Johannes-Diakonie: Im „Haus Aufstieg“ leben Menschen mit Behinderung und Studenten in einer Wohngemeinschaft zusammen

Gemeinsam den Alltag meistern

Linda Dove studiert an der Universität Mannheim und lebt seit September 2013 im „Haus Aufstieg“.

Am späten Nachmittag füllt sich die Wohnküche im Haus mit der Adresse „Im Aufstieg 1a“. Die Bewohner kommen von der Arbeit zurück. Es wird geplaudert und Kaffee getrunken. Und auch das gehört zum Abendprogramm: Putzdienste und Müll rausbringen – Alltag in einer Wohngemeinschaft. Was nach normalem WG-Leben aussieht, ist Teil eines neuartigen Wohnangebots, das die Johannes-Diakonie Mosbach in Mannheim unterhält. In einem Wohnhaus im ehemaligen Arbeiterviertel Gartenstadt leben acht Menschen mit Behinderung auf zwei Etagen und meistern – unterstützt von Mitarbeitern der Johannes-Diakonie – ihren Alltag so selbstständig wie möglich.

Sie gehen einkaufen, machen Ausflüge. Einige fahren mit öffentlichen Verkehrsmitteln zur Arbeit in die nahe gelegenen Werkstätten oder nutzen Angebote des örtlichen Turnvereins – ein Stück gelebte Inklusion. Das Wohnprojekt entstand auf Initiative der Eltern einer jungen Frau mit Behinderung, die ihrer Tochter ein möglichst selbstständiges Leben ermöglichen wollten. Die Stadt Mannheim unterstützte das Vorhaben und vermittelte den Kontakt zur Johannes-Diakonie.

Im „Haus Aufstieg“ wird Inklusion auch nach innen gelebt: Zur Wohngemeinschaft gehört Linda Dove. Die 22-Jährige studiert Wirtschaftspädagogik an der Universität Mannheim. Mit einem weiteren Studenten lebt sie im „Haus Aufstieg“ in frisch sanierten Zimmern. Miete zahlt sie keine, dafür hilft sie bei der Begleitung der übrigen Bewohner, Nachtdienste inklusive. Auch in ihrer Freizeit nimmt sie am Alltag der Wohngemeinschaft teil. Man trifft sich in der Küche, zum Essen oder eben zum Kaffee trinken.

Über die Studenteninitiative Enactus, die das Wohnprojekt unterstützt, war Dove auf das „Haus Aufstieg“ aufmerksam geworden. „Ich fand die Idee von Anfang an super“, sagt Dove. Bei einem Ausflug konnte sie die Bewohner des Hauses kennenlernen. „Wir haben zusammen gegessen und ich wurde gleich sehr herzlich aufgenommen“, erinnert sich Dove. Wenige Wochen später zog sie ein. Mindestens ein Jahr lang, bis zu ihrer Bachelor-Prüfung, möchte Dove noch im „Haus Aufstieg“ wohnen. Anschließend erwartet sie möglicherweise ein Auslandssemester. Dann heißt es wahrscheinlich Abschied nehmen.
Studentisches Wohnen soll aber eine tragende Säule im Konzept des Hauses bleiben, sagt der Leiter der Wohngruppe, Andreas Schubert: „Die Studenten sind ganz normal in den Dienstplan integriert.“ Die Unterstützung ist ihm hochwillkommen, denn das „Haus Aufstieg“ soll sich stetig weiterentwickeln. Noch sind nicht alle Wohnplätze belegt. Im Keller soll ein Kreativraum entstehen Auch die Kontakte und den Austausch innerhalb des Stadtquartiers möchte Schubert ausbauen. Ein Nachbarschaftsfest ist bereits geplant. Viele kleine Schritte, die dazu beitragen sollen, dass aus dem integrativen Wohnmodell ein Erfolgsmodell wird.

„Haus Aufstieg“ – neue Form der Begleitung

Mit dem „Haus Aufstieg“ beschreitet die Johannes-Diakonie Mosbach neue Wege bei der Begleitung von Menschen mit Behinderung. Das Gebäude in der Mannheimer Gartenstadt ist in Privatbesitz. Die Johannes-Diakonie unterstützt die Bewohner im Alltag und unterhält im obersten Stockwerk Büros. Im Mai 2013 zogen die ersten Bewohner ein. Noch sind nicht alle Wohnplätze belegt. Insgesamt sind 14 Plätze für Menschen mit Behinderung vorgesehen. Seit Herbst 2013 leben außerdem zwei Studenten in den Haus, die bei der Begleitung der Bewohner Unterstützung leisten.