Zweisprachiges Elterncafé des Bildungsbüros

„Goldener Boden“ und Sprungbrett

Zusätzliche Stühle mussten organisiert werden, als an der Dietrich-Bonhoeffer-Werkrealschule ein zweisprachiges Elterninfocafé für die Eltern der 10. Klasse stattfand. Rektor Frank Bausch freute sich über den regen Besuch und begrüßte in seinen Eingangsworten die Initiative von Elternberaterin Halise Yüksel vom Bildungsbüro Weinheim, die die Veranstaltung mit ihrer Kollegin Güller Yildiz geplant und organisiert hatte.

„Immer wieder werden wir von Eltern gefragt, wie sieht eine Ausbildung im Handwerk aus, welche Karrierechancen bietet eine solche Ausbildung und wie kommt mein Kind nach einer Ausbildung noch zum Studium?“, beschrieb Jugendberufshelferin Sabine Casper von Job Central. Und sie erklärte: „Das hat uns bewogen, das Thema aufzugreifen.“  

Mit Alexandra Gehring von der Handwerkskammer (HWK) Mannheim hatte das Bildungsbüro Weinhei eine sachkundige Referentin gewinnen können. Detailliert stellte sie das Angebot der HWK vor und informierte über den Aufbau der betrieblichen Ausbildung und über möglichen Abschlüsse. In Deutschland gelte die Regel nach wie vor, dass Handwerk „goldenen Boden“ habe. Gleichermaßen könne es aber auch ein Sprungbrett sein. 

Jugendberufshelferin Sabine Casper von Job Central ist seit 2010 bei jedem Elterninfocafé des Bildungsbüros dabei, der an „ihrer“ Einsatzschule stattfindet. Sie stellte die konkreten Unterstützungsangebote von Job Central an der Schule und in der Beratungstelle vor. Auch Klassenlehrerin Tatjana Hening nahm sich viel Zeit für die Eltern und stand als weitere Ansprechpartnerin für berufliche Orientierung an der Schule zur Verfügung. 

„Die Durchlässigkeit des deutschen Bildungssystems zeigt sich darin, dass es sogar für Hauptschüler möglich ist, über eine Lehre mit nachfolgender Meisterprüfung, direkt an einer Universität zu studieren. Auch die Möglichkeit, zur besseren Finanzierung die Vorbereitung der Meisterprüfung in Teilzeit zu machen oder  Meister-BaföG zu bekommen, zeigt, dass die duale Ausbildung keine Einbahnstraßen ist“, fasste Ceylan Firat zusammen, die Leiterin der Fachstelle Eltern/Familien- Schule im Bildungsbüro.

Spontan meldete sich eine junge Frau zu Wort, die mit ihrer Mutter zu der Veranstaltung gekommen war. „Ich habe eine Lehre im Einzelhandel gemacht und es nicht bereut. Zwar gab es bei der Ausbildung Höhen und Tiefen, wie wohl überall im Leben. Wichtig für mich war, dass meine Eltern immer hinter mir standen und mich unterstützten. Ich habe festgestellt, dass es sich lohnt durchzuhalten“, war der Appell, den sie besonders an die anwesenden Jugendlichen richtete. „Mein Ziel, selbst eine Filiale im Einzelhandel zu leiten, hat mir ebenfalls geholfen durchzuhalten. Nun werde ich die Meisterprüfung angehen.“ 

Sabine Casper ergänzte: „ Gerade in der 10. Klasse kommen manche Jugendlichen an ihre Grenzen. Für Eltern ist es beruhigend zu wissen, dass eine Ausbildung keine Sackgasse ist, sondern andere Möglichkeiten eröffnet. Ich erlebe daher, dass die Bereitschaft, eine Ausbildung anzustreben, zunimmt.“

Schon während der Veranstaltung konnten Eltern mit der Jugendberufshelferin Kontakt aufnahmen, um konkrete Schritte einzuleiten. Für eine Teilnehmerin, war es das erste Mal, dass sie an einer Veranstaltung der Schule teilgenommen hat und sie ist auch gleich mit Tatjana Hening,  der Lehrerin ihres Kindes, ins Gespräch gekommen.

„Das wird nicht das letzte Mal sein“, freute sie sich. Für eine Mutter, mit geringen Deutschkenntnissen, war die Übersetzung der Informationen ins Türkische besonders wichtig. Das zeigt mir, dass wir mit unserer Arbeit auf dem richtigen Weg sind“, freute sich Elternberaterin Halise Yüksel. 

Das  Elterninfocafé fand im Rahmen des Projektes „TEMA“ statt, das die Beratung von Familien mit Migrationshintergrund ermöglicht und vor allem mit Mitteln des Europäischen Sozialfonds sowie dem baden-württembergischen Ministerium für Finanzen und Wirtschaft aber auch der Stadt Weinheim,  der Freudenberg Stiftung sowie des Schulverbands Nördliche Badische Bergstraße Hemsbach finanziert wird.