Ludwigshafen: Neues Verpackungsgesetz löst keine Müllprobleme – Verbraucherzentrale Rheinland-Pfalz und Mitgliedsverbände fordern Nachbesserungen und nehmen Handel in die Pflicht

Müllberg Quelle: Pixabay
Müllberg Quelle: Pixabay

LUWIGSHAFEN – Deutschland ist Europameister bei der Produktion von Verpackungsmüll. Jährlich fallen gut 18 Millionen Tonnen Verpackungsmüll an. Pro Einwohner sind das 220 Kilogramm pro Jahr, Tendenz steigend. Am 1. Januar 2019 tritt ein neues Verpackungsgesetz in Kraft.

Dieses räumt allein dem Recycling hohe Priorität ein, statt Anreize für die Vermeidung von Verpackungsmüll zu schaffen, so die Kritik der Verbraucherzentrale Rheinland-Pfalz und drei ihrer Mitgliedsverbände. Gemeinsam mit dem Land Frauen Verband Rheinhessen (LFV Rhh. e.V.), dem Katholischen Deutschen Frauenbund (KDFB) und der Arbeitsgemeinschaft evangelischer Haushaltsführungskräfte (AEH) fordert die Verbraucherzentrale anlässlich der europäischen Woche der Abfallvermeidung, das neue Verpackungsgesetz nachzubessern.

Bundesregierung muss nachbessern

Die Verbraucherschützer und die oben genannten Verbände fordern die Bundesregierung auf, die Vorgaben des Verpackungsgesetzes voll auszuschöpfen, sowie zeitnah im Sinne des Verbraucher- und Ressourcenschutzes zu verbessern:

Abfallvermeidung ernst nehmen

Die Höhe der Lizenzgebühren in den dualen Systemen für Verpackungen muss so gestaltet werden, dass umweltfreundlich verpackte Produkte günstiger werden.

Mehrweg fördern

Einweg muss eingedämmt werden. Dies kann durch höhere Abgaben, eine Ausweitung des Pfandsystems und verpflichtende Mehrwegquoten geschehen. Mehrweg- und Einwegverpackungen müssen deutlich und verpflichtend gekennzeichnet werden, damit Verbraucherinnen und Verbraucher sie klar erkennen und unterscheiden können.

„Mogelpackungen“ verhindern

Es sind verbindliche Mindeststandards festzulegen, ab wann ein Produkt als übermäßig verpackt gilt. Für Verstöße müssen Bußgeldtatbestände in die Gesetze und Verordnungen eingeführt werden.

Handel muss Verantwortung übernehmen

Der Handel sollte möglichst wenig verpackte sowie vermehrt lose Lebensmittel, wie Obst und Gemüse, anbieten.

Seit Jahren sinkt der Anteil von Getränken in Mehrweggebinden. Vor allem die Discounter bieten vorwiegend Einweg-Getränke an. Sie sind gefordert, vermehrt Mehrwegflaschen anzubieten.

Der Handel ist zur Rücknahme von Verpackungen verpflichtet. Auf diese Möglichkeit sollte er deutlich erkennbar hinweisen.

Verbraucher zeigen im Laden die Rote Karte

Konsumenten setzen ein Zeichen, wenn sie überflüssige Verpackungen nach dem Bezahlen im Laden lassen. Dadurch wird der Abfallberg zuhause ein wenig abgebaut und Händler verstehen, dass weniger Verpackungen gewünscht werden.

Verpackungsmüll – weniger ist mehr

Auch Online-Shopping und To-Go-Verpackungen tragen zu einer Zunahme des Verpackungsmülls bei. Mehrwegboxen für den Versand und Mehrwegbecher für den Kaffee unterwegs leisten einen guten Beitrag zu weniger Müll.

Weitere Alltagstipps gegen überflüssigen Verpackungsmüll bietet die Verbraucherzentrale auf ihrer Internetseite unter www.verbraucherzentrale-rlp.de/plastik.

Ab dem 19. November gibt es in den Beratungsstellen Mainz, Koblenz und Ludwigshafen auch Infoecken zum Thema.

Hintergrund:

Die Europäische Woche der Abfallvermeidung findet vom 17. bis 25. November statt. Sie bietet jährlich im November die zentrale Plattform für Akteure aus Kommunen, Wirtschaft, Bildung und Zivilgesellschaft, um ihre Projekte vorzustellen, Alternativen zur Wegwerfgesellschaft aufzuzeigen und zum Umdenken aufzurufen.

Über die Verbraucherzentrale

Die Verbraucherzentrale Rheinland-Pfalz ist eine anbieterunabhängige, überwiegend öffentlich finanzierte, gemeinnützige Organisation. Seit mehr als 50 Jahren informiert, berät und unterstützt sie Verbraucherinnen und Verbraucher in Fragen des privaten Konsums und vertritt Verbraucherinteressen bei Unternehmen, Politik und Verbänden. Die Verbraucherzentrale hat 20 Mitgliedsverbände und über 90 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Vorstand ist Ulrike von der Lühe.

Arbeitsschwerpunkte sind Verbraucherrecht, Telekommunikation und Medien, Versicherungen und Finanzdienstleistungen, Energie und Bauen, Lebensmittel und Ernährung sowie Gesundheit und Pflege. Anlaufstellen für persönliche Beratung sind sechs Beratungsstellen und sechs Stützpunkte in Rheinland-Pfalz. Ratsuchende können sich auch telefonisch oder per E-Mail beraten lassen. Im Internet ist die Verbraucherzentrale unter www.verbraucherzentrale-rlp.de zu finden.