Qualifizierte Fachkräfte für den Wirtschaftsstandort ein gemeinsames Ziel von Stadt und IHK

Michael Kundel (Vizepräsident der IHK für Rheinhessen), Oberbürgermeister Michael Kissel, IHK-Geschäftsführerin Andrea Wensch und Volker Roth (Wirtschaftsförderungsgesellschaft).

Um Themen der Zusammenarbeit zu besprechen, trafen sich der Vizepräsident der IHK für Rheinhessen, Michael Kundel, und IHK-Geschäftsführerin Andrea Wensch mit Oberbürgermeister Michael Kissel und dem Geschäftsführer der städtischen Wirtschaftsförderungsgesellschaft, Volker Roth, im Wormser Rathaus.

„Wir müssen aktiv werden und Ideen entwickeln, um dem drohenden Fachkräftemangel der Zukunft wirkungsvoll begegnen zu können“, beschrieb Michael Kundel mit wenigen Worten ein Szenario, das für den Wirtschaftsstandort Deutschland und somit auch für Worms problematische Folgen haben könnte.

Kundel, der hauptberuflich Vorstandsvorsitzender der in Worms ansässigen Renolit SE ist, spricht aus Erfahrung. Aus diesem Grund habe Renolit schon frühzeitig eine Kooperation mit dem Gauß-Gymnasium beschlossen, um jungen Leuten Einblicke ins Unternehmen zu gewähren und ihnen mögliche Perspektiven beim Übergang von der Schule in den Beruf aufzuzeigen. „Ab dem Jahr 2018 wird sich der „Pillenknick“ drastisch bemerkbar machen. Vor diesem Hintergrund sind Politik, Wirtschaftsförderung, Unternehmen, Bildungseinrichtungen sowie IHK und Handwerkskammer gleichermaßen gefordert“, setzt OB Michael Kissel auf gemeinsame Aktionen, Kampagnen und Netzwerke mit alle in Frage kommenden Akteuren.

Für die Gewinnung neuer Unternehmen und qualifizierter Fachkräfte bedürfe es auch der Optimierung der sogenannten „weichen Standortfaktoren“, betont Michael Kissel die Notwendigkeit des kontinuierlichen Ausbaus der Infrastruktur.

„Dazu zählen Betreuungsangebote in Kitas und Krippen, eine ausgewogene Schullandschaft und die FH ebenso wie die wohnbauliche Entwicklung, ein gut ausgebautes Straßennetz und ÖPNV-Angebote, gute Einkaufs- und Freizeitmöglichkeiten sowie attraktive Kulturangebote“, so OB Michael Kissel.  

Um dem Fachkräftemangel entgegen wirken zu können, werde man überdies auch auf Zuwanderung angewiesen sein. „Wir pflegen in Worms schon lange eine Willkommenskultur, die es ausländischen Mitbürgerinnen und Mitbürgern durch ein umfassendes Integrationskonzept erleichtert, sich im Miteinander der Kulturen in Worms eine Zukunft aufzubauen“, hebt Kissel hervor.

Im weiteren Gespräch mit Andrea Wensch und Michael Kundel wurde deutlich, dass eine engere Kooperation mit den Wormser Schulen erstrebenswert ist und gemeinsam auf den Weg gebracht werden soll.

„Für uns wäre als Einstieg zum Beispiel der Wormser Wirtschaftstag eine geeignete Plattform, um die Unternehmen und Schulleitungen  zusammenzubringen“, so die Vertreter der IHK.

Dieser Vorschlag erhielt ungeteilte Zustimmung von Volker Roth und OB Kissel, der ergänzend die  Einbeziehung von Schüler- und Schulelternvertretungen anregte.

Ein weiteres Thema bei der Zusammenkunft von Stadt und IHK war die Energiewende.

„Die Wormser Unternehmen haben erfolgreich am Energieeffizienztisch teilgenommen und investieren in hohem Maße in den Umwelt- und Klimaschutz. Die Umweltauflagen werden mehr als erfüllt“, verdeutlichte Michael Kundel. Gleichwohl habe die Energiewende aber auch unverkennbar ihre Schattenseiten für die Firmen. „Wir erbringen z. B. seitens Renolit etwa 7 Millionen Euro pro Jahr im Zuge der Energiewende. Geld, das uns – wie auch allen anderen Unternehmen – für wichtige Investitionen damit aber nicht zur Verfügung steht“, sieht Kundel ein damit verbundenes und ernsthaftes Risiko für die weitere Entwicklung und Wettbewerbsfähigkeit der Wirtschaft.

Auch seitens der Stadt stehe man dem  Erneuerbare-Energien-Gesetz mit der EEG-Umlage nicht ganz vorbehaltlos gegenüber, sondern sollte vorrangig bei der Energieeinsparung und –effizienz ansetzen, kommentierte Michael Kissel die Ausführungen des IHK-Vizepräsidenten und zeigte Verständnis für die Problemlage der Wormser Wirtschaftsbetriebe.

Wenig Hoffnung konnte der OB im Hinblick auf die Ausweisung großflächiger Gewerbeflächen machen. Nachdem der „Hohe Stein“ am Feldhamster gescheitert sei, blieben nur noch begrenzte Möglichkeiten der Gewerbeentwicklung und –ansiedlung übrig, bedauert Michael Kissel diesen gravierenden Einschnitt, dessen negative Folgen für den Wirtschaftsstandort Worms absehbar seien. Daher konzentriere man den Blick jetzt auf die Bestandspflege und Entwicklung im Bestand.