Landessportlerwahl 2012: Lilli Schwarzkopf, Raphael Holzdeppe und Katrin Schultheis/Sandra Sprinkmeier machen das Rennen

img-43166-130113_Landessportlerwahl.jpg

Lilli Schwarzkopf bei den Frauen, Raphael Holzdeppe bei den Männern und Katrin Schultheis/Sandra Sprinkmeier bei den Mannschaften heißen die Gewinner der Landessportlerwahl 2012 des Landessportbundes Rheinland-Pfalz (LSB). Die Ehrung fand mit 250 Freunden, Familienangehörigen und Wegbegleitern der Athleten am Sonntagabend im Foyer des Landesfunkhauses des SWR in Mainz statt. In der Sendung „Flutlicht“ wurden die Sieger hernach auch der Öffentlichkeit vorgestellt.

Raphael Holzdeppe, Olympia-Dritter von London im Stabhochsprung mit 5,91 Metern, hat bei der Landessportlerwahl den zuletzt zweimal in Folge siegreichen Weitspringer Christian Reif als „Sportler des Jahres“ abgelöst. Der 23 Jahre alte Athlet des LAZ Zweibrücken, dem im olympischen Stabhochsprungfinale gleich zweimal eine persönliche Bestleistung gelang, erhielt 19,18 Prozent der abgegebenen Stimmen. 2012 legte der Überflieger eine „Traumsaison“ hin, wie Laudatorin Carolin Hingst herausstellte. „Sechs Meter irgendwann zu springen, dass ist immer noch mein großer Traum“, rief Holzdeppe, der im Trainingslager in Südafrika weilte und nicht persönlich vor Ort sein konnte, Flutlicht-Moderator Christian Döring quer über den Äquator zu. Hingst traut ihm dies ohne weiteres zu. Auf Platz zwei landete wie im Vorjahr Ruderer Richard Schmidt vom RV Treviris Trier mit 18,17 Prozent der Stimmen. Der 25-Jährige, der vor einem Jahr den Sieg nur knapp verpasst hatte, saß im Deutschland-Achter, dem Flagschiff des Ruderverbandes, das bei den Olympischen Spielen seiner Favoritenrolle gerecht geworden war und sich erstmals seit 1988 wieder die Goldmedaille geschnappt hatte. Platz drei bei der mittlerweile 17. Auflage der Sportlerwahl erreichte Florettfechter Peter Joppich von der Coblenzer Turngesellschaft 1880. Auf den vierfachen Einzel-Weltmeister entfielen 17,23 Prozent der Stimmen. Joppich gewann bei den Spielen in London mit dem deutschen Nationalteam Bronze.

Bei den Frauen setzte sich Lilli Schwarzkopf mit 19,94 Prozent der Stimmen durch. Die 29 Jahre alte Leichtathletin der LG Rhein-Wied musste in London ein veritables Drama durchleben, ehe sie ihren olympischen Erfolg sicher hatte. Nach dem finalen 800-Meter-Lauf wurde die Siebenkämpferin zunächst disqualifiziert, weil sie angeblich ihre Bahn verlassen haben sollte. Letztendlich wurde ihr aber doch Silber zuerkannt. Nach ihrem Achillessehnenriss geht es Schwarzkopf übrigens jeden Tag besser: „Ich komme wieder in die Koordination – demnächst kann ich nach Reha und Bauch-Beine-Po-Gymnasitik auch wieder ins Training einsteigen.“ Mit 18,59 Prozent landete Miriam Welte (RSC Kaiserslautern) auf Rang zwei. Für die 26 Jahre alte Radsportlerin war 2012 das mit Abstand erfolgreichste Jahr ihrer Karriere. Die dreifache Deutsche Meisterin (Keirin, 500 Meter und Teamsprint) erkämpfte sich in der Disziplin Bahn Mannschaftssprint den WM-Titel in Melbourne und vier Monate später Gold bei den Olympischen Spielen in London. Dritte wurde Fußball-Nationalspielerin Celia Okoyino da Mbabi mit 17,28 Prozent. Die 71-fache Nationalspielerin in Diensten des SC 07 Bad Neuenahr war im August mit deutlichem Vorsprung zu „Deutschlands Fußballerin des Jahres“ gewählt worden.

In der Kategorie „Team des Jahres“ landete das Kunstrad-Duo Katrin Schultheis/Sandra Sprinkmeier vom RV Mainz-Ebersheim mit 19,44 Prozent der Stimmen ganz oben auf dem Treppchen. Die beiden 28 Jahre alten Ausnahmesportlerinnen mit den riesengroßen Kämpferherzen sind das erfolgreichste Kunstrad-Duo der Welt. Trotz immensen Drucks gewannen Schultheis/Sprinkmeier bei der Heim-WM in Aschaffenburg bereits ihren fünften WM-Titel – dank starker Kür und starker Nerven. Außerdem glänzten sie im Jahr 2012 als Deutsche Meisterinnen und Gesamtsiegerinnen der German Masters – und verbesserten die Weltbestleistung auf stolze 160,75 Punkte. „Wir sind noch mit so viel Spaß beim Training dabei, da denkt man noch nicht ans aufhören“, versicherte Sprinkmeier im Gespräch mit SWR-Moderator Marius Zimmermann. Den zweiten Platz ergatterten die Vulkan-Ladies Koblenz/Weibern (18,59 Prozent). Nach dem Aufstieg in die Frauenhandball-Bundesliga sind die Vulkan-Ladies ein neues Sport-Highlight für Koblenz und Rheinland-Pfalz. Zu ihren Heimspielen begrüßen sie manchmal 1500 Besucher. Die äußerst erfolgreichen Para-Dressurreiterinnen Hannelore Brenner, Britta Näpel und Dr. Angelika Trabert hatten mit je zwei Medaillen bei den Paralympics in London dem Team Rheinland-Pfalz nicht nur in den Einzeldisziplinen einen warmen Medaillenregen beschert, sondern auch in der Teamwertung Silber gewonnen. Bei der Landessportlerwahl kam das Trio mit 17,09 Prozent auf einen beachtlichen dritten Platz.

