich schon jetzt auf den Moment, in dem ich Salzwasser schmecke und vom Rhein in die Nordsee schwimme.“ Am kommenden Sonntag, dem 24. August soll es soweit sein. Dann wollen Andreas Fath und sein Projektteam die Rheinmündung im niederländischen Hoek van Holland erreichen.

Krankheitserregern, Arzneimitteln und Mikroplastik auf der Spur

Aber nicht nur der Rhein stellt den Chemie-Professor auf die Probe, sondern auch der Wissenschaftler und seine Forscher-Crew beproben den Rhein. Entlang der gesamten Strecke entnehmen der Wasserforscher und sein Team aus Wissenschaftlern und Studierenden der Hochschule Furtwangen, unterstützt von Forschungseinrichtungen und Analytik-Spezialisten aus Deutschland, den Niederlanden und der Schweiz, dem Rheinwasser Proben. Denn „Rheines Wasser“ versteht sich in erster Linie als Wissenschaftsprojekt, das zum Ziel hat, eine umfassende Bestandsaufnahme der Wasserqualität des Rheins zu erstellen. Untersucht wird unter anderem, inwieweit Pharmazeutika, Pestizide, Süßstoffe, Drogen, Haushalts- und Industriechemikalien, Mikroplastik und Mikroorganismen das Flusswasser belasten.

Innovativer Analyse-Chip von Scienion im Einsatz

Dabei kommt bei der Suche nach Krankheitserregern und anderen Mikroorganismen in den täglich dem Rhein entnommenen Wasserproben ein neuartiger Analyse-Chip zum Einsatz, dessen Prototyp der Projektpartner Scienion aus Berlin gemeinsam mit anderen entwickelt hat. Mit Hilfe des innovativen Chips, der im Rahmen des Projekts „microAqua“ der Europäischen Union entstanden ist, lassen sich in Multiparameter-Tests bis zu 150 Organismen gleichzeitig nachweisen: krankmachende Keime und toxische Algen ebenso wie sogenannte Bioindikatoren – zum Beispiel bestimmte Kieselalgen –, die nur bei guter Wasserqualität vorkommen. „Die Qualität von Oberflächengewässern kostengünstig, effektiv und schnell zu analysieren, ist gerade im Sommer ein – im wahrsten Sinne des Wortes – heißes Thema. Das Forschungsprojekt ‚Rheines Wasser’ ist für uns daher eine wichtige Feldstudie zum Praxiseinsatz unseres neuen Chips“, erläutert Dr. Holger Eickhoff, Chef der Scienion AG, die sich auf die Analytik mittels Mikroarrays spezialisiert hat. „Nach der Probenaufbereitung finden die eigentliche Durchführung und Auswertung des Tests an der Hochschule Furtwangen und bei Scienion in Berlin statt. Ich bin sehr gespannt, welche Verteilung von Mikroorganismen wir von der Quelle bis zur Mündung des Rheins finden werden.“ Vorstellen wird Prof. Dr. Andreas Fath erste Ergebnisse seiner einzigartigen Vermessung des Rheinwassers auf dem Hansgrohe Wassersymposium am 13. November 2014.

Passion für Chemie und Schwimmen

Die beiden promovierten Chemiker Holger Eickhoff und Andreas Fath haben sich während des Studiums in Heidelberg kennen gelernt. Allerdings nicht im Hörsaal, sondern beim Schwimmtraining. Tatsächlich sind beide sowohl Forscher mit Leib und Seele als auch passionierte Freiwasserschwimmer. Entsprechend war es für den Scienion-Chef selbstverständlich, dass er ein Teilstück einer Etappe gemeinsam mit Andreas Fath im Rhein schwimmt. „Es ist unglaublich, was das Team um Prof. Dr. Andreas Fath mit dem Projekt ‚Rheines Wasser’ auf die Beine gestellt hat“, so Eickhoff. „Als Projektpartner für die Wasseranalytik mit Mikroarrays wollte ich unbedingt auch einmal die Atmosphäre und den Gang der Experimente vor Ort erleben. Und das hat sich voll gelohnt.“ Auch weil Holger Eickhoff gemeinsam mit dem „schwimmenden Professor“ das Schlussstück der Etappe nach Bonn im Rhein zurückgelegt hat und ihn ein Stück weit ziehen konnte. „Holger Eickhoff ist frisch und hat mich mit seinem Tempo ganz schön gefordert“, gesteht denn auch Andreas Fath mit einem Lachen.