Friedberg/Rosbach: Neue Erkenntnisse zum noch immer ungeklärten Leichenfund von 1988 – Polizei bittet um Mithilfe

Friedberg/Rosbach – (ots) – Am Nachmittag des 21. Juni 1988 entdeckten Waldarbeiter im Stadtwald von Rosbach, unweit der Autobahn 5 in einem Entwässerungsgraben, einen skelettierten Leichnam. Die Auffindesituation deutete zweifelsfrei auf ein Tötungsdelikt hin, wenngleich die konkrete Todesursache aufgrund der fortgeschrittenen Verwesung damals nicht mehr festgestellt werden konnte.

Doch die Ermittlungen gerieten ins Stocken, weder einen Hinweis auf die Identität der Person, noch auf deren Mörder, konnten die Ermittler seinerzeit erlangen.

Im Jahr 2017 rollte die Staatsanwaltschaft Gießen gemeinsam mit der Kriminalpolizei in Friedberg den Fall neu auf. Es gelang durch diverse Gutachten herauszufinden, dass es sich um eine Frau handelte, deren Leichnam im Jahr 1988 an der Autobahn abgelegt wurde.

Hierbei gelang es dem Institut für Rechtsmedizin in Gießen aus einem Eckzahn des Leichnams DNA zu gewinnen. Ergebnis: Es handelt sich um eine Frau! Eine Frau, die nach den weiterführenden Untersuchungen der Gerichtsmedizin in Innsbruck europäischer Herkunft gewesen sein müsste.

Um noch nähere Informationen über die Abstammung und das Leben der Verstorbenen zu erhalten, erstellten Rechtsmediziner aus München unter Beteiligung von Fachleuten der Freien Universität in Amsterdam anhand des Schädels, der Zähne und der Haare der Toten ein sogenanntes Isotopengutachten.
Denn menschliches Körpergewebe enthält entsprechend seiner Bildungszeit geografische Informationen aus unterschiedlichen Lebensphasen einer Person von ihrer Kindheit bis hin zum Tod.
Mittels einer solchen Isotopenanalyse konnte festgestellt werden, dass die unbekannte Tote am ehesten in Gebirgsregionen im südöstlichen Polen oder grenznahen Gebieten der Ukraine aufgewachsen sein muss. In der Pubertät wäre ein Ortswechsel in südliche Alpenregionen, beispielsweise in die Schweiz oder Norditalien, denkbar.

Im letzten Lebensabschnitt dürfte die Frau sich hingegen nicht in Europa aufgehalten haben, da die in dieser Phase aufgenommene Nahrung für einen Aufenthalt in Indien oder anderen meeresnahen, südasiatischen Regionen spricht. Erst wenige Wochen vor ihrem Tod dürfte die Verstorbene nach Mitteleuropa/Deutschland zurückgekehrt sein. Durch die toxikologischen Untersuchungen der Haare war zudem feststellbar, dass die Frau keine Konsumentin von Betäubungsmitteln gewesen ist.

Im weiteren Verlauf der Ermittlungen erstellten Sachverständige der Hochschule Mittweida überdies eine computergestützte Gesichtsweichteilrekonstruktion der unbekannten Toten. (siehe Foto)

Zusammenfassend ergibt sich folgendes Personenprofil:
  • schlanke Frau im Alter von 25 – 35 Jahren, geboren zwischen 1953 und 1963
  • mittelbraune, gelockte Haare
  • zuletzt Trägerin eines goldfarbenen Ohrsteckers, vermutlich in Sternform
  • etwa 1,65 m groß
  • Schuhgröße: 34-35
  • 17 Zahnfüllungen (überwiegend Silberamalgam) ausgeprägter Vorbiss
  • Blutgruppe A
  • aufgewachsen in Gebirgsregionen im südöstlichen Polen oder grenznahen Gebieten der Ukraine in der Pubertät ggfs. Ortswechsel in südliche Alpenregionen, z. B. Schweiz oder Norditalien lebte längere Zeit in Indien oder anderen meeresnahen, südasiatischen Regionen
  • Rückkehr nach Mitteleuropa/Deutschland Mitte 1988
  • keine Drogenkonsumentin

Leider fehlt trotz der neuen Erkenntnisse und umfangreicher Ermittlungen noch immer der entscheidende Hinweis, um wen es sich bei der Frau handelte.
So bleibt auch ihr Mörder bis heute unbehelligt.

Vielleicht kennen Sie ja die Frau? Oder können Sie Hinweise zur Identiät dieser Frau geben ?
Hinweise bitte an die Polizei in Friedberg, Tel.: 06031/601-0.

Die Sendung “Hallo Deutschland” des ZDF griff am 08.01.2019 den “cold case” auf und berichtete über die umfangreichen und schwierigen Ermittlungen in diesem Fall.

Der Fall bei uns im Internet: https://k.polizei.hessen.de/447150015