Limbach: Professionelle Strukturen bewähren sich: Kinderschutz stand erneut im Mittelpunkt einer Sitzung des Jugendhilfeausschusses – Meldezahlen gesunken

Limbach. Von den professionellen Strukturen der Kinderschutzarbeit im Jugendamt des Neckar-Odenwald-Kreises konnten sich die Mitglieder des Jugendhilfeausschusses am Mittwoch (24.) bei einer Sitzung in Limbach erneut überzeugen.

„Es gibt im Aufgabenspektrum des Landratsamtes kaum ein Thema, das die Menschen so bewegen kann, aber auch kaum eines, das so schwer beherrschbar ist“, sagte Landrat Dr. Achim Brötel in seinen einführenden Worten. Daher sei es von großer Bedeutung, dass das Amt seit 2015 die Abläufe noch einmal überprüft habe.

Wie im konkreten Fall vorgegangen wird, stellte dann der stellvertretende Leiter des Fachdienstes Soziale Dienste, Pascal Heffner, zusammen mit Jugendamtsmitarbeiterin Sandra Hollerbach vor. Hollerbach zeigte anhand eines anonymisierten Fallbeispiels, mit welch hohem Aufwand das Amt seine Wächterfunktion nach einer Kinderschutzmeldung ausübe. Für die Ausschussmitglieder sehr eindrücklich erläuterte sie, wie man eine Familie, deren Kinder akut gefährdet waren, über Monate eng begleitet hatte. „Es ist uns gelungen, die Situation so zu gestalten, dass die Kinder in der Familie bleiben können, ihr Wohl aber nicht mehr gefährdet ist“, sagte Hollerbach. Das sei natürlich immer das Ziel, oftmals bliebe aber auch nichts anderes übrig, als die Kinder zumindest vorübergehend aus der Familie zu nehmen.

Es sei dabei Sache jedes Jugendamtes, wie es die eigenen Standards auf Basis der rechtlichen Grundlagen definiere, ergänzte Heffner. „Und wir haben uns entschieden, das Korsett möglichst eng anzulegen.“

Nach 156 Kinderschutzmeldungen im Jahr 2016 sei die Zahl im Jahr 2017 glücklicherweise auf 116 gesunken, wobei dabei immer noch 184 Kinder betroffen waren, so Heffner weiter. Meist seien körperliche Misshandlungen und Vernachlässigung der Anlass für das Eingreifen, emotionale Misshandlungen und häusliche Gewalt spielten aber eine zunehmend wichtige Rolle. Bestimmte Brennpunkte könne man dabei nicht ausmachen, solche Fälle gebe es überall im Landkreis. Das mache es zum Teil auch sehr schwer, die Ressourcen effizient zu planen. Auf Basis der Daten habe sich das Amt noch einmal selbst hinterfragt, ob man zu sensibel reagiere. Es habe sich jedoch gezeigt, dass in der ganz überwiegenden Zahl der Fälle die eingeleiteten Maßnahmen genau richtig gewesen seien.

Um bewusst gewollte oder unabsichtliche Gefährdungen von Kindern zu vermeiden, müsse man bestimmte Familien eng begleiten, was sehr aufwändig sei. „Kinderschutzarbeit bindet Ressourcen“, gab Heffner den Ausschussmitgliedern mit. Nach wie vor werde im Bereich der Ausbildung investiert. Auch nehme man an dem Projekt „Qualitätsentwicklung im Kinderschutz“ unter wissenschaftlicher Begleitung des Deutschen Jugendinstituts teil. „Und doch gibt es leider nie eine absolute Sicherheit“, sagte Heffner.

Das betonte auch der Landrat, der den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern dankte. „Diese Arbeit erfordert ein besonders hohes Maß an Verantwortung und ich bin froh, dass wir hier so gut aufgestellt sind“, sagte Brötel. Dem Dank schlossen sich die Ausschussmitglieder an, die es begrüßten, dass die Verwaltung das Thema regelmäßig auf die Tagesordnung setzt.

Anschließend erhielt der Ausschuss einen Bericht über die Auswirkungen der 2017 in Kraft getretenen Reform des Unterhaltsvorschussgesetzes. Seitdem werden die Leistungen bis zum 18. Lebensjahr gezahlt, die bisherige Höchstbezugsdauer von 72 Monaten entfiel. Allein die Zahl der laufenden Fälle habe sich dadurch nahezu verdoppelt, erklärte der zuständige Fachdienstleiter Tobias Wanschura in einer Präsentation. Für das Jahr 2019 rechne man mit zusätzlichen jährlichen Aufwendungen in einer Höhe von circa 400.000 Euro. Die Anträge könnten aber weiterhin zügig bearbeitet werden. „Und während andere ihren Personalbestand verdoppelt haben, ist der Neckar-Odenwald-Kreis mit lediglich einer halben zusätzlichen Stelle ausgekommen“, betonte Wanschura.

„Wir waren schon immer gut beraten, solche Gesetzesänderungen genau zu analysieren und danach einen kühlen Kopf zu bewahren. Das hat sich hier auf jeden Fall wieder bewährt “, unterstrich der Landrat abschließend. Dieser dankte auch Bürgermeister Thorsten Weber für die Bereitstellung der Räumlichkeiten. Weber hatte den Ausschussmitgliedern zu Beginn seine Gemeinde vorgestellt.