Speyer: Bischof Wiesemann predigt bei Pontifikalamt zum Jahresschluss im Dom zu Speyer

Bischof Dr. Karl-Heinz Wiesemann bei der Predigt. (Foto: Bistum Speyer)
Bischof Dr. Karl-Heinz Wiesemann bei der Predigt. (Foto: Bistum Speyer)

Speyer – Beim Pontifikalamt zum Jahresschluss im Dom zu Speyer erlebten die Gottesdienstbesucher einen nachdenklichen Bischof Dr. Karl-Heinz Wiesemann. In seiner Predigt forderte er Liebe statt Hass, Solidarität statt Egoismus, Gemeinschaft statt Ausgrenzung und Unmenschlichkeit. Er appellierte, sich nicht von Angstmachern leiten zu lassen, sondern auf Gott zu vertrauen und anderen Hoffnung und Liebe zu geben. Zur Messe am Silvester-Nachmittag kamen wie jedes Jahr mehrere hundert Gläubige in die Kathedrale.

Wiesemann bezeichnete zu Beginn den Gottesdienst zum Jahresschluss als wertvolle Stunde, um Gott das Vollendete und Unvollendete in die Hand zu legen, inne zu halten und Dank zu sagen, sich zu besinnen und um Gott um Mut und Kraft für das neue Jahr zu bitten.

In seiner Predigt rief der Bischof die Gläubigen dazu auf, sich auf sich selbst zu besinnen und sich nicht von anderen oder einem vermeintlich vorgegebenen Schicksal leiten zu lassen. Jeder solle seiner Berufung folgen, dem, was einem von Kindheit an ins Herz, in die Seele, in die Biografie geschrieben ist. „Und dem muss man folgen, auch wenn es unbequem erscheint“, betonte er. „Das ist der Stern, dem man nachgehen muss – und ohne den man seine Bestimmung verliert.“ Davon dürfe man sich auch in schwierigen Zeiten nicht abbringen lassen.

Mädchenchor, Domsingknaben, Domchor und Dombläser unter der Leitung von Domkapellmeister Markus Melchiori gestalteten den Gottesdienst musikalisch. (Foto: Bistum Speyer)
Mädchenchor, Domsingknaben, Domchor und Dombläser unter der Leitung von Domkapellmeister Markus Melchiori gestalteten den Gottesdienst musikalisch. (Foto: Bistum Speyer)

Bischof Wiesemann bezog die Musik des Komponisten Robert Schumann und Worte des Kabarettisten Hanns Dieter Hüsch in seine Predigt ein. Darauf aufbauend schlussfolgerte er: Gott bestimme den Rhythmus der Zeit, unser Leben und Sterben. „Er setzt auf uns, er hofft auf uns, dass wir seinen Segen gegen allen Hass, gegen alle Ausgrenzung und Unmenschlichkeit von Haus zu Haus an die Türen schreiben, nageln, mit aller Leidenschaft in die Herzen versenken, dass wir alle Kinder Gottes sind, dass wir uns nicht verkriechen, sondern uns einmischen und seine Revolution der Liebe verkünden.“ Die Gläubigen sollten nicht ruhen, „bis der ganze Wahn des Egoismus, ob er als Narzissmus oder Neokapitalismus daherkommt, entlarvt ist und die Seele wieder ein Instrument der Zärtlichkeit wird, des Mitfühlens, der Solidarität, der völkerverbindenden Gemeinschaft.“ Menschen dürften sich nicht von twitternden Narzissten, Populisten oder Schwarzmachern bewegen lassen. Der Bischof rief auf, so wie Robert Schumann mit seiner Musik die „gute Mär“, die gute Botschaft, zu überbringen.

Zum Ende des Pontifikalamtes zum Jahresschuss wurde traditionell das Allerheiligste ausgesetzt und verehrt. In diesem Rahmen bat Karl-Heinz Wiesemann Gott um Beistand. Ein jubelndes „Te Deum“ setzte den glanzvollen Schlusspunkt der Messe.

Die musikalische Gestaltung übernahmen der Mädchenchor, die Domsingknaben, der Domchor und die Dombläsern unter anderem mit einem Kyrie und Gloria von Charles Villiers Stanford und dem Tantum ergo B-Dur von Anton Bruckner. Die Leitung hatte Domkapellmeister Markus Melchiori. Die Orgel spielte Domorganist Markus Eichenlaub.