Mehr als 400 Besucher beim Tag des offenen Denkmals am 14. September 2014 im Dom zu Speyer

Buntes Programm zum Thema „Farbe“

Tag des offenen Denkmals am Dom zu Speyer.

Wenn am Tag des offenen Denkmals historische Bauten und Stätten ihre Türen öffnen, dann sind bundesweit Millionen von Architektur- und Geschichtsliebhabern zu Streifzügen in die Vergangenheit eingeladen. Im Dom zu Speyer bietet traditionellerweise der Dombauverein ein vielfältiges und gut besuchtes Programm.

„Der Dombauverein Speyer gestaltet dieses Angebot in enger Zusammenarbeit mit dem Domkapitel Speyer um auf die Besonderheit und Schönheit dieses Gotteshauses aufmerksam zu machen“, so der Vorsitzende des Vorstands Dr. Wolfgang Hissnauer. „Dadurch sollten Besucherinnen und Besucher motiviert werden den Erhalt der Kathedrale zu unterstützen – durch eine Spende oder durch die Mitgliedschaft im Dombauverein Speyer e.V.“.

Wer wollte, konnte direkt vor Ort bereits einen Mitgliedsantrag stellen, wovon einige Besucher auch Gebrauch machten.

Bereits eine halbe Stunde vor dem offiziellen Beginn war die Vorhalle des Doms gefüllt mit Menschen, die sich für eines der Angebote anmelden wollten. Mehr als 400 sollten in den nächsten Stunden an einem der Vorträge teilnehmen. Fachleute lenkten hier den Blick der Besucher auf Details, die einem ungeschulten Auge verborgen bleiben. Etwa 25 ehrenamtliche Helfer aus den Reihen des Dombauvereins waren an Organisation und Durchführung beteiligt.

In diesem Jahr stand der Tag unter dem Motto „Farbe“. Eine Führung von Dr. Barbara Schmidt-Nechl, Mitglied im Vorstand des Dombauvereins, griff das Thema auf und lenkte das Augenmerk auf die Farbigkeit des Speyerer Doms. Dabei spielte vor allem der charakteristische Farbwechsel zwischen rotem und gelbem Sandstein eine Rolle. Darüber hinaus wurde deutlich, dass neben dieser natürlichen Farbigkeit der Steine von Beginn an eine farbliche Innen- und Außengestaltung vorhanden war, von der heute allerdings so gut wie nichts erhalten geblieben ist.

Nur in Teilen wurde die überaus farbenfrohe Ausmalung des 19. Jahrhunderts bewahrt. Im Mittelschiff des Doms kündet heute noch der Marienzyklus von dieser Gestaltung. Anders als die übrigen Bilder und Ornamente wurde dieser aus Respekt vor der Patronin des Doms nicht entfernt. Der ehemalige Chefredakteur des Pilgers, Klaus Haarlammert, erläuterte als Kenner der Materie die Bedeutung und theologische Aussage der Fresken.

Ebenso wie die Bemalung der Domwände ging im Verlauf der Jahrhunderte die farbige Verglasung der Fenster verloren. Im Gegensatz zu heute tauchten ursprünglich farbige Glasmalereien den Innenraum in ein mystisches Licht. Bei der großen Domrenovierung um 1960 wurden einige Splitter der originalen Verglasungen gefunden, die eine teilweise Rekonstruktion erlaubten. Dr. Anke Elisabeth Sommer berichtete in einem Vortrag im südlichen Querhaus von dieser verlorenen Farbigkeit.

Eine besonders prachtvolle Farbigkeit bekamen die Besucher der Domsakristei zu sehen. Dort wurde ihnen der Codex Aureus gezeigt. Dieses kostbar gestaltete mittelalterliche Evangeliar wurde im Auftrag des Kaisers Heinrich III. 1046 in Echternach für den Speyerer Dom angefertigt. Später kam es in den Escorial in Spanien. Ein Faksimile wurde dem Dom vom spanischen König geschenkt, so dass es heute bei besonderen Gelegenheiten gezeigt werden kann. Domkapitular Karl-Ludwig Hundemer sprach voller Bewunderung und mit voller Begeisterung über dieses Kleinod mittelalterlicher Buchkunst.

Eine Besonderheit des Tags des offenen Denkmals ist es, dass immer auch Bereiche zugänglich gemacht werden, die ansonsten nicht für Besucher geöffnet sind. In diesem Jahr führte der Weg über das Dach des Doms. Vom nordöstlichen Turm ging es über das nördliche Querhaus zum Gewölbe des Hauptschiffs mit seiner gewaltigen Holzkonstruktion. Diese ist neueren Datums und ist entsprechend nicht nach dem neuesten Stand der Denkmalpflege ausgeführt. Ergänzt wurde die Begehung des Domspeichers durch einen Bildervortrag der die Entwicklung der Domdächer über die Jahrhunderte. Der ehemalige Dombaumeister Alfred Klimt, dem der Dom über Jahrzehnte anvertraut war, ließ die Besucher an seinem Wissen teilhaben.

„Der Denkmalschutz ist ein dynamischer Prozess“, ließ er die Zuhörer wissen. „Manches, was man vor 50 Jahren gemacht hat, würde man heute mit Sicherheit anders lösen.“

Der Tag des offenen Denkmals ist eine Initiative der Deutschen Stiftung Denkmalschutz und findet jährlich am zweiten Wochenende im September statt.