Einweihung der erneuerten Klingenteichhalle

Kulturdenkmal saniert

Die Klingenteichhalle präsentiert sich nach der Sanierung in einem neuen Licht

Heidelberg – Rund zweieinhalb Jahre haben die Umbau- und Sanierungsarbeiten gedauert – nun ist die historische Klingenteichhalle in der Heidelberger Altstadt wieder für den Betrieb geöffnet.

Die 1896 errichtete Halle wurde nach Abschluss der umfangreichen Bauarbeiten am 27. April 2016 eingeweiht. „Durch die Sanierung konnten wir ein Heidelberger Kulturdenkmal erhalten. Die Klingenteichhalle ist erneuert worden und hat dennoch ihren über 120 Jahre gewachsenen Charme behalten“, sagte Oberbürgermeister Dr. Eckart Würzner. Die Sanierung der Klingenteichhalle wurde vom Bund als Modellprojekt mit rund 794.000 Euro gefördert. Die Gesamtkosten für die Maßnahme betragen knapp drei Millionen Euro. Damit hat die Stadt Heidelberg seit 2009 insgesamt circa 31 Millionen Euro in Neu- und Umbauten sowie die Sanierung von Sportstätten investiert.

Nach vielen Jahren intensiver Nutzung wies das Gebäude in der Klingenteichstraße 10 erhebliche Defizite baulicher, nutzungsspezifischer und insbesondere energetischer Art auf. „Wir wollten durch die Sanierung den Erhalt des denkmalgeschützten Gebäudes sichern und den energetischen Standard verbessern. Diese beiden Projektziele haben wir erreicht. Der Ausstoß von Treibhausgasen wird um circa 51 Tonnen pro Jahr reduziert“, sagte die Leiterin des städtischen Gebäudemanagements Xenia Hirschfeld. Der Primärenergiebedarf reduziert sich um 58 Prozent, der Endenergiebedarf um 48 Prozent. „Die große Herausforderung war, die Anforderungen in Hinblick auf Energieeinsparung und Unfallverhütung umzusetzen und dabei zugleich den historischen Charakter der Halle beizubehalten“, sagte Architekt Jürgen Mayer bei der Schlüsselübergabe. „Wir haben das zum Beispiel gelöst, indem wir die zum Schutz der Sportlerinnen und Sportler neu angebrachte Wandverkleidung ähnlich der ursprünglichen Holzvertäfelung gestaltet haben. Auf diese Weise konnten wir mit neuen Materialien und ergänzenden Elementen den zur Entstehungszeit vorhandenen Charakter einer Turn- und Festhalle wiederherstellen.“

Nutzung durch Schulen, Kindergärten, Vereine, Stadt und Jugendtreff

Die Erneuerung der denkmalgeschützten Klingenteichhalle erfolgte von November 2013 bis April 2016. Hauptnutzer und Mieter ist der Heidelberger Turnverein (HTV) 1846 e.V. Die Halle wird auch vom Hölderlin-Gymnasium für den Schulsport, vom Klingenteich- und dem Internationalen Kindergarten, von der Stadt Heidelberg zum Betriebssport sowie von der Diakonie zum Kindersport und zur Freizeitgestaltung genutzt. In dem Gebäude in der Klingenteichstraße 10 sind zudem der Jugendtreff CityCult und die Schützengesellschaft Tell 1906 e.V. untergebracht, ein Teil wird als Wohnung genutzt. Der Jugendtreff CityCult, der in Trägerschaft der evangelischen Kirche Heidelberg geführt wird, feierte zugleich am 27. April seine Wiedereröffnung in der direkt an die Halle angrenzenden „Villa Klingenteich“. Er hatte aufgrund der Sanierungsarbeiten vorübergehend umziehen müssen. Jugendliche aus dem CityCult beteiligten sich an der Einweihungsfeier ebenso wie der Nachwuchs des Heidelberger TV sowie Schülerinnen und Schüler des Hölderlin-Gymnasiums.

Die Fassade, Fenster und Dachflächen der Klingenteichhalle wurden energetisch unter denkmalpflegerischen Kriterien überarbeitet. Eine Außendämmung der Fassade war nur an der nicht denkmalgeschützten Westseite möglich. Die Fenster der Halle und der Umkleiden wurden erneuert, weitere einfachverglaste Fenster restauriert. Eine Wandverkleidung im Inneren der Halle schützt künftig bei Aufprällen, dahinter wurde eine Dämmung eingebaut. Auch die technische Ausrüstung wurde erneuert: Die Anlage zur Wärmeversorgung ist ebenso ausgetauscht worden wie die Lüftungsanlage, die nun Wärmerückgewinnung ermöglicht. Zudem verfügen die eingebauten LED-Leuchten über Tageslicht- und Bewegungsmelder. Die Halle ist nun teilweise behindertengerecht. Auch das Fluchtwegkonzept sowie die Sicherheitsaspekte der Hallennutzung wurden auf den neuesten technischen Stand gebracht.

Aufgebaut in solider Handarbeit

Die Vorgeschichte der Klingenteichhalle reicht bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts zurück: Der HTV hatte 1863 einen Sparfonds für den Bau einer Sportstätte  eingerichtet und 1895 die Grundstücke Klingenteichstraße 10 und 12 für 25.000 Mark ersteigert. Am 26. April 1896 erfolgte die feierliche Grundsteinlegung der Halle, die vom Architekten Wilhelm Mai geplant wurde. Die am Bau beteiligten Firmen gehörten fast ausnahmslos Vereinsmitgliedern. Sie stellten in solider Handarbeit, ohne Einsatz großer Baumaschinen, die Halle fertig, die vom 22. bis 24. August 1896 eingeweiht wurde. 

Im Ersten Weltkrieg wurde die Klingenteichhalle auch zu ärztlichen Untersuchungen der zum Heer berufenen Mannschaften und für vaterländische Abende genutzt. Während des Zweiten Weltkrieges diente sie zur Lagerung von Getreide und später zur Unterbringung von Lazaretteinrichtungen. Nach dem Krieg feierten vor allem die Basketballerinnen des HTV in der Klingenteichhalle Erfolge: Sie erreichten sieben Deutsche Meistertitel in den 1950 und 1960er Jahren und machten 1963 auch international von sich reden, als in der Klingenteichhalle das Spitzenteam aus Madrid im Europapokal bezwungen wurde. Im Jahr 1970 kaufte die Stadt die Halle, die 1976 für 900.000 Mark renoviert wurde.