Der Nachwuchs-Förderpreis, den der Landessportbund zum vierten Mal verlieh, ging an Schwimmer Kevin Wedel von der SG EWR Rheinhessen-Mainz und Para-Leichtathletin Maike Hausberger. Hausberger stieg binnen vier Jahren aus dem Nichts in die Weltklasse auf. Bei den Paralympics in London kam die gerade 18 Jahre alt gewordene Schülerin des Saarbrücker Rotenbühl-Gymnasiums zwar im Weitsprung „nur“ auf Platz neun, aber im 400-Meter-Finale steigerte das ehrgeizige Bewegungstalent seinen im Vorlauf erzielten Deutschen Rekord nochmals um 0,14 Sekunden. In 1:10,45 Minuten sicherte sich die linksseitig körpergelähmte Sportlerin, die das Trikot des PST Trier trägt, einen tollen fünften Rang. Auch der gleichaltrige Wedel sorgte 2012 für positive Schlagzeilen. Bei den Jugend-Europameisterschaften im Juli im belgischen Antwerpen schnappte sich der 18-Jährige Silber über die 400 Meter Lagen und Rang fünf über 200 Meter Lagen. Im Oktober feierte der Schützling von Coach Lothar Schubert einen prima Auftakt beim topbesetzten Kurzbahn-Weltcup der Aktiven in Berlin. Viermal startete Wedel, viermal erzielte er eine Bestzeit.

Von „erstklassigen Repräsentanten des rheinland-pfälzischen Spitzensports“ sprach LSB-Präsidentin Karin Augustin bei der Feierstunde, die bereits zum vierten Mal im SWR-Funkhaus stattfand. „Wir sind stolz auf sie.“ Insgesamt 17 Medaillen bei den Olympischen Spielen und den Paralympics seien „ein Erfolg wie seit 30 Jahren nicht mehr – und die Euphorie wird weitergehen“. Basis für all diese Erfolge ist der organisierte Sport in Rheinland-Pfalz. „Es war wieder eine unglaublich eindrucksvolle Liste an Sportlern, die zur Wahl standen“, sagte Sportminister Roger Lewentz. „Sie haben Rheinland-Pfalz wunderbar repräsentiert und dem deutschen Sport Glanz verliehen.“ In den Augen von Werner Schröter, LSB-Vizepräsident Leistungssport, kann sich „die sportliche Bilanz unserer Gladiatoren aus London mehr als sehen lassen – sie alle sind leuchtende Vorbilder für die Gesellschaft, für uns alle. Und sie sind ein Zeichen für die hohe Qualität des olympischen und nicht-olympischen Leistungssports in Rheinland-Pfalz“. In seinem Rückblick auf das Olympiajahr 2012 machte Schröter zudem deutlich, dass sich der rheinland-pfälzische Leistungssport kontinuierlich weiterentwickelt hat. „Den eigenen Nachwuchs zu fördern und in die Weltspitze zu führen statt fertige Athleten zu kaufen ist schwieriger und langwieriger für die Verantwortlichen, aber letztlich Bestätigung ihrer erfolgreichen Arbeit“, so Schröter. „Unser Nachwuchs muss spüren, dass wir auf ihn setzen, dass wir ihm vertrauen.“ Ein verlässliches Umfeld sei für die Athleten sehr wichtig. „Die Sportlerinnen und Sportler müssen sich einfach wohl fühlen, dann können sie auch die Leistung erbringen, die wir von ihnen erwarten.“

Die Ergebnisse der Landessportlerwahl 2012 im Überblick:

Sportlerinnen

  • Lilli Schwarzkopf (29, LG Rhein-Wied) 19,94 Prozent
  • Miriam Welte (26, RSC Kaiserslautern) 18,59 Prozent
  • Celia Okoyino da Mbabi (24, SC 07 Bad Neuenahr) 17,28 Prozent
  • Hannelore Brenner (49, Reitclub Hofgut Petersau) 15,99 Prozent
  • Britta Näpel (46, IG Therapeutisches Reiten Rhein-Main) 14,26 Prozent
  • Dr. Angelika Trabert (45, Reitclub Hofgut Petersau) 13,94 Prozent

Sportler

  • Raphael Holzdeppe (23, LAZ Zweibrücken) 19,18 Prozent
  • Richard Schmidt (25, RV Treviris Trier) 18,17 Prozent
  • Peter Joppich (30, Coblenzer Turngesellschaft 1880) 17,23 Prozent
  • Wojtek Czyz (32, 1. FC Kaiserslautern) 16,84 Prozent
  • Thomas Schmidberger (21, RSG Koblenz) 14,96 Prozent
    Dimitri Colupaev (22, SSV Undine Mainz) 13,61 Prozent

Teams

  • Katrin Schultheis/Sandra Sprinkmeier (beide 28, Kunstrad) 19,44 Prozent
  • Vulkan-Ladies Koblenz/Weibern (Handball) 18,59 Prozent
  • Para-Dressurreiterinnen (Reiten) 17,09 Prozent
  • JSV Speyer (Judo) 15,78 Prozent
  • FSV Kroppach (Tischtennis) 15,54 Prozent
    ASV Mainz 88 (Ringen) 13,56 Prozent