Die häusliche Pflege kostet viel Energie und Kraft. Deshalb müssen sich die pflegenden Angehörigen, aber auch das Pflegepersonal in den Einrichtungen vor Überlastungen und Überforderungen bewahren. „Rasch können große Anstrengungen in der Pflege kippen und zu einer Überforderung führen“, erklärt Barbara Dees vom Frauenbüro Südliche Weinstraße. Sie gibt zu bedenken, dass Demütigungen, Vernachlässigungen oder die Isolation als Gewalt gewertet werden muss. Im schlimmsten Falle kann eine Überforderung jedoch mit Schlägen und Misshandlung enden.
Informationen, Reflexion und Hilfen rund um das Thema „Gewalt in der Pflege“ soll ein öffentlicher Fachvortrag mit anschließender Podiumsdiskussion am Mittwoch, 4. September 2013 von 13 bis 18 Uhr im Pfarrheim „Heilig-Kreuz-Kirche“ (Augustinergasse 6) in Landau geben. Der renommierte Facharzt für Nervenheilkunde, Psychotherapeutische Medizin und Psychoanalyse Prof. Dr. phil. Dr. med. Rolf D. Hirsch widmet sich diesem Thema, das immer noch als Tabu gilt. Die Veranstaltung wird von STOPP, dem Interventionsprojekt gegen Gewalt an Frauen und ihren Kindern in der Südpfalz organisiert. Schirmherr ist Werner Reichert als Stellvertretender Vorsitzender des Präventionsrates.
„Wir möchten nicht moralisieren und Schuld zuweisen, sondern sensibilisieren“, so Evi Julier, die städtische Gleichstellungsbeauftragte. Die Veranstaltung kann präventiv wirken, aber auch ein niederschwelliges Angebot sein, um mit Beratungsstellen in Kontakt zu kommen.
Birgit Herdel vom Landauer Pflegestützpunkt berichtet von ihrer täglichen Arbeit: Pflegende, die mit der Pflege überfordert sind, begegnen ihr oft mit Aussagen wie, „Ich kann nicht mehr. Bringen Sie meine Mutter ins Altenheim, bevor etwas Schlimmeres passiert“. Nicht selten eskaliert die Situation erst nach Jahren. „Der Teufelskreis ist dann ohne professionelle Hilfe kaum noch zu durchbrechen“, so Herdel.
Der Pflegestützpunkt bietet professionelle Hilfe und Unterstützung an. Meist kann schnell eine Lösung gefunden werden. Es bestehe die Möglichkeit die pflegebedürftigen Personen in Pflegen oder Kurzzeitpflegen unterzubringen, auch eine Unterstützung durch ambulante Dienste bringen Entlastungen.
In Deutschland gibt es 2,3 Millionen pflegebedürftige Menschen und noch eine große Zahl Hilfebedürftiger, und davon werden rund zwei Drittel zu Hause betreut. In der Familie, hinter „verschlossenen Türen“ dringt die Gewalt wenig zu Dritten durch. Dazu kommt, dass viele alte Menschen kaum berichten. Deshalb ist es wichtig das Thema ein Stück in die Öffentlichkeit zu rücken. „Wir erhoffen uns durch die Veranstaltung auch Multiplikatoren“, so Evi Julier.
Eine Anmeldung ist noch bis 2. September 2013 unter 06341/940425 oder frauenbuero@suedliche-weinstrasse.de möglich.