WIESBADEN – Nachdem die Polizei und die Staatsanwaltschaft nach dem schweren Busunfall 2019 am Hauptbahnhof Kenntnis von Gaffern und Filmenden bekommen hatte, begannen umfangreiche Ermittlungen.

Eine Person wurde inzwischen identifiziert nach einem weiteren Handyfilmer wird nun mit einem Bild aus einer Überwachungskamera gefahndet. Ihm drohen ebenfalls drastische Konsequenzen. Anstatt zu helfen, hat der Tatverdächtige andere Personen abgedrängt um weiter zu filmen. Das hat nun Folgen wegen seines rücksichtslosen, menschenverachtenden Handeln.

Dazu teilt die Polizei und die Staatsanwaltschaft mit:

(ho)Nachdem unmittelbar nach dem schweren Busunfall am
Wiesbadener Hauptbahnhof am 21.11.2019 Gaffervideos vom Unfallort und den dort
verletzten Personen veröffentlicht wurden, hat dies nun für die dafür
verantwortlichen Personen ernste Konsequenzen. Der Busunfall, bei dem ein Mann
getötet und 28 weitere Personen verletzt wurden, hat großes öffentliches
Interesse, Trauer und Bestürzung ausgelöst. Als umso verwerflicher wurde es
angesehen, dass Passanten unmittelbar nach dem Unfall die Szenerie und die
Verletzten mit ihren Handys aufgenommen haben, anstatt Hilfe zu leisten. Die
Wiesbadener Staatsanwaltschaft und die Polizei haben hat dies zum Anlass
genommen, gegen diese Personen Ermittlungsverfahren, wegen unterlassener
Hilfeleistung und Verletzung des höchstpersönlichen Lebensbereiches durch
Bildaufnahmen (§ 201 a StGB) einzuleiten und konsequent vorzugehen.

Ein 38-jähriger Mann aus Wiesbaden konnte bereits am 14.12.2019 von einem
Beamten des 1. Polizeireviers als mutmaßlicher Tatverdächtiger identifiziert
werden, als dieser in anderer Sache auf dem Revier Strafanzeige erstatten
wollte. Die Beschlagnahme seines Handys als Beweismittel und für die Auswertung
der Bildaufnahmen war nur eine der sofort gegen den Mann eingeleiteten
polizeilichen Maßnahmen. Nach einem Beschluss des Amtsgerichtes Wiesbaden gehen
nun die Ermittlungsbehörden mit einer Öffentlichkeitsfahndung gegen einen
weiteren Mann vor, der ebenfalls dringend verdächtig ist, die Bilder vom
Unfallort unmittelbar veröffentlicht zu haben. Die Zurschaustellung der
Hilflosigkeit der von dem Unfall betroffenen Menschen erscheint nach dem
Beschluss des Amtsgerichtes Wiesbaden derart eklatant und entwürdigend, dass
diese Maßnahme getroffen wird, um den Täter zu identifizieren.

Die Bilder für die Öffentlichkeitsfahndung stammen aus der Videoüberwachung
eines am Unfallort stehenden Linienbusses. Es ist zu erkennen, dass der Filmende
am Unglücksort sogar andere Personen abdrängt, um seine Aufnahmen zu machen,
obwohl mindestens ein Zeuge versucht, den Mann vom Filmen des Verletzten
abzuhalten. Das gefertigte Video versendete der Beschuldigte über einen
Nachrichtendienst, wo es von zahlreichen Nutzern weiterverbreitet wurde.

Neben den ohnehin umfangreichen Ermittlungen zur Aufklärung der Unfallursache
setzen Staatsanwaltschaft und Polizei bewusst einen Schwerpunkt bei der
Aufklärung des Sachverhaltes, um neben der strafverfolgenden Zielrichtung ein
deutliches Signal zu setzen, dass solche Handlungen inakzeptabel sind. Jeder
Bürgerin und jedem Bürger, der Zeuge solcher oder ähnlicher Vorfälle wird,
sollte bewusst sein, dass es sich nicht lohnt, so schnell wie möglich
Bildmaterial von betroffenen Personen zu veröffentlichen. Im Gegenteil.
Menschen, die derartig handeln, riskieren ein mögliches Strafverfahren, die
Beschlagnahme des Handys und weitere ernstzunehmende Konsequenzen bis hin zu
einer Verurteilung vor Gericht.

Aus gutem Grund hat die Hessische Polizei bereits unterschiedliche Initiativen
ins Leben gerufen, um gegen das Phänomen von Gaffervideos vorzugehen. Die
Menschen sollen zum Umdenken animiert werden, sich in die Perspektive der Opfer
versetzen und sich mit den Folgen für die Betroffenen auseinandersetzen. Filmen
Sie nicht sondern helfen Sie!

Im Falle des Busunfalles am Wiesbadener Hauptbahnhof bittet nun die
Ermittlungsgruppe des 1. Polizeireviers um Hinweise aus der Bevölkerung.
Personen, die Angaben zur Identität der abgebildeten Person machen können,
werden gebeten, sich unter der Telefonnummer (0611) 345-2140 zu melden.

